Hochsensibel = empfindlich oder sensibel stark? Okt. 9, 2025

Alles über Hochsensibilität: Merkmale, Mythen, Ursachen, Tests und Praxistipps

„Sie sind wie die Heldin dieses Märchens von Hans Christian Andersen.“

„Ach ja?“ Ich schaute meinen Arzt überrascht an? Heldin? Märchen? Ich saß bei ihm wegen wochenlang anhaltender Kopfschmerzen in Migränestärke, samt Geräusch- und Lichtempfindlichkeit.

„Jaaaa …“ sagte er und holte Luft: „Sie sind wie die Prinzessin auf der Erbse.“

Er gab mir dann noch die Empfehlung, ich solle meinen „Lebensstil verändern“ (sprich: mir einen ruhigen, anspruchsloseren Job suchen).

Ich war trotz meiner Erschöpfung verärgert und fassungslos – und hatte insgeheim Angst, er könnte Recht haben. (Hatte er nicht: Ich litt zusätzlich zu meiner Hochsensibilität zu dem Zeitpunkt an einem weit fortgeschrittenen Burnout, der das meiste der akuten Beschwerden erklärte. Und dann wieder doch: Denn ich verstand irgendwann, dass ich den Job nicht ändern musste, weil er zu anstrengend für mich Sensibelchen war, sondern weil er – typisch werteorientiert-hochsensibel – nicht mehr zu meinen Werten und Entwicklungswünschen passte).

Der Arzt war übrigens wirklich wohlwollend und auch hilfsbereit – aber in Hinsicht auf die dann doch noch richtig gestellte Diagnose. Die Geschichte meines Burnouts werde ich an anderer Stelle teilen.

Hier geht es um Hochsensibilität – und darum, warum sie oft selbst von Fachleuten völlig falsch verstanden wird (etwa einseitig als Schwäche oder „Superpower“) – und darum, was sie wirklich ist.

In den letzten Jahren haben mir Menschen, die ich begleite – von denen viele auch hochsensibel sind-, wunderbare Fragen dazu gestellt. Etwa:

  • Ist Empathie immer gut?
  • Wie kann ich verhindern, dass ich mir selbst schade, wenn ich so offen bin?
  • Ich bin nicht hochsensibel. Ich bin ja keine Mimose – oder?
  • Bin ich verrückt oder weiß ich manchmal wirklich, was andere fühlen und denken?
  • Warum nehme ich andere so viel wichtiger als mich selbst? Ich weiß ja, dass das dumm ist.
  • Ist mein Partner oder Kind vielleicht auch hochsensibel? Und wenn ja, wie kann ich ihnen helfen?
  • Sind wir heute nicht alle überstimuliert durch die vielen Reize, Medien und schockierende News?
  • Wie kann man sich als hochsensibler Mensch vor Dauerreizen und Überlastung schützen, wenn zugleich man auch viel bewirken will? Oder ist es die klügere Lösung, sich zurückzuziehen?
  • Bin ich als Hochsensible:r besonders Burnout-gefährdet?

Darum geht es in diesem Blogartikel. Und um die Frage:
Was ist Hochsensibilität wirklich – und warum wird sie oft verkannt?

Hochsensibilität ist keine Krankheit

„Du bist zu empfindlich!“

Diesen Satz hören manche Menschen im Laufe ihres Lebens von ihrem Umfeld öfters. Manche Mitmenschen meinen es wahrscheinlich aber auch durchaus gut, im Sinne von „Nimm dir das doch nicht so zu Herzen!“

Auch das ist eine hochsensible Märchenfigur von Hans Christian Andersen: Die kleine Seejungfrau. Anders als die ewig „pienzige“ Prinzessin auf der Erbse verstehe ich ihr Dilemma sehr viel besser – die Sehnsucht nach dem Verstandenwerden, die so groß ist, dass jede Grenze überschritten wird und just die innere Stimme geopfert. Nun, es war einmal … denn das Muster lässt sich verändern.

Die ersten drei Jahrzehnte meines Lebens machte mich das stets fuchtig. Denn es stimmte aus meiner Sicht überhaupt nicht. Ich hatte definitiv ein anderes Selbstbild: Das von einer toughen Kämpferin! (War ich auch!). Ich war schon immer in der Lage gewesen, eine ganze Menge auszuhalten. Mehr als die meisten anderen, hätte ich sogar gesagt.

Doch irgendwann dämmerte mir, dass nicht alle so viel wahrnahmen und innerlich erlebten, was sie hätten „aushalten“ müssen wie ich. Irgendwann stieß ich auf den Begriff „hochsensibel“. Ich war skeptisch: Meint das nicht diese ewig überlasteten Frauen, die nur um sich und die eigenen Empfindungen kreisen und immer Migräne haben, wenn eine Anstrengung auf sie zukommt?

Doch ich selbst bekam irgendwann auch immer öfter Migräne. Und je mehr ich über Hochsensibilität las und ehrlich in mich hineinspürte, desto klarer wurde mir: Das trifft auf mich zu.

Mir gingen nach und nach ganze Kronleuchter auf, warum ich oft gestresst war – während andere scheinbar tiefenentspannt blieben. Warum ich oft Entwicklungen früher richtig einschätzte als die meisten (und dafür „Kassandra“ genannt wurde). Warum ich zwar Menschen liebe und Verbundenheit einer meiner höchsten Werte ist – und ich dennoch viel Zeit für mich alleine brauche.

Ich machte damals die üblichen Selbsttests (dazu unten mehr) und sie schlugen alle stark aus. Interessanterweise habe ich heute, obwohl ich meine Sensibilität viel weniger verdränge als damals, niedrigere Werte in diesen gleichen Tests. Denn ich habe inzwischen gelernt, mit den Herausforderungen, die mit Hochsensibilität einhergehen, ganz anders umzugehen – und nutze zugleich die Stärken, die darin liegen.

Hochsensibilität – noch so ein Trend?

Der Begriffs der Hochsensibilität wurde Ende der 1990er Jahre von der amerikanischen Psychologin Elaine Aron geprägt. Sie hatte beobachtet – an sich selbst und vielen ihrer KlientInnen – dass einige Menschen eine im Vergleich zum Durchschnitt erhöhte Sensitivität aufweisen. Sie bezeichnet einen solchen Menschen als „Highly sensitive person“ (HSP wird oft als Abkürzung verwendet und ist auch im deutschen Sprachraum gebräuchlich). Ihrer Schätzung nach weisen 10-15% aller Menschen diese Eigenschaft auf. Das ist auch der Wert, der von den meisten Quellen zitiert wird. Eine objektive und validierte Messung oder Studie dazu ist mir nicht bekannt.

Hochsensibilität ist nach allgemeinem Verständnis keine „Krankheit“ und entsprechend auch keine Diagnose. Sondern es handelt sich nach Auffassung der meisten um eine „Charaktereigenschaft“.

Die Grunddefinition lautet: erhöhte Empfindlichkeit des Nervensystems, größere Offenheit der Wahrnehmung + tiefere Verarbeitung

Forschung – ausbaufähig

Der Stand der Forschung ist leider noch nicht sehr ausgeprägt – vor allem, da man dem Phänomen keinen Krankheitscharakter zuschreibt und insofern Forschung Finanzierungsherausforderungen hat. Trotzdem gibt es schon eine Vielzahl spannender Studien! Hier gibt es eine Übersichtsseite zu Studien, die sich mit Hochsensibilität auseinandersetzen. Hier findet sich ein weiterer Forschungsreader der Ruhr-Universität Bochum, Abteilung „Genetic Psychology“.

Hochsensibilität ist keineswegs gleichzusetzen mit Schwäche – sie ist vielmehr eine Stärke und bietet für die Einzelnen wie auch ihr Umfeld und die Gesellschaft an vielen Stellen wertvolle Impulse. Zugleich ist sie zutiefst subjektiv und schwer messbar. Umgekehrt ist sie auch keine Ausrede: viele Hochsensible entdecken vielmehr einen tieferen Sinn darin, der ihnen einen speziellen Beitrag in der Welt ermöglicht.

Und sie ist auch kein Trend, da es diese Charaktereigenschaft schon immer gegeben hat. Offenbar tritt sie auch im Tierreich auf.

Dennoch: Der Begriff wurde, besonders in den letzten Jahren, inflationär von vielen genutzt – von Medien, Coaches und Sinnsuchenden.

Bei einigen trieb das seltsame Interpretations- und Identifikations-Blüten und man könnte fast den Eindruck gewinnen, es handle sich bei HSP um eine Art Übermensch oder Gesandte zur Rettung der Menschheit („Starseeds“). Oder aber um Opfer ihrer überfeinen Wahrnehmung, die nur mit Hilfe intensiven Coachings lernen können, damit überlebensfähig zu sein. Und dann gibt es noch die Fraktion, die Hochsensibiltät als Superpower sieht und mit Vielbegabung und Hochbegabung gleichsetzt. (Was die geheime „Superpower“ angeht, stimme ich zu!)

Sind Nicht-Hochsensible unsensibel? Keineswegs!

Letztlich sind aus meiner Sicht alle Menschen zu hoher Sensibilität fähig. Das kann man bei Babys und Kindern sehr gut sehen. Der Hauptunterschied zwischen „normal Sensiblen“ und Hochsensiblen ist jedoch meines Erachtens, dass letztere immer mehr wahrnehmen, während die Mehrzahl der Erwachsenen sich zwar auf eine Empfindung oder Wahrnehmung willentlich einlassen kann und diese dann genauso „fein“ und empathisch spürt, aber eben viel mehr Wahlmöglichkeit darüber hat als HSP.

Normalsensible sind genauso fähig zu tiefer Feinfühligkeit – wenn sie es wollen. Der Unterschied zu Hochsensiblen ist, dass letztere ihre Feinfühligkeit nicht willentlich an oder -abschalten können.

Manche Menschen scheinen als Erwachsene auch ihre Sensibilität zu verlieren – sicher wird aber auch viel verdrängt und abgespalten.

Denn: Wer empfindet (sich) schon gerne als Mimose?

Mimose, ich?! Warum viele sich nicht als hochsensibel sehen

empfindlich, zart, schwach, nicht belastbar, übermäßig gefühlsbetont, unsachlich, hysterisch, irrational, verweichlicht, selbstbezogen, ausweichend, schmerzempfindlich, lasch, willenlos, unkonzentriert, überfordert

All das sind Attribute, die im allgemeinen Sprachgebrauch nahe an „sensibel“ stehen.

Wenn man genauer hinschaut, sind fast alle mit starker Abwertung verbunden. Und wenn man sich fragt, wer damit wohl beschrieben sein könnte, wird in den meisten Köpfen das Bild einer Frau auftauchen. Sensibilität wird stark mit Weiblichkeit assoziiert. Und wurde von der patriarchalen Gesellschaft über Jahrtausende abgewertet.

Hochsensibel als Karrieregift und Selbstbewusstseinsdämpfer

Kein Wunder, dass Männer sich besonders schwer tun, sich selbst zuzugestehen „sensibel“ zu sein. Insbesondere, wenn sie mit einem traditionellen Rollenbild aufgewachsen sind, haben sie ein echtes Dilemma!

Doch auch für Frauen ist das Label höchst unattraktiv – und potenziell karriereschädlich!

Vor allem aber weil die meisten, so wie auch ich, ein ganz anderes Selbstbild und Selbsterleben haben. Sie sind nicht schwach!

Die Macht der Worte: Was ist der passende Name?

Sie sind höchst engagiert, verantwortungsbewusst, fleissig und oft auch leistungsorientiert und idealistisch. Sie gehen regelmäßig weit über eigene Grenzen und auch „normale“ Grenzen hinaus…

Allerdings sicher auch oft in dem unbewussten Bestreben, etwas zu verbergen oder zu kompensieren, für das sie als Kinder beschämt wurden: „Sie doch nicht so empfindlich!“ „Stell dich doch nicht so an.“ „Reiss dich zusammen.“ „Das ist nicht so wie du sagst“ (Hochsensible haben feine Antennen für Wahrheit und Lüge, im Familiensystem werden sie oft zu Geheimnismitwissern und zugleich in ihrer Wahrnehmung verleugnet).

Dennoch spüren die meisten HSP – auch wenn sie das Label ablehnen oder gar nicht als auf sich zutreffend erkennen – dass sie neben einigen Herausforderungen auch seltene Stärken haben: Etwa vernetztes Denken, eine besondere Empathie oder feine Intuition. Viele geniessen auch die Intensität ihrer Wahrnehmung – etwa bei Kunst und Musik oder beim Essen.

Ich bevorzuge daher Begriffe wie „feinfühlig“, „sensitiv“ oder „hochsensitiv“, „intensiv wahrnehmend“ und „tief empathisch“ gegenüber „hochsensibel“.

Trotzdem trifft „sensibel“ exakt den Kern des Pudels: Hochsensible sind Sinnes- und Gefühls-orientiert.

Die drei Hauptachsen der Hochsensibilität

Es gibt Menschen, die haben eine laserartige Aufmerksamkeit. Und sie können switchen: Zwischn Input von außen und fokussierter Denkarbeit innen.

Genau dieser „Schalter“ zwischen „offen“ und „geschlossen“ fehlt bei Hochsensiblen … oder hat einen starken Wackelkontakt. HSP können sich dennoch tief konzentrieren und sehr tief verarbeiten. Aber sie brauchen dafür Reizabschottung.

Dieses einfache Bild soll helfen, eine der „Grundeinstellungen“ von hochsensiblen Menschen besser zu verstehen: die sensorische Reizoffenheit. Licht, Geräusche, Gerüche … all das wird intensiv wahrgenommen. Die Reizschwelle im Gehirn Hochsensibler ist niedriger als bei normal sensitiven Menschen. Wir alle bekommen pro Sekunde ca. 4 Mrd. Sinneseindrücke über unsere Sinne ins Gehirn. Bei den meisten schaffen es nur einige hundert bis ins Bewusstsein. Nicht so bei HSP: Sie nehmen mehr bewusst wahr – und können sich auch schlecht dagegen „wehren“!

Das führt natürlich schnell zu einer Überlastung der Verarbeitungsfähigkeit im Gehirn – und damit zu einer Daueraktivierung des sympathischen Nervensytems (Stressachse): Denn eine überbordende Menge von Informationen, die im Gehirn nicht vollständig auf Gefahr oder Sicherheit überprüft werden kann, aktiviert im Nervensystem Alarmbereitschaft (quasi: Man könnte ja etwas Gefährliches oder Relevantes übersehen haben).

Die zweite Achse der Informationsverarbeitung, die bei HSP anders ist als bei „Normalsensiblen“, ist die Tiefe der Informationsverarbeitung. Man kann sich dies so vorstellen, dass das Gehirn die unverdauten Informationen mehrfach durchgeht und schaut, was vielleicht doch noch relevant ist und im Zusammenhang mit anderen Wahrnehmungen steht. Diese Art des assoziativen und ganzheitlichen Verarbeitens von Eindrücken und Erfahrungen führt oft zu Gedanken- und Einfallsvielfalt (Kreativität), aber auch zu „intuitiven“ Einsichten und vernetztem Denken. (Man könnte auch sagen, dass die Grenze zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein durchlässiger ist).

Ein drittes Charkteristikum ist die besonders ausgeprägte Empathiefähigkeit von Hochsensiblen. Das mag mit stärker aktivierten Spiegelneuronen zusammenhängen, einer feineren emotionalen Wahrnehmung geschuldet sein oder ein Seiteneffekt des vernetzten Denkens, das es erlaubt, sich tief in andere hineinzuversetzen.

Negativ ausgedrückt, führen diese Grundeinstellungen dazu, dass HSP oft Schwierigkeiten haben, sich abzugrenzen: gegenüber Sinneseindrücken, Gefühlen und Erwartungen anderer Menschen und gegenüber eigenen Innenwahrnehmungen, Erwartungen und Ideen.

Und diese permanente Überflutung mit Eindrücken wiederum kann zu Daueranstrengung bis hin zu einem tiefen Gefühl von Überwältigtsein und Überforderung führen.

Es ist offensichtlich: Es gibt große Überschneidungen mit Aspekten von Autismus und ADHS – Mehrfach-„Diagnosen“ sind keine Seltenheit. Viele zählen Hochsensibilität daher auch zum Spektrum der Neurodivergenz. Dennoch gibt es auch vieles, was Hochsensibilität von diesen Erkrankungen unterscheidet. Vor allem aber: Hochsensibilität ist keine Diagnose!

Modell zur Beschreibung der 3 Achsen von Hochsensibilität: Sinne-Fühlen-Denken.
Von der Reizoffenheit zur Resonanzkompetenz: Jede hochsensible Person hat ein individuelles Profil auf diesen drei Achsen – und es ist je nach Lebensphase, Umfeld und Selbstregulation in einer bestimmten Dimensionen akzentuiert. Zugleich ist es lebenslang veränderbar in Richtung innerer Balance. (Grafik erstellt mit Canva, (c) Cornelia Lichtner, 2025)

Überblick: 3 Achsen der Informationsverarbeitung

  • SINNE – sensorische Reizoffenheit: Wahrnehmung einer Vielzahl von externen und internen Reizen mit durchlässiger Grenze zwischen „bewusst“ und „unbewusst“
    -> Schwäche: Überflutet-Fühlen
    -> Stärke: Kreativität, Intuition
  • DENKEN – tiefe Verarbeitung: ganzheitliches und assoziatives Denken samt Gedankenfülle -> Schwäche: Konzentrationsprobleme, Scannertum
    -> Stärke: Multipassioniertheit und vernetztes Denken
  • FÜHLEN – hohe Empathiefähigkeit: intensives Fühlen und Mitfühlen
    -> Schwäche: Mangelnde Abgrenzung und Durchsetzungsfähigkeit
    -> Stärke: Verbundenheit, Fürsorge und Werteorientierung

Vom „fehlenden gesunden Egoismus“

Sind Hochsensible immer verkappte Mutter Theresas? Wahrscheinlich nicht immer – aber meiner Beobachtung nach (bei mir selbst und bei hochsensiblen Klient:innen): Sehr häufig!

Idealismus, Altruismus bis hin zur Selbstschädigung und ein sehr feiner Gerechtigkeitssinn scheinen zur Grundausstattung von Hochsensiblen zu gehören:

Werte & Idealismus: starkes Bedürfnis nach Stimmigkeit, Leiden an Unstimmigkeit und Ungerechtigkeit

Ambivalenz & Entscheidungsschwierigkeiten: „eingebaute Mehrperspektivität“, schwerer Fokus auf die eigene Position

Außenorientierung: oft auf andere oder Umwelt gerichtet, weniger auf eigene Bedürfnisse

Es sind im Grunde sehr positive Eigenschaften – doch sie können den Betroffenen das Leben extrem schwer machen, besonders wenn sie sich in einem Umfeld befinden, das ihre hohen Werte und Standards nicht teilt und ihr Engagement nicht wertschätzt.

Das deutet darauf hin, dass diese Eigenschaften nicht nur aus der Sonnenseite der Psyche kommen, sondern zumindest teilweise auch aus der „Wunde“, die oft mit Hochsensibilität einhergeht. (Auf den möglichen Kontext von HSP und Trauma gehe ich weiter unten tiefer ein).

Empathie und Altruismus als „Folge“ von Neurobiologie?

Fangen wir zunächst mit der eher biologischen Seite an: Durch die starke Außenorientierung von HSP aufgrund der hohen sinnesbasierten Stimulation entwickelt sich schon früh die Gewohnheit, die Aufmerksamkeit mehr auf das Umfeld als auf sich selbst zu richten. So fein HSP andere spüren können, so schlecht sind sie oft darin, sich selbst zu spüren. Nicht weil sie es nicht könnten – im Gegenteil. Sondern weil die Außenorientierung sozusagen Vorrang hat in der gefühlten Relevanz.

Auch das lässt sich evolutionsbiologisch erklären: Wir wenden uns nur dann ganz unserem Inneren zu, wenn wir uns äußerlich sicher fühlen. Oder wenn wir durch starke innere Empfindungen wie Schmerzen dazu gezwungen werden. Daher ist es auch nicht ungewöhnlich, dass HSP besonders schmerzempfindlich sind: Denn ihr System hat gelernt, dass es „schreien“ muss, um die Aufmerksamkeit zu bekommen.

Ein schwaches Selbstwertgefühl als heimlicher innerer Antreiber

Doch manchmal steckt auch eine emotionale oder psychische Dynamik hinter der Präferenz für äußere Nöte gegenüber eigenen. Und hier wird es heiss: In vielen Fällen verbirgt die extreme Außenorientierung von Hochsensiblen vor ihnen selbst einen geringen Selbstwert. Das Gefühl des Wertvollseins erhalten sie mit anderen Worten stark übers Kümmern um andere, durch das Mitdenken und Mitfühlen – und durch „Leistung“. Ein Grundgefühl von „Ich genüge nicht“ kennen viele Hochsensible und es ist oft der heimliche innere Treiber für ihren großen Altruismus – neben einer echten, tiefen Empathiefähigkeit, die ebenfalls durch die Offenheit und Feinheit der Wahrnehmung bedingt ist.

Sind HSP besonders Burnout-gefährdet?

Wenn Menschen jahrelang über ihre Grenzen hinausgehen, um für andere da zu sein, kann sich auch „Empathie-Fatigue“ einstellen – eine Art HSP-Burnout, bei dem Betroffene von einem Gefühl starker innerer Sinnhaftigkeit durchs Helfen in Zynismus und innere Leere fallen – was sich durchaus als Depression manifestieren kann.

Übrigens sind Hochsensible noch aus einem noch weiteren Grund besonders Burnout-gefährdet: Sie leiden schnell unter kompletter Reizüberflutung, vor der sie sich nicht schützen können. Dazu kommt dann die hohe Empathie, hohe Verantwortung, feine Wertesensibilität und Leistungsorientierung

Von Symbiosen und Dysbiosen

Hier setzt auch eine spannende Erklärung an, warum Hochsensible so oft in tief verstrickte Beziehungen mit Narzissten gehen: Beide kennen die gleiche Urwunde – den mangelnden Selbstwert. Narzissten kompensieren dies durch Dominanz und Machtmanipulation. Empathen durch Sich-Nützlichmachen und Gebrauchtwerden. Beides sind im Extrem dysfunktionale Versuche, eine Bestätigung von außen zu erhalten für den inneren Schmerz der Selbstwertwunde. Die Strategien passen komplementär perfekt zusammen, was oft eine ungünstige und ungesunde Symbiose ergibt – aber letztlich natürlich auch die Chance birgt, dem Kernproblem ins Auge zu sehen.

Bin ich hochsensibel? Die wichtigsten Testfragen

Es gibt verschiedene Tests zum Thema Hochsensibilität. Wichtig ist mir hier der Hinweis: Tests sind Orientierung, keine Diagnose!

Im folgenden eine Übersicht der Tests, die ich persönlich gut finde:

https://www.zartbesaitet.net/hsptest/hsptest.php

https://www.high-sensitivity.de/test-bin-ich-hochsensibel (Übersetzung des Original HSP-Tests von Elaine Aron)

https://www.heiligenfeld.de/therapien/therapieangebote/hochsensible-menschen-mit-psychosomatischen-erkrankungen/selbsttest

https://hochsensibel-test.de/charaktereigenschaften/

https://www.psychologie-heute.de/leben/artikel-detailansicht/43389-test-bin-ich-hochsensibel.html

5 simple Leitfragen, die starke Hinweise auf Hochsensibilität geben

  1. Reagierst du stark auf Sinnesreize (Licht, Geräusche, Gerüche)?
  2. Spürst du Stimmungen und Erwartungen anderer oft deutlicher als dich selbst?
  3. Hast du ein intensives emotionales Innenleben und eine starke Intuition?
  4. Klingen Erlebnisse in dir tief nach – sei es Musik, Begegungen oder Gedanken?
  5. Fällt es dir schwer, Entscheidungen zu treffen, weil du viele Perspektiven gleichzeitig siehst?

Viele HSP spüren ihre Andersartigkeit auch intensiv und fühlen sich mitunter wie „Aliens“: Sehr allein in einer Gesellschaft, die für einen anderen Typ Mensch ausgelegt zu sein scheint!

Woher kommt Hochsensibilität eigentlich?

Die Rolle der Genetik

Wie wir schon gesehen haben, spielt bei der Hochsensibilität die Neuro-Biologie eine Rolle – und es gibt Hinweise, dass das Merkmal genetisch vererbt wird. Auch im Tierreich findet sich laut Studien ein gewisser Anteil der Population – man schätzt auch hier 15-20 Prozent -, der sensibler auf Reize reagiert als der Durchschnitt der Spezies. Die Theorie ist daher, dass die Hochsensibilität sich evolutionär als für die jeweilige Gesamtpopulation der Spezies hilfreiche Eigenschaft herausgestellt hat, da beispielsweise feinfühle Herdenmitglieder Gefahren früher und feiner wahrnehmen. Das ist ein Überlebensvorteil, besonders für Beutetiere und vulnerable Spezies wie beispielsweise auch wir Menschen.

Umwelteinflüsse als prägende Faktoren

Das „Differential Susceptibility Model“ von Michael Pluess hat die These, dass Hochsensible empfänglicher für Umwelteinflüsse sind – im Guten wie im Schlechten.

In belastenden Umgebungen haben sie ein stärkeres Risiko für Stress, Ängste und Überforderung. In nährenden Umgebungen entwickeln sie große Stärken (Resilienz, Kreativität, Empathie, Leadership).

Daher kann auch die gleiche genetische Disposition sehr verschiedene Ergebnisse haben, je nach Erziehung und Umfeld und Lebensereignissen.

Ich finde die These interessant, habe aber die Beobachtung, dass wahre Stärke und Resilienz eben gerade nicht nur auf nährenden Umgebungen basieren, sondern sich im Gegenteil geradezu typischerweise durch die reife Verarbeitung herausfordernder Erlebnisse ausprägen.

Erworbene Empfindlichkeit – Hochsensibilität und Trauma

Es klang ebenfalls schon an, dass vielfach auch eine erworbene Hoch- oder Hypersensibilität vorliegt. Erleben Menschen in frühen Jahren schwierige Bindungsstile durch ihre engsten Bezugspersonen, kann daraus ein Bindungstrauma entstehen. Das Kümmern um andere entspringt dann klar dem Versuch des kindlichen Ichs, in einer Umgebung, die als chaotisch und nicht fürsorglich erlebt wird, dadurch eben genau das herzustellen, was es braucht: Ein Gefühl von Sicherheit und Zugehörigkeit. Oder ein Kind erlebt Gewalt – verbale, psychische oder körperliche Übergriffe oder Bedrohungen, etwa durch alkoholkranke Angehörige – und lernt, sehr wachsam gegenüber seiner Umgebung zu sein. Diese Eigenschaft nennt man dann „hypervigilant“ – ein typisches Merkmal von Trauma.

Aus meiner Sicht sind aber keineswegs alle HSP traumatisiert. Hochsensibilität hat verschiedene Ursachen und ist ein Spektrum. Und viele der schwierigen Aspekte lassen sich positiv beeinflussen beziehungsweise man kann lernen, sie gut zu integrieren und sogar als explizite Stärken zu nutzen!

In vielen Fällen „begünstigt“ aus meiner Sicht allerdings eine angeborene Hochsensibilität eine Trauma-Reaktion auf Erlebnisse oder Beobachtungen des Lebens, da feinfühlige Menschen eben auch emotional tiefer reagieren als neurotypische Menschen.

Was uns zu der Frage bringt: Sind Hochsensible neurodivergent?

Hochsensibel und neurodivergent?

Viele Experten ordnen Hochsensibilität in das Spektrum der Neurodivergenz ein. Neurodivergenz bedeutet eine Abweichung vom normaltypischen neuronalen Verarbeiten von Informationen und Eindrücken. Die bekanntesten Formen von Neurodivergenz sind ADHS und Autismus – beide sind zugleich auch psychische Diagnosen. Hochsensibilität ist hingegen keine Diagnose.

Meiner Meinung nach ist die Einordnung von Hochsensibilität ins Neurodivergenz-Spektrum passend. Zumal die modernen psychischen Diagnosen – etwa im Rahmen der ICD 10 oder ICD 11 – alle auf beobachtbaren Phänomen basieren und nicht auf verschiedenen Erklärungsmodellen. Das Kriterium, ob etwas eine Erkrankung ist, ist üblicherweise auch die Frage, ob es mit einem Leidensdruck und Problemen im Alltag einhergeht. Das kann für Hochsensibilität genauso zutreffen wie für ADHS und Autismus – muss es (ebenso wie bei diesen beiden) aber nicht.

Exkurs: Nutzen und Risiken von Diagnosen

Mit anderen Worten: Wir brauchen meines Erachtens einen anderen Blick auf psychische Diagnosen und Einordnungen! Der Vorteil, eine Diagnose-fähige Beschwerde zu haben, liegt zum einen in der Möglichkeit, dann auch gezieltere Unterstützung im Umgang damit zu bekommen – etwa im Rahmen des Gesundheitssystems. Zum anderen ist ein möglicher Vorteil auch, etwa im Arbeitskontext einfordern zu können, dass im Sinne der Gleichstellung, Chancengleichheit und Teilhabe Rahmenbedingungen der Arbeit so angepasst werden, dass eben auch neurodivergente Menschen nicht benachteiligt sind.

Dem stehen aber auch Nachteile entgegen: Es droht die Gefahr der Stigmatisierung und Ausgrenzung von bestimmten Karrierewegen. Es mag zu Nachteilen kommen, bestimmte Versicherungen abzuschließen, wenn Diagnosen vorliegen (etwa Krankenversicherungen oder BU-Versicherungen schließen bei Vorerkrankungen möglicherweise den ganzen Bereich Psyche vom Versicherungsschutz aus – mit weitreichenden Konsequenzen, wenn man bedenkt, dass psychische Erkrankungen jeder Art zu den häufigsten Gründen für Arbeitsunfähigkeit gehören).

Eine Diagnose kann auch entlasten und helfen, bestimmte Dinge besser einzuordnen, mehr Verständnis für sich selbst zu entwickeln und eine Kommunikation über besondere Bedürfnisee gegenüber anderen erleichtern. Zugleich droht aber auch die Gefahr einer Überidentifizierung mit einer Diagnose seitens der Betroffenen, die dann zu einer Abwehr gegen jegliche Art von sozialer Einordnung und Orientierung an Normen führen kann – oder auch zu einer Rechtfertigung für eine passive Opferhaltung gegenüber dem Leben.

Ich persönlich finde es daher gut, dass Hochsensibilität keine Diagnose ist. Zumal ich darin trotz dem zweifelsohne oft vorhandenen Leidensdruck keine Sammlung von Defiziten und Symptomen sehe – genauso wenig wie in Autismus und ADHS. Sondern vielmehr eine riesige Ressource und viele einzelne darin angelegte „Superkräfte“, die Betroffene allerdings im Laufe des Lebens meist lernen müssen zu nutzen statt darunter zu leiden.

Die öffentliche Diskussion über diese Themen ist zugleich sehr wertvoll und wichtig, denn dadurch wächst auch das gegenseitige Verständnis und das Potenzialbewusstsein, das in diesen Eigenschaften steckt!

„Neurodivers“ ist nicht das Gleiche wie „neurodivergent“

Eine hilfreiche Einordnung ist, dass alle Menschen „neurodivers“ sind – das heißt, wir alle sind neurobiologisch verschieden, eben divers. Kein Gehirn gleicht dem anderen. Die Verknüpfungen der Milliarden von Nervenzellen sind bei jedem Menschen komplett einzigartig. Im Gegensatz zu dieser Neurodiversität spricht man dann von Neurodivergenz, wenn Menschen mehr oder minder deutlich vom Durchschnitt abweichen.

Doch die Frage, was denn dann eigentlich genau „neurotypisch“ ist, ist meines Erachtens mindestens ebenso spannend wie die Diskussion um Neurodivergenz an sich!

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ADHS, Autismus und HSP

Allen drei Formen der Neurodivergenz sind einige Eigenschaften gemeinsam:

  • Sie können sehr kreativ, intelligent und besonders feinfühlig wirken.
  • Sie teilen die Tendenz, von „normalen“ Systemen überfordert oder missverstanden zu werden.
  • Überlappungen gibt es besonders bei der Reizoffenheit und sozialem Stress.

Doch es gibt unterschiedliche Akzentuierungen und einige Besonderheiten:

  • ADHS: Probleme mit Impulskontrolle & Aufmerksamkeitssteuerung, teils auch Hyperfokus
  • Autismus: andere soziale Informationsverarbeitung, Meltdowns, Masking, starke Spezialinteressen
  • HSP: feine Wahrnehmung, tiefe Verarbeitung, schnelle Überstimulation, hohe Empathie und Intuition

Zwar kommen die meisten der genannten Stichworte auch bei den anderen Formen der Neurodivergenz vor. Aber mein Eindruck ist, dass es Schwerpunkte gibt, die die Ausprägungen letzlich voneinander unterscheidbar machen.

Stark vereinfachend ausgedrückt:
Hochsensibilität ist primär eine verstärkte Wahrnehmungs- und Verarbeitungstiefe.
ADHS eine Beeinträchtigung der Steuerung und Fokussierung von Aufmerksamkeit und
Autismus eine andere Art der Informationsverarbeitung, besonders im sozialen Bereich.

Zugleich muss man auch sagen, dass bei sehr vielen neurodivergenten Menschen mehrere Ausprägungen parallel vorliegen. Viele HSP sind also auch ADHSler und umgekehrt. Viele Autisten sind zugleich auch hochsensibel, und viele Hochsensible maskieren wie Autisten, usw.

Forscher untersuchen, inwieweit diese Ähnlichkeiten und Überlappungen damit zusammenhängen, dass die für die neurodivergenten Verarbeitungsstile zugrundeliegenden Gehirnareale die gleichen sind. Hier eine interessante Übersichtsstudie von 2018, die sich damit auseinandersetzt. (Acevedo, Bianca et al. “The functional highly sensitive brain: a review of the brain circuits underlying sensory processing sensitivity and seemingly related disorders.” Philosophical transactions of the Royal Society of London. Series B, Biological sciencesvol. 373,1744 (2018): 20170161. doi:10.1098/rstb.2017.0161)

Übersichtstabelle

MerkmalHochsensibilität (HSP)ADHSAutismus-Spektrum
ReizverarbeitungSehr fein, tief, schnell überreiztReizoffen, aber Probleme mit Filter/FokusHäufig überempfindlich, atypische Filterung
AufmerksamkeitEher stabil, außer bei ÜberstimulationKernthema: Fokus, ImpulsivitätKann sehr fokussiert oder sehr abgelenkt sein
EmotionenSehr empathisch, mitschwingendImpulsiv, emotional reaktivAusdruck/ Wahrnehmung von Gefühlen ist anders
Soziale WahrnehmungFeines Gespür für ZwischentöneOft impulsiv/ unstrukturiertSchwierigkeiten mit unausgesprochenen Regeln
Kreativität/IdeenHoch, intuitivSehr hoch, oft übersprudelndHoch, oft Detail- oder Spezialinteressen
Selbstregulations-fähigkeitGrundsätzlich intakt, trainierbarHäufig beeinträchtigtMeltdowns/ Shutdowns bei Überlastung möglich
Klinischer StatusPersönlichkeitsmerkmalEntwicklungsstörung (Diagnose)Entwicklungsstörung (Diagnose)

Hochsensible Verhaltens-Typen

Je nach persönlicher Lebensgeschichte und prägenden Erlebnissen, der aktuellen Umgebung und Lebenssituation (Rolle im Job und Familie) und persönlichen anderen Charaktermerkmalen, kann sich Hochsensibilität im Verhalten recht unterschiedlich zeigen:

  • Vorsichtige Versteher: Diese Menschen sind oft die stillen Versteher und nehmen neben vielen sinnlichen Nuancen auch Stimmungen und Erwartungen anderer sehr fein wahr. Sie sind aber in sozialen Situationen sehr schnell mit Reizen verschiedenster Art überfordert und schützen sich, indem sie sich zurückziehen. Aufgrund ihrer Selbstisolation leiden sie dann aber oft unter Einsamkeit und verpassen viele schöne Momente der Interaktion wie auch berufliche Chancen. Sie wissen, dass sie sensibler als andere sind – empfinden es aber leider oft mehr als Last denn als Stärke, zumal sie auch sozial stark missverstanden werden. Oft besteht auch aus der Entwicklung aus der aktuellen Situation heraus eine erhöhte Vulnerabilität – d. h. Verletzlichkeit. Dieser Typ entspricht am meisten dem kulturellen Stereotyp von Hochsensibilität.

  • Kreative Scanner (High Sensation Seeker): Diese Gruppe ist geprägt durch eine große Ideenfülle und hohe Kreativität. Dieser Typ – zu dem auch ich gehöre – liebt nicht nur die leisen Töne, sondern auch hohe Intensität. Meines Erachtens gibt es hier große Überschneidungen zu ADHS – und die Auseinandersetzung auch damit kann viele spannende Selbsterkenntnisse bringen. Die Herausforderung ist, dass die Scannereigenschaft oft dazu führt, Belastungsgrenzen zu übergehen. Diese Menschen wissen um ihre Feinfühligkeit, wirken auf andere aber oft viel robuster als sie sind, da sie willentlich die Grenzüberschreitung suchen und oft einen enormen, sozial bewunderten Output haben.

  • Empathische Systemiker: Menschen mit diesem Typ sind sehr leistungsfähig und verantwortungsvoll. Sie sind zugleich fein und „tough“ – oft auch scharfsinne und schnelle Denker, die Entwicklungen vorausahnen. Sie „funktionieren“ äußerlich weiter, auch wenn sie innerlich leiden. Das und ihre Fähigkeit, unausgesprochene Erwartungen seismografisch zu erfassen und übertreffen zu wollen, birgt ein sehr hohes Burnout-Risiko. Diese Menschen sehen sich selbst oft gar nicht als feinfühlig, da sie extrem ambitioniert und kraftvoll arbeiten. Ihre fein ausgeprägte Gefühlsebene betrachten sie als lästig und spalten sie ab, um zu funktionieren – außer, dass sie für andere mit übergroßer Empathie da sind. Die Identifikation mit dem Nicht-Empfindlich-Sein-Wollen ist so hoch, dass in einer Krise mit Leistungseinbruch das Selbstbild komplett erschüttert wird.

Natürlich gibt es Experten, die Hochsensibilitäts-Typen anders unterscheiden – etwa Patrice Wyrsch, der nach dem Grad der Vulnerabilität bzw. Funktionalität / Kompetenz im Umgang damit differenziert. Das Konzept der Vulnerabilität zu verstehen, ist aus meiner Sicht essenziell! Denn es zeigt auch Ansatzpunkte, mit individueller Verletzlichkeit gut umzugehen – sprich, auch resilienter zu werden. Es gibt eine spannende Studie, dass Achtsamkeit bzw. MBSR (Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion nach Jon Kabat-Zinn) HSP helfen, sich selbst besser zu regulieren – d.h. weniger unter ihrer Hochsensitivität zu leiden. (Soons, I., Brouwers, A., & Tomic, W. (2010). An experimental study of the psychological impact of a Mindfulness-Based Stress Reduction Program on highly sensitive personsEurope’s Journal of Psychology6(4), Article e228. https://doi.org/10.5964/ejop.v6i4.228)

Andere Experten wie Jutta Jorzik-Oels unterscheiden Typen nach dem Sinneskanal, der besonders sensibel wahrgenommen wird. Ich finde es sehr wichtig, über sich selbst zu wissen, welches der sensitivste Kanal ist – denn das ist auch oft der Kanal, über den sich unsere Intuition bevorzugt mitteilt.

Und natürlich kann man auch eine graduelle Typisierung der Hochsensibilität verwenden. Da die Ausprägung aber stark davon abhängt, wie stark selbstwirksam und innerlich integriert und achtsam HSP sind, kann der Grad der äußerlich beobachtbaren „Empfindlichkeit“ mehr oder weniger stark von der tatsächlichen inneren Sensitivität abweichen.

„Robuste Hochsensible“ – gibt es das?

Hochsensible können auch hochfunktional sein – wenn sie gelernt haben, sich zu regulieren, gesunde Grenzen zu setzen und wenn sie ihre tiefen Bedürfnisse und Stärken gut kennen. Mit „hochfunktional“ ist hier allerdings keine Anpassung an die Norm gemeint, denn das fördert eher Selbstverleugnung und damit Burnout-Risiken. Es geht vielmehr um Integration und gesunde Selbstführung.

Ich persönlich bin sicher weit entfernt davon, „robust“ zu wirken. Stark bin ich aber schon – beziehungsweise „selbst-integriert“. Mein Arzt von damals würde mich wahrscheinlich kaum wiedererkennen, so anders gehe ich heute mit meiner Feinfühligkeit um!

Ich habe mich inzwischen seit Jahrzehnten mit Achtsamkeit, Yoga, Philosophie, Beziehungen und Psychologie – und auch meinen versteckten inneren Antreibern – auseinandergesetzt. So habe ich letztlich mein inneres System in eine Harmonie gebracht und achte meine Stärken wie auch meine Schwächen liebevoll. Mein Selbstwertgefühl ist nicht mehr von meiner Leistung oder meiner „Nützlichkeit“ abhängig und ich habe meine Wertekonflikte rund um das Thema Arbeit gelöst, indem ich die Weichen grundlegend neu gestellt habe und heute das tue, was mich wirklich mit tiefem Sinn erfüllt: Nämlich andere feinfühlige Menschen unterstützen, in ihre sensible und empathische Kraft zu kommen!

Insofern bin ich aus eigener Erfahrung überzeugt, dass sich sensible Stärke lernen lässt – daher auch mein Motto „sensibel stark“! Diese Stärke ist dabei kein „bulletproof-Status“, sondern eine neue Art der inneren Balance, für die es einige essenzielle Lernfelder gibt!

Sensibel stark werden – wie geht das?

Um es vorweg zu nehmen: Allein das Lesen guter Ratschläge reicht nicht. HSP dürfen lernen, sich selbst und ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen und gut für sich zu sorgen. Zeit und Energie zu investieren, um einen neuen Umgang mit dieser Eigenschaft der Hochsensibilität zu lernen … mitten im Leben, mit Emotionen, Körperempfindungen und Denkprozessen.

Dabei finde ich auch wichtig zu sagen, dass niemand das ganz alleine machen muss – es gibt wunderbare Ressourcen wie Kurse, Coachings, Selbsterfahrungsformate und vieles mehr. Auch ich begleite in meiner Arbeit als Coach viele hochsensible Menschen. Die wenigsten kommen aber nicht wegen ihrer Hochsensibilität zu mir, was auch schlüssig ist: Denn die Hochsensibilität an sich ist nicht das Problem. Wenn man aber nicht gelernt hat, gut für sich zu sorgen, können sich daraus eine Reihe anderer Herausforderungen entwickeln.

Diese Lernfelder sind für Hochsensible elementar wichtig

  • Achtsamkeit & Selbstregulation: Nervensystem beruhigen lernen, Präsenz und Fokus kultivieren
  • Schützende Räume: Orte, Beziehungen und Arbeitsumfelder, die nicht dauerhaft überfordern
  • Gesunde Grenzen & Kommunikation: Bedürfnisse spüren, klar ausdrücken, „Nein“ sagen lernen
  • Wertekompass entwickeln: Klarheit über das, was stimmig ist – und sich selbst bewusst daran ausrichten
  • Stimmiges Berufsleben: Dauerhaft geht es nicht gegen die eigene Natur. Ein toxisches Umfeld oder auch schlicht Großraumbüro, Dauerdruck und Neonröhren sind für HSP auf Dauer ungesund
  • Selbstfürsorge & Energiemanagement: Schlaf, Pausen, Rhythmus, Ernährung, Bewegung – all das sind essenzielle Basics, die HSP genauso ernst nehmen dürfen wie ihre hehren Ziele
  • Ressourcen nutzen: Natur, Musik, Tiere, kreative Ausdrucksformen, Austausch mit Gleichgesinnten
  • Vertrauen: in die eigene tiefe Stärke, die keine klassische Stabilität ist, sondern lebendige Balance
  • Gemeinschaft pflegen: Der Austausch mit anderen Sensiblen normalisiert, verbindet & inspiriert

Fazit: Hochsensibilität ist keine Schwäche, sondern eine Spezialbegabung

Entscheidend ist der bewusste Umgang mit der Feinfühligkeit als Eigenschaft. Die größten Geschenke der Hochsensibilität sind aus meiner Sicht:

  • tiefe Empfindungsfähigkeit, die große Lebendigkeit und Genussfähigkeit mit sich bringt
  • offene Grundeinstellung, die spannende Details und neue Aspekte offenlegt
  • hohe Empathiefähigkeit, die zu tiefer Verbundenheit befähigt
  • feine Intuition, die Stimmigkeit klar signalisiert und ein starker innerer Kompass ist
  • vernetztes, ganzheitliches Denken, das versteckte Zusammenhänge aufzeigt
  • große Kreativität, die innere Vision und äußere Impulse zu spannenden Schöpfungen verschmilzt
  • stille und werteorientierte Power – ein Führungsstil, der in der Welt dringendst gebraucht wird!

Was sind aus deiner Sicht die Gaben der Hochsensibilität? Was hat dich in diesem Beitrag überrascht – hast du neue Erkenntnisse und Perspektiven gewonnen? Falls du hochsensibel bist: Welches Verhältnis hast du heute zu dieser Eigenschaft ? Und wie bist du dahin gekommen, was hat dir geholfen? Teile es gerne in den Kommentaren!

Meine Ziele fürs Q4-2025 Okt. 8, 2025

Meine Ziele bis zum 31. Dezember 2025

Öffentliche Ziele, echt jetzt – und das im ersten Jahr der Selbständigkeit? Und wer will schon wissen, was ich will?

Zumindest mal ich selbst. Und mein Blog ist kein schlechter Ort, um es festzuhalten. Immerhin habe ich mit der gleichen Methode im Jahr 2015 so mein erstes Album mit selbst geschriebenen Songs manifestiert – bloggend drangeblieben und mir übers Schreiben – worin ich mich sicher fühlte – den unsicheren Grund der CD-Aufnahme als Endziel nach und nach erschaffen. Die einzigen Leser damals waren übrigens mein Cousin und mein bester Freund, die den Auftrag hatten, nachzuhaken, wenn da 2 Tage nichts Neues kam. Es hat funktioniert. So gut sogar, dass ich inzwischen 2 Alben mit selbst komponierten Songs aufgenommen habe.

Trotzdem habe ich inzwischen manchmal ein ambivalentes Verhältnis zum Setzen von smarten Zielen. Denn das Leben hat es so an sich, jedwede Planung zu torpedieren. Ich halte nicht mehr viel von Disziplin, so wie früher einmal. Heute setze ich auf agile und intuitive Planung, mit viel Raum für den „Fluxfaktor“ des Lebens und mein tatsächliches Energielevel. Tatsächlich habe ich sogar mein eigenes System, Ziele nicht nur zu setzen, sondern auch zu verfolgen. Hier habe ich es schon einmal skizziert – an einer ausführlichen Anleitung feile ich gerade.

Das Leben hat mir auch schon einige Herzensziele meines Lebens komplett genommen. Das tut verdammt weh und man wird unbewusst dann oft vorsichtiger mit dem, was man sich wünscht. Trotzdem ist es keine Lösung, keine Ziele zu haben! Ganz im Gegenteil.

Was für einen Sinn machen Ziele in einer Welt, in der individuelles Handeln oft so wenig zu bewirken scheint? Wer die Macht der kleinen Schritte unterschätzt, bleibt darin stecken. Schade für die Welt!
Was für einen Sinn machen Ziele in einer Welt, in der individuelles Handeln oft so wenig zu bewirken scheint? Wer die Macht der kleinen Schritte unterschätzt, bleibt darin stecken. Schade für die Welt!
Manifestieren ist schön und funktioniert auch gut, wenn man ausser Visionieren auch tatsächlich etwas tut. Das ist auch die Wurzel des Worts: Manus = die Hand.
Manifestieren ist schön und funktioniert auch gut, wenn man ausser Visionieren auch tatsächlich etwas tut. Das ist auch die Wurzel des Worts: Manus = die Hand.
Gesunde Ziele beflügeln uns, ambitioniert ohne verbissen zu sein. Eine "To-want"-Liste (statt "To Do"-Liste) ist ein wunderbarer Perspektivwechsel!
Gesunde Ziele beflügeln uns, ambitioniert ohne verbissen zu sein. Eine „To-want“-Liste (statt „To Do“-Liste) ist ein wunderbarer Perspektivwechsel!

Ziele bringen innere Klarheit, wo man steht und wo man hin möchte – und sie bringen einem in Bewegung! (Vielleicht ist das sogar das Wichtigste, frei nach dem Motto: „Shoot for the moon. Even if you miss, you´ll land among the stars“).

Kurzum: Ich bin ambitioniert und habe unglaubliche viele Ideen und Ziele – auch rund um meine Mission, feinfühlige Menschen in ihre wahre empathische Kraft zu bringen, um sie mit der Welt zu teilen!

Nur öffentlich habe ich meine Ziele bislang eher selten geteilt. Ausnahmen bestätigen die Regel – siehe mein Jahresrückblick 2024. Nun teile ich also hier doch meine aktuellen Ziele, inspiriert von Judith Peters Anregung, eine Quartals-To-Want-Liste zu schreiben.

Ja, auch im gemeinsamen Visionieren und Zielsetzen finde ich einen tiefen Sinn: Klar, es macht vulnerabel zu teilen, was man möchte! Und umso vulnerabler, je größer das Ziel und je unsicherer der Weg dahin ist. Wir haben nicht alles in der Hand und wir können Fehler machen und scheitern. Doch der größte Fehler wäre, gar nicht erst zu starten und sich nicht zu zeigen.

Ich teile meine Ziele hier daher auch ganz bewusst, um dich, liebe Leserin, lieber Leser, zu inspirieren und an deine eigenen wichtigen Ziele zu erinnern!

Vielleicht magst auch du deine Wünsche und Ziele reflektieren und teilen. Es muss ja nicht gleich öffentlich sein. Auch das Bejahen vor uns selbst und das Teilen mit den uns nächsten Menschen hat ein unglaubliches Potenzial. Denn das, was wir bejahen als Ziel und Wunsch, kann so Resonanz bei anderen auslösen. Und letztlich erreichen wir unsere Ziele niemals alleine, sondern immer durch das Zusammenwirken mit anderen Menschen!

Doch genug der Philosophie …

Das sind meine Ziele für das vierte Quartal 2025

  1. Meine Selbständigkeit weiter aufbauen, so dass ich mindestens kostendeckend arbeite. Das ist mein finanzieller Meilenstein bis Jahresende. Wenn du dich für meine Arbeit interessierst, ist das eine gute Gelegenheit – aktuell noch ohne längere Wartezeit – mit mir als Coach / Mentorin für Achtsamkeit, Intuition, MBSR und Resilienz / Burnoutprävention zusammenzuarbeiten. Ich freue mich über alle KlientInnen, die ich als Coachin bereits begleiten durfte und darf – und freue mich natürlich auch über Empfehlungen! Beruflich bedingtes Coaching kann übrigens steuerlich abgesetzt werden.

  2. Ich werde meinen Onlinekurs „Achtsamkeit & Resilienz im Beruf“ durchführen. Geplanter Start: 6.11.2025. Mehr dazu findest du unten.

  3. Meine Vision als Selbstführungs-Expertin ist es, bis Jahresende die Grundstruktur meines Buchs „Empathie & Co: Future Skills für die Arbeitswelt“ zu erarbeiten und einen Verlagspartner dafür zu finden

  4. Wochenend-Treffen mit meinen Freunden aus dem Qi-Gong-Retreat in Griechenland im Jahr 2019

  5. Eine große Familienfeier zum Nachholen einige Geburtstage, die noch nicht gefeiert wurden!

  6. Mein Büro und meine Wohnung so einrichten und aufräumen, dass es meine Energie stärkt

  7. Mindestens in ein Konzert gehen

  8. Mindestens einmal tanzen gehen

  9. Probemitsingen in einem Chor hier vor Ort in Bühl

  10. Einen digitalen Adventskalender mit achtsamen und intuitiven Impulsen für den Advent aufsetzen

  11. Ein intensives Yoga-Retreat machen

  12. Entscheiden, ob ich mein 2. Album noch als CD pressen lasse oder ob es rein digital bleiben soll

  13. meinen Rhythmus und gute Routinen stärken: Bewegung, Ernährung und Kreatives

  14. Mich in Geduld, Mut und Vertrauen üben

  15. Meinen YouTube-Kanal weiter ausbauen

  16. In mindestens 2 Podcasts als Expertin mein Wissen rund um Achtsamkeit und Intuition für Resilienz und gesunde Selbstführung teilen

  17. Vortrag auf den Frauengesundheitstagen Offenburg am 2.11. halten

  18. Meinen Tagesworkshop „Achtsame Auszeit“ am 22.11. in der Kloster-Oase in Bühl-Neusatzeck durchführen

  19. In der Kloster-Oase die Einweihung der neuen Heizungsanlage mitfeiern – am 30.11.2025

  20. Mich mit Unternehmer-Kolleginnen austauschen und gegenseitig bestärken und unterstützen

  21. Meiner Gründungscoachin Christine Obercoxholt ein dickes DANKE schicken

  22. Meine Weihnachtsgeschenke dieses Jahr rechtzeitig kaufen

  23. Meine Steuererklärung 2024 bis November fertigstellen

  24. Meine Jahresplanung 2026 erstellen und einen kostenlosen Jahresplanungsworkshop konzipieren – für alle, die Lust haben, mit Achtsamkeit, Intuition und Klarheit in 2026 zu starten!

  25. mit meiner besten Freundin trotz Herbstwetter nochmal Eis essen gehen

  26. gemeinsam mit Freunden wandern gehen

  27. wöchentliche Mittagspausenspaziergänge mit meiner ehemaligen Kollegin

  28. Meinen jährlichen Checkup beim Hautarzt wahrnehmen

  29. Weihnachtsplätzchen backen zusammen mit meinem Neffen

  30. mindestens 5 neue Blogartikel rund um Resilienz, Intuition, Hochsensibilität und weitere berufliche „Zukunftskompetenzen“ veröffentlichen

Willst du bis Silvester eine Achtsamkeits-Routine etablieren, um das Hamsterrad mal von außen zu betrachten und deine wahren Herzensziele wieder klar zu spüren?

Ich starte ab 6.11. einen 6-wöchigen Onlinekurs zu Achtsamkeit im Berufsalltag. Darin lernst du einfache und alltagstaugliche Methoden, um auch mitten im Hamsterrad des Alltags ruhig, zentriert und gelassen zu bleiben. Der Kurs hilft dir, Methoden der Selbstregulation und Stressreduktion kennenzulernen, Wissen über Resilienz aufzubauen und mit Achtsamkeit eine der aus meiner Sicht zentralen Future Skills zu stärken!

Ich plane am 30.10. einen kostenlosen Infoabend zum Kurs. Du kannst dich per Email hier unverbindlich anmelden.

Portrait von Cornelia - sie sieht Achtsamkeit als Zukunftskompetenz Okt. 1, 2025

Darum ist Achtsamkeit in der Arbeitswelt wichtiger denn je

Achtsamkeit ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Selbstentfremdung.

Wenn dieser Satz dir irgendwie bekannt vorkommt, ist das kein Wunder: Es ist eine Paraphrasierung von Immanuel Kants berühmtem Aufsatz über die Aufklärung, der mit ähnlichen Worten beginnt. Kant sprach genau genommen von der selbstverschuldeten „Unmündigkeit“ – und auch wir werden heute oft eher gelebt als zu leben!

Unser Geist ist gefährdeter denn je, aus seiner Verbindung mit dem Körper und der Gegenwart herausgerissen zu werden. Denn wir sind heute mit vielen Technologien in Kontakt, die unsere Neugierde, aber auch unsere psychologische Sucht nach Stimulation auf verschiedene Weise anregen.

In unserer „VUCA“-Welt – VUCA steht für volatil, unsicher, komplex und mehrdeutig (ambiguous) –, ist Achtsamkeit nichts, was nur spirituelle Suchende praktizieren, um Erleuchtung zu finden. Denn sind wir gerade in einer Zeit, in der viel Unsicherheit und Ängste vorherrschen. Und auch das prädestiniert unseren Geist dazu, sich auf die Suche nach Lösungen in der Vergangenheit oder auch in der Zukunft zu begeben. Der Preis ist, dass wir den Kontakt zur Gegenwart und sogar zu uns selbst verlieren können.

Gerade in der Arbeitswelt, in der Technologien uns permanent ablenken, Meetings dicht getaktet sind und der Erwartungsdruck hoch ist, brauchen wir einen Anker, um klar, handlungsfähig und verbunden zu bleiben. Achtsamkeit ist genau dafür der Schlüssel.

Achtsamkeit ist aus meiner Sicht eine absolute Basiskompetenz und zugleich hochmoderne „Future Skill“ – eine der tragenden Säulen gesunder Selbstfürsorge und Selbstführung. Sie hilft uns, die Essenz dessen zu leben, was der eigentliche Wert menschlichen Seins und Wirkens auch bei der Arbeit ist.

Was ist Achtsamkeit?

Achtsamkeit wird definiert als ein freundliches Gewahrsein im gegenwärtigen Moment – ohne zu urteilen, ohne festzuhalten. Sie ist ein offenes und weites „Zeugenbewusstsein“, das immer wieder in das Hier und Jetzt zurückkehrt und sich seiner Verbundenheit mit dem eigenen Körper und der direkten Umgebung bewusst ist.

Das ist gar nicht so einfach, aber auch nicht so egozentrisch, wie es vielleicht im ersten Moment klingt. Denn Achtsamkeit hat viele weitere Facetten, die das Wort in seiner Übersetzung nicht transportiert und die vielen Menschen dadurch entgehen können: Achtsamkeit ist eine Praxis, die nicht nur die Verbundenheit mit uns selbst, sondern auch mit anderen fördert. Das ist sehr wertvoll in einer Zeit, in der Technologien und auch psychologisch Angst-förderliche Informations- und Kommunikationsmuster zu immer mehr sozialer Differenz und Entfremdung führen. 

Achtsamkeit ist dabei keine Modeerscheinung, sondern eine uralte Praxis, die in Indien und Tibet schon vor Tausenden von Jahren entwickelt wurde. Denn der menschliche Geist hatte schon immer die Tendenz, sich in die Zukunft oder Vergangenheit zu vergaloppieren und sich in Probleme hinein zu „katastrophisieren“.

Trotz dieser Historie ist Achtsamkeit per se keine religiöse oder spirituelle Praxis, sondern in ihrem Kern weltanschaulich neutral. Sie kann eine spirituelle Dimension haben – muss aber nicht. Man kann Achtsamkeit und Meditation auch schlicht als Praxis von Psychohygiene und mentaler Gesundheit betrachten.

Achtsamkeit umfasst mehrere innere Haltungen, die hilfreich und wertvoll für einen guten Umgang mit sich selbst und anderen sind:

  • Nicht-Urteilen
  • Offenheit
  • Präsenz
  • Geduld
  • Akzeptanz
  • Anfängergeist
  • Loslassen
  • Dankbarkeit
  • Selbstverantwortung
  • Empathie / Mitgefühl

Sie ist also weit mehr als „still sitzen und an nichts denken“ – es geht letztlich um Lebendigkeit und um deren innere Qualität, die sich in jeden Moment des Alltags integrieren lässt.

Achtsamkeit: Future Skill für die moderne (Arbeits-)Welt?

Meine Prognose ist, dass Achtsamkeit in der Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen wird.

Denn es wird immer entscheidender werden, Achtsamkeit als Basiskompetenz zu kultivieren, je härter der Kampf um unsere Aufmerksamkeit tobt. Nicht umsonst heisst es, dass wir in einer Aufmerksamkeits-Ökonomie (attention economy) und in einem Zeitalter der Reizüberflutung und Überstimulation leben!

Um Meinungs-Filterblasen, Manipulation und völliger Zerfaserung und Überwältigung unseres Geistes entgegenzuwirken, gibt es wenig, was so tiefgreifend und zugleich simpel ist wie Achtsamkeit – die Kunst, still, präsent und zentriert in sich selbst zu sein. Und wir haben das Potenzial davon noch lange nicht erschöpft … gerade auch bei der Arbeit!

Der Mensch passt sich seit der Industrialisierung bei der Arbeit – bewusst und unbewusst – Maschinen an. Wenn wir unsere Gesundheit und Menschlichkeit nicht verlieren wollen, wird es überlebenswichtig sein, hier umzusteuern. Insbesondere im beginnenden KI-Zeitalter!


Es gibt sogar schon einen Krimi mit dem Titel „Achtsam morden“. Der Begriff ist jedenfalls im Mainstream angekommen – was leider auch Missverständnisse über die eigentliche Bedeutung schürt. Geht es um Aufmerksamsein? Ums Stillsitzen? Ist es ein Lifestyle? Eine Religion? Alles unzutreffend – und was mich an solchen Verknüpfungen ärgert (ganz achtsam, natürlich!), kannst du hier nachlesen.

Gute Führung braucht achtsame Selbstführung

In der Berufswelt beginnen wir gerade erst zu verstehen, wie wichtig Achtsamkeit für die individuelle Resilienz und auch für organisationale Resilienz ist: Denn wer achtsam ist, versteht nicht nur sich selbst, sondern auch andere besser – eine wichtige Basis für gute und produktive Kooperation. Zudem befähigt Achtsamkeit auch zu einer gesunden Selbstführung – also Leistungsstreben in Einklang mit guten Grenzen und tiefem Selbstwert zu bringen, um etwa Burnout vorzubeugen.

Diese Fähigkeiten sind in der modernen Arbeitswelt unabkömmlich. Welcher Schaden individuell und organisationell entsteht, wenn ein Mangel an Vertrauen oder gesunder (Selbst-)Führung vorherrscht, spiegelt sich direkt in steigenden Krankheitsausfällen und sinkender Produktivität. Wir sind aktuell schon sehr weit auf einer kollektiven schiefen Ebene: In einer Situation, in der viele Menschen mit mindestens einem Bein im Burnout stehen, weil sie nicht gelernt haben, sich selbst gut zu führen. Und andere folglich auch nicht gut führen können. Burnout-fördernde Strukturen gibt es in vielen Unternehmen und Organisationen zuhauf! Dazu kommen dann als Brandbeschleuniger von Unsicherheit und Angst diverse weitere Herausforderungen wie die aktuelle Wirtschafts-, Politik- und Umweltkrise.

Achtsamkeit wird aus meiner Sicht den Unterschied machen zwischen denjenigen, die in der Masse mitschwimmen und zum Spielball äußerer Ereignisse werden – und denjenigen, die gelernt haben, sich selbst und ihren eigenen Geist zu führen, schwierige Emotionen zu halten und proaktiv ins eigene Lernen und ins eigene Wachstum zu investieren: Zum Wohl ihrer selbst, zum Wohl der Menschen, mit denen sie zusammenarbeiten und zum Wohl der Organisation insgesamt.

Achtsamkeit fördert so indirekt nicht nur Resilienz und Gemeinschaft – sondern auch Erfolg sowie Krisen- und Veränderungskompetenz.

Künstliche und natürliche Intelligenz: Am besten in Kombination

Dieser „Wettbewerbsvorteil“ ist immens und gerade in Hinsicht auf die neuen Technologien höchst relevant. Der Einsatz von KI in der Arbeitswelt ist schon jetzt nicht mehr wegzudenken und wird künftig noch in ganz neue Dimensionen vorstoßen.

Es werden allerdings nur diejenigen einen guten Umgang damit haben, die es gelernt haben, ihre eigene innere Wahrheit zu unterscheiden von dem, was eine künstliche Intelligenz – frei von jeglichen menschlichen Selbstzweifeln – kernig und mit viel Überzeugungskraft an Lösungsvorschlägen präsentiert. Nur ein achtsames Bewusstsein der eigenen Situation und des Kontexts in der Gegenwart erlaubt es, künstliche Intelligenz-Inputs sicher zu bewerten, differenziert zu betrachten und sinnvoll weiterzuentwickeln.

Willkommen in der „schönen neuen Welt“

Man muss nicht paranoid sein oder Fan dystopischer Literatur wie Aldous Huxleys‘ „Brave New World“ oder George Orwells‘ „1984“, um zu erkennen, welche fatalen Auswirkungen es haben kann, wenn KI von wenigen Macht-getriebenen Menschen geprägt wird und die Mehrheit der Menschen in innere oder äußere Abhängigkeit der scheinbar allwissenden Instanz abgleitet. „42“ ist da noch die harmloseste Antwort – um auch die visionäre Weitsicht von Douglas Adams‘ „Per Anhalter durch die Galaxis“ zu zitieren. Was darin so lustig verpackt war, wäre in echt nicht lustig: Nämlich die ungebremste manipulative Macht einer intelligenten Maschine ohne menschliches Maß und menschliche Werte.

Schon jetzt gibt es auch Stimmen, die davor warnen, dass viele Menschen in Pseudo-Beziehungen zu KI gehen und ihrer riesigen Intelligenz eine Art Allwissenheit und damit Autorität zuschreiben, der sie sich unterordnen und von der sie emotional und geistig abhängig sind. Von der Erodierung menschlicher Beziehungen samt der dafür notwendigen Frustrationstoleranz abgesehen: Es ist ungünstig, wenn KI auch in Situationen blind vertraut wird, in denen Verantwortung für schwere Entscheidungen übernommen werden muss.

Doch natürlich kann KI auch eine wunderbare Unterstützung sein und ein Werkzeug, von dem die Menschheit sehr profitiert … wenn es klug eingesetzt wird.

Selberdenken: Use it or lose it!

Wir brauchen eine kultivierte natürliche Intelligenz – sprich, Achtsamkeit – um mit dem ureigenen menschlichen Fingerspitzengefühl zu prompten, abzugrenzen und zu korrigieren, wenn KI in eine Richtung geht, die nichts mit der tatsächlichen Realität oder gewünschten Zukunft zu tun hat.

„Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“, schrieb Kant in seinem Essay über die Aufklärung.

Dies wird in Zeiten von Ki-generierten Nachrichten, Algorithmus-getriebenen Filterblasen und einer Erodierung von Ethos- und Qualitäts-orientierten Medien immer wichtiger.

Achtsamkeit ist eine essentielle Komponente „kritischen Denkens“

Die Fähigkeit, achtsam zu sein, ist aus meiner Sicht eine entscheidende Zukunftskompetenz – innerhalb wie außerhalb der modernen Arbeitswelt. Denn es geht darum, die eigene innere Wahrheit zu kennen, den Kontext realistisch wahrzunehmen und zu bewerten und proaktiv die eigene Arbeit und auch das eigene Leben zu gestalten, statt nur emotional und kognitiv abhängiger Handlanger künstlicher Intelligenz oder anderer Menschen zu sein.

Hier zeigt sich nun, warum ich den Bezug zu Kants Essay über die Aufklärung „als Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ sehe, mit dem ich ja eingestiegen bin. Denn ich bin überzeugt, dass Achtsamkeit direkt diese Mündigkeit und Unabhängigkeit fördert.

Achtsamkeit gehört aus meiner Sicht zu den grundlegenden Fähigkeiten für ein gelingendes, erfülltes und selbstbestimmtes Leben – zusammen mit anderen Kernkompetenzen wie beispielsweise Intuition, Beziehungsfähigkeit und Selbstführung, die zugleich eng damit zusammenhägen.

Die Kultivierung von Achtsamkeit ist die Basis für wahre Humanität in einer Arbeitswelt, in der eben auch die künstliche Intelligenz nicht mehr wegzudenken ist. Denn sie sorgt für eine gesunde Einordnung und ein gesundes Selbstverständnis dessen, was der Mehrwert menschlichen Arbeitens und Seins in dieser Welt ist.

Achtsamkeit bei der Arbeit: Herumsitzen und nichts tun – eine gute Idee?!

Es klingt zugegebenermaßen paradox: Nichtstun bei der Arbeit!
Doch so ähnlich wie in der Musik sind auch bei der Arbeit Präsenz und Pausen entscheidend.
(Dabei ist Achtsamkeit übrigens nicht die einzige Methode – hier 40 weitere Tipps für regenerierende Mikro-Pausen).

Achtsamkeit als bewusstes Zur-Ruhe-Kommen wirkt regenerierend und setzt neue Kraft und Energie frei.

Achtsamkeit …

  • stärkt die Selbstwahrnehmung und Selbstregulation in stressigen Situationen.
  • ermöglicht es, Grenzen klar und freundlich zu setzen, ohne Schuldgefühle.
  • verbessert Kooperation und Kommunikation, weil wir präsenter sind und offener zuhören.
  • macht resilienter gegenüber Veränderungen und Phasen der Unsicherheit.

Und: Achtsamkeit kann nicht nur in äußerer Stille praktiziert werden. Ihr Wert zeigt sich sogar oft besonders, wenn sie als innere Haltung in Aktivitäten mit eingebracht wird: Etwa in schwierige Gespräche mit Mitarbeitenden, Kunden und Kollegen, in die Auswahl des Essens in der Mittagspause, ins Wechseln von einem Aktivitätsmodus in einen anderen, beim konzentrierten Fokussieren auf eine bestimmte Aufgabe und auch beim Treffen von Entscheidungen.

Konkrete Tipps, wie man beginnen kann, Achtsamkeit in den Arbeitsalltag zu integrieren, führe ich unten aus.

Mein eigener Weg zur Achtsamkeitspraxis: Wie ich zu Mindfulness-based stress reduction (MBSR) nach Jon Kabat-Zinn kam

Achtsamkeit als weltanschaulich neutrale Praxis für Stressreduktion und Resilienz kann man natürlich auch in Kursen kennenlernen. Das bekannteste Format ist das 8-Wochen-Programm nach Jon Kabat-Zinn. Es ist wissenschaftlich gut untersucht und zahlreiche Studien belegen die gesundheitsunterstützende Wirkung. Achtsamkeit hat auch Eingang gefunden in moderne Psychotherapie, da sie die mentale Gesundheit stärken und emotionale Selbstregulation fördern kann.

Mein eigener Weg führte mich im Jahr 2005 in einer beruflich besonders stressigen Phase zuerst zu Jon Kabat-Zinns Buch „Gesund durch Meditation“ und dann zu seinem MBSR-Programm. MBSR steht für mindfulness-based stress reduction – übersetzt „Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion“. Für mich war es nichts weniger als lebensverändernd, Achtsamkeit kennenzulernen und in mein Leben zu integrieren.

Was Achtsamkeit bei mir veränderte

Von Natur aus bin ich kein besonders resilienter Mensch: Hochsensibel, idealistisch, sehr empathisch (und schlecht in Abgrenzung) und zudem sehr ambitioniert und vielfältig interessiert, war mein Geist in typischer Hochsensiblen-Scanner-Manier extrem zerstreut. Meist war ich dauergestresst und nervlich dysreguliert.

Ich arbeitete damals zudem in einem sehr stressigen Umfeld – als Presseverantwortliche für ein Unternehmen mit viel öffentlicher Aufmerksamkeit und in einer Umstrukturierung. Durch die Achtsamkeitspraxis fand ich einen Weg, anders mit dem Stress umzugehen, der in solchen intensiven Arbeitssituationen dazugehört.

Achtsamkeit lehrte mich, mich, meinen Körper und meine Bedürfnisse wieder besser zu spüren und gesündere Grenzen zu setzen – auch gegenüber meinen eigenen Ambitionen, Standards und Ideen! Und ich lernte, auch im Außen bei der Arbeit auf eine ganz neue Weise in gesunde Selbstführung und Selbstfürsorge zu gehen. Meine Resilienz und auch meine Produktivität profitierten sehr davon.

Keine Wundertechnik – aber eine Basiskompetenz für mentale Gesundheit und Umgang mit Krisen

Es ist mir wichtig, zugleich zu sagen, dass Achtsamkeit keine „Wundertechnik“ ist, die alles löst. Ich erlebte „trotz“ meiner Achtsamkeitspraxis in einer späteren beruflichen Hochstressphase, zu der eine private Krise kam, ein Burnout.

Eine Achtsamkeitspraxis allein kann keine psychische Krise verhindern. Aber sie war für mich – neben Therapie und dem Aufarbeiten meiner inneren Konflikte – ein unverzichtbares Werkzeug, um die Krise zu überstehen und schließlich zu überwinden.

Von Selbstwert und dem Wert menschlicher Arbeit

Ich persönlich lernte durch die Praxis der Achtsamkeit in dieser Phase, dass mein Selbstwert auf einer tieferen Ebene von klassischer „Leistung“ unabhängig ist. Es ist schön, dass Achtsamkeit auch die Leistungsfähigkeit durch bessere Konzentration zu stärken vermag – aber diese tiefere Ebene ist das eigentliche Geschenk.

Denn wollen und können wir wirklich mit KI in einen Wettlauf um Output treten? Oder geht es nicht um etwas ganz anderes – etwas viel Wichtigeres? Den Begriff von „Leistung“ müssen wir im KI-Zeitalter jedenfalls grundlegend neu denken.

Meiner Überzeugung nach liegt der Mehrwert menschlichen Arbeitens heute weniger auf klassischen „Leistungs-KPIs“ als vielmehr bei genau diesen Achtsamkeits-basierten Fähigkeiten. Es ist wichtiger denn je, dass wir auch bei der Arbeit als ganze, vollständige Menschen mit geistiger Wachheit, emotionaler Präsenz und innerer Zentrierheit da sind. Denn dies ist die Basis für Authentizität, stimmige Entscheidungen, klare Unterscheidungskraft und auch echte, authentische Verbindung mit anderen. Dies ist viel relevanter als die reine messbare „Leistung“ im Sinne von Output je Zeiteinheit!

Meine eigene Erfahrung inspirierte mich, selbst MBSR-Lehrerin zu werden. Seit 2010 unterrichte ich Kurse für Achtsamkeit im Arbeitskontext – online oder vor Ort in der Region Bühl, Baden, Karlsruhe und Offenburg.

Tipp: Viele Krankenkassen bezuschussen eine Achtsamkeitskurs-Teilnahme – bei Interesse einfach bei der eigenen mal anfragen. Firmen, Organisationen und Schulen können solche Maßnahmen auch als BGM-Maßnahme ansetzen.

Außer in Kursen vermittle ich die Grundlagen von Achtsamkeit und MBSR auch in einem individuellen Coaching an interessierte Einzelpersonen wie Führungskräfte und Unternehmer:innen. Termine und Optionen

Meine Prognose: Achtsamkeit als Kernkompetenz moderner Arbeit

Achtsamkeit ist weder Wellness noch „nice to have“, sondern die Basis für echte Mündigkeit und Humanität – und vor allem in der modernen und hochkomplexen Arbeitswelt unverzichtbar!

Wir brauchen Achtsamkeit auf verschiedenen Ebenen, um die Herausforderungen unserer Zeit gut zu meistern:

Individuell: Wer seinen Geist führen kann, statt sich von Emotionen, Reizen oder Technologien führen zu lassen, bleibt unabhängig, zentriert und handlungs- und entscheidungsfähig – selbst in Krisen.

Organisational: Teams, die Achtsamkeit kultivieren, arbeiten kooperativer, kreativer und widerstandsfähiger. Achtsamkeit fördert Vertrauen in sich selbst und andere, Problemlösekompetenz, Kommunikation und sogar Kreativität.

Gesellschaftlich: In einer Welt, in der KI und Automatisierung vieles übernehmen, wird der menschliche Mehrwert in Empathie, unabhängiger Urteilsfähigkeit und Intuition liegen – Fähigkeiten, die Achtsamkeit stärkt.

Insbesondere hochsensible, werteorientierte und empathische Menschen schützt Achtsamkeit vor Reizüberflutung aber auch Selbstverausgabung. Denn feinfühlige Menschen nehmen Reize intensiver wahr – was ein großes Talent ist, aber auch schnell zu Überlastung führen kann.

So fängst du mit Achtsamkeit im Berufsalltag an

Um achtsam zu sein, muss man nicht stundenlang still sitzen und an nichts denken. Es gibt formelle Übungswege, wie Sitzmeditation, Gehmeditation, Yoga / Qigong und auch Übungen wie den „Bodyscan“ / Yoga Nidra. Diese können regelmäßig und gezielt geübt werden, um den Geist zu beruhigen und in die Gegenwart und den Körper zurückzuholen.

Daneben gibt es eine ganze Reihe weiterer informeller Übungsmöglichkeiten, die sich wunderbar in den Alltag integrieren lassen.

Was immer geht – achtsames Atmen

Die einfachste Achtsamkeitsübung ist, sich seines eigenen Atems bewusst zu sein.
Denn der Atem ist die Schnittstelle zwischen Geist und Körper und reagiert zum einen sehr fein auf das, was wir gerade erleben, kann also so ein Signal sein, wie viel Stress wir gerade derzeit spüren. Zum anderen können wir aber auch den Atem bewusst steuern und so auf unser autonomes Nervensystem beruhigend einwirken.

Eine wunderbare Atemübung ist die sogenannte Lippenbremse. Hier wird einfach die Ausatmung verlängert, indem mit dem Mund ein kleiner Verschluss gebildet wird, um den Atemstrom zu verlangsamen. Das Entscheidende ist, dass die Ausatmung verlängert wird, denn das hat meist binnen weniger Minuten eine stark beruhigende Wirkung auf das Nervensystem. Mit ein wenig Übung kann man auf die gleiche Weise durch die Nase atmen, ohne die Lippen zu schürzen. So lässt sich diese beruhigende Atmung sogar unauffällig in stressigen Meetings üben!
Es gibt viele weitere gute Atem-Übungen, wie die Wechselatmung, wo man die Ein- und Ausatmung zwischen den Nasenlöchern abwechselt. Das gleicht die Gehirnhälften aus, beruhigt und fördert vernetztes Denken.

Auch simple alltägliche Dinge – wie achtsam eine Tasse Tee zu trinken, zu duschen, eine Mahlzeit einzunehmen oder eine achtsame Ich-tue-gar-nichts-Pause mitten im Arbeitsalltag – sind wunderbare Möglichkeiten, Achtsamkeit zu praktizieren.

Auch immer wieder auf den Strom der eigenen Gedanken zu achten und nicht alles für bare Münze zu nehmen, was diese Gedanken uns suggerieren, ist ein Teil von Achtsamkeitspraxis.

Praktische Tipps

Wenn du mit Achtsamkeit beginnen möchtest, empfehle ich, dir Höranleitungen zu suchen von jemandem, dessen Stimme du magst. Probiere einfach mal für fünf bis zehn Minuten eine solche Sitzmeditation oder auch einen Bodyscan oder etwas Ähnliches aus.

Reserviere dir jeden Tag ein wenig Zeit dafür. Am besten morgens vor der Arbeit oder abends vor dem Schlafengehen.

Und dann versuche als nächstes, eine kleine weitere achtsame Einheit in deinen Tag zu integrieren, beispielsweise eine achtsame Pause. Das kann so einfach sein wie ein Spaziergang in der Mittagszeit.

Und nach und nach kannst du diese Praktiken erweitern. Schließlich wird dies eine Inselkette aus achtsamen Momenten, die dich trägt und dir nach und nach eine andere Perspektive auf deinen Alltag ermöglicht.


5 Schritte für Achtsamkeit im Berufsalltag

1. Missverständnisse ausräumen

Du musst nicht stundenlang meditieren. Schon wenige Minuten täglich können einen Unterschied machen.

2. Formelle Praxis kennenlernen – mit Höranleitungen oder Meditations-App

  • Sitzmeditation
  • Gehmeditation
  • Yoga oder Qigong
  • Body Scan

Einige meiner Höranleitungen für Achtsamkeitsübungen findest du hier.

3. Den Atem als Anker nutzen

Achtsam atmen: z. B. einige Minuten mit sanfter Lippenbremse oder Wechselatmung üben

4. Informelle Achtsamkeit in den Alltag bringen

  • Achtsam essen oder Tee trinken
  • Eine „Aus-dem-Fenster-Schauen“-Pause im Büro
  • Den Gedankenstrom beobachten, ohne auf die „Stories“ darin zu reagieren. Für Fortgeschrittene: Die Nachrichten in dieser Haltung verfolgen!

5. Routine aufbauen – als tragfähige „Inseln im Alltag“

  • Starte mit 5–10 Minuten morgens oder abends.
  • Ergänze eine weitere achtsame Einheit in deinem Tag, z. B. einen Spaziergang in der Mittagspause.
  • Baue Schritt für Schritt eine „Inselkette“ aus achtsamen Momenten auf, die dich trägt.

Tipps: Schau dich gerne hier auf meinem Blog ein wenig um – du findest viele weitere Hinweise, wie Achtsamkeit im Alltag geht. Und mit meinem Newsletter bekommst du bei Interesse regelmäßig hilfreiche Tipps und Inspirationen direkt in dein Postfach, wie du Achtsamkeit in deinen Alltag integrieren kannst.

Vertraue dem Ungewissen und dem Dazwischen Sep. 19, 2025

Eines Tages … und Jetzt: Ambiguität als Zukunftskompetenz

Eines Tages wird der Tag sein, an dem du aufwachst und weißt, dass etwas Neues begonnen hat. An dem du weißt, dass das Alte nun wirklich vorüber ist.

Wenn dir etwa mit jeder Faser deines Wesens klar ist, dass die Beziehung jetzt wirklich zu Ende ist… Wenn du merkst, dass du schon seit Tagen nicht mehr an ihn oder sie gedacht hast. 

Oder wenn Du merkst, dass eine große Veränderung – gleich ob im Beruf oder der Familie – dich nicht mehr täglich fast aus den Schuhen hebt, sondern dass aus der großen Herausforderung ein neues Normal geworden ist. 

Wenn Du feststellst, dass du – um es mit Rilke zu sagen – ohne die Frage beantwortet zu haben, angefangen hast, in die Antwort hinein zu leben. 

Doch jetzt kommt das Paradoxe: 

Warte nicht auf diesen Tag! 

Versuche nicht, schneller dahin zu gehen, als es von alleine zu dir kommt.

Vergiss es am besten und denke nicht daran

  • ….sondern beginne genau da, wo du jetzt bist
  • … mit dem, was du heute fühlst und was dich heute beschäftigt 
  • … was du heute noch nicht loslassen kannst oder willst. 

Vertraue dem Ungewissen und dem Dazwischen.

Sei mit dem Gefühl von Traurigkeit, das dich begleitet – gefühlt schon viel zu lange!

Sei geduldig mit dem Gefühl von Ungeduld, dass du doch nun endlich eine Entscheidung treffen können müsstest – aber du kannst es einfach noch nicht.

Beginne mit der Wahrheit dessen, was jetzt ist. 

Ja, das kann unangenehm sein. Es erfordert, voll zu spüren, was gerade ist – auch das Unangenehme, das Schmerzhafte und das Ungelöste.

Und zugleich ist das auch eine Entlastung:  

Denn niemand drängt dich, jetzt eine Entscheidung zu treffen, die noch nicht reif ist.

Oder eine Konsequenz zu ziehen, die dich aktuell noch überfordert, weil dein Inneres noch in einem Konflikt ist zwischen verschiedenen Bedürfnissen. 

Vertraue darauf, dass das Leben auch im Chaos und im aktuellen Unwissen irgendwie durch dich seinen Weg findet.

Das nennt man Ambiguitätstoleranz

Es ist die Kunst, nicht vorschnell Schlüsse zu ziehen, einfache Erklärungen komplexen Wahrheiten vorzuziehen oder Entscheidungen zu forcieren, während ein Klärungsprozess noch läuft.

Es ist die Fähigkeit, auch in Unsicherheit weiterzugehen – im Vertrauen, dass das, was du gerade spürst und innerlich bewegst, zur Klärung beiträgt, auch wenn du es noch überhaupt nicht greifen kannst. 

Es ist aus meiner Sicht eine absolute Zukunftskompetenz.

Ein Hoch auf die Komfortzone! Aug. 8, 2025

Ein Hoch auf die Komfortzone

Die Komfortzone hat einen schlechten Ruf. Unzählige Coaches sehen sie als die Wurzel allen Übels, nämlich als Ausdruck der mangelnden Entwicklungsbereitschaft des Menschen. Wir leiden gerade zu unter einem kollektiven Brainwash, dass wir uns permanent weiterentwickeln müssten, sonst würden wir „zurückfallen“. 

Aber was, wenn das eine krasse Form von Perfektionismus ist, die nur Gefühle von Angst und Unsicherheit überdeckt? Und was, wenn die Komfortzone in Wirklichkeit eine Aufladestation ist?

Die folgenden Reflexionen sind über viele Jahre in mir gereift. Ich mochte die Komfortzone früher auch nicht, sondern pendelte eigentlich nur zwischen völliger Erschöpfung (die ich für Entspannung hielt) und Überanstrengung, die ich mit Entwicklung gleichsetzte.

Wie ich in Gesprächen mit Klient:innen immer wieder feststelle: Diese Haltung ist weit verbreitet! Erst neulich erlebte ich in einem Gespräch, wie eine sehr leistungsstarke Frau sich selbst dafür verurteilte, nicht mutig genug zu sein, um „endlich“ die nächsten Wachstumsschritte anzugehen. Im Gespräch tauchten wir in ihre Geschichte ein und mir wurde klar: Ihr Problem war nicht zu viel Komfortzone. Sondern sie hatte von Kindheit an viel zu wenig davon erlebt!

Wenn du ahnst, dass das bei dir auch so sein könnte, findest du hier gesammeltes Wissen, das dir hoffentlich hilft, künftig weniger mit deinem Bedürfnis nach Komfortzone zu hadern. Und diesen Zustand mit ganz neuen Augen zu sehen – als „Homezone“ und notwendige Basis für alle Abenteuer des Lebens!

Wachstum braucht Sicherheit

Wir müssen uns als Menschen zuerst sicher und geborgen fühlen – um dann Schritte Richtung Autonomie und Wachstum gehen zu können.  

Ja, es geht auch anders: Nämlich, dass wir springen (also sehr herausfordernde Dinge tun oder Situationen managen), bevor wir wirklich bereit sind und die innere Kapazität dafür haben. Wenn wir das schon als Kinder gelernt haben, kann das aber zu chronischen Überforderungsgefühlen führen und einer tiefen Angst dem, was kommt, nicht gewachsen zu sein. Und zugleich zu einer tief verinnerlichten Gewohnheit, ständig über die eigenen Grenzen hinaus zu gehen, um irgendwelche Situationen oder sich selbst zu retten.

Aber das ist nicht Mut oder gesundes Proaktivsein, sondern Überlebensmodus!

Bist du wirklich faul oder eher erstarrt?

In der Panikzone zu sein, kann zu einer Erstarrung führen, wo es dann so aussehen mag und sich auch so anfühlen, als seien wir faul und kämen nicht voran. Aber in Wirklichkeit sind wir nicht in der Komfortzone und auch nicht in der Wachstumszone, sondern in der „Panikzone“

Diese führt zu einer Erstarrungsreaktion unseres Nervensystems, weil wir überfordert sind. Wenn wir uns dann trotzdem weiter antreiben, spiegelt das, dass wir die früher äußeren Antreiber internalisiert haben. Und so kommt zum äußeren Druck noch eine riesige Portion innerer Druck.

Wenn es in der Kindheit schwierige Erlebnisse und Situationen gab, so dass ein existenzielles Sicherheitsgefühl nicht voll ausgebildet werden konnte, ist es wichtig, dieses später nachzunähren.

Etwa durch:

  • Selbstfürsorge
  • Selbstmitgefühl
  • Fokus auf Selbstwirksamkeit
  • Achtsamkeit
  • Selbstregulation

Wir dürfen lernen, uns selbst einen sicheren inneren Raum zu schaffen. Aus dem heraus kann dann wirkliches Wachstum geschehen … und auch die Kapazität, äußerlich schwierige Situation und Herausforderungen zu halten und anders damit umzugehen.

Das nennt man Resilienz.

Plädoyer für die „Homezone“

Wir brauchen einen neuen Blick auf die Komfortzone. Sie ist nicht der Feind des Wachstums, sondern ihre Basis.

Wir sollten die Komfortzone vielleicht lieber Homezone nennen: Der Ort, wo wir unsere Batterien aufladen, ganz bei uns ankommen und dieses Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit und Komfort genießen dürfen.

Das bedeutet ja nicht, dass wir für immer dort bleiben müssen.

Zeichen aufzubrechen sind beispielsweise Langeweile, Neugierde, Frust oder eine klare Intuition. Oder um es mit Robbie Williams sagen „When you leave dents when you sit“.

Dieser Aufbruch aus der „Komfortzone“ hat dann eine andere Energie – nämlich die von Fülle statt Mangel und Druck.

Nicht jeder Schritt ist freiwillig – umso wichtiger ist Integration

Manchmal fordert das Leben von uns Entscheidungen, auch wenn wir uns gar nicht bereit fühlen. Dann heißt es: Mut fassen – auch wenn die Knie zittern und wir viel lieber in der Komfortzone bleiben würden und eigentlich sollten. 

Ich glaube, dass wir alle intuitiv spüren, wenn ein solcher Moment gekommen ist. Wenn wir eine mutige Entscheidung treffen müssen / dürfen, so gut es eben jetzt geht, auch wenn wir uns dem noch nicht „gewachsen“ fühlen. 

Doch nach solchen Sprüngen ist es essentiell, wieder in die Ruhe- und Komfortzone (aka: „Homezone“) zurückzukehren. Denn nur dort kann unser System das Neue integrieren und tatsächlich „wachsen“.

Die weit verbreitete Vorstellung, dass das Leben eine lineare und stetige Wachstums- oder Aufstiegskurve sein müsse, ist völliger Humbug.

Wachstums- und Lernorientierung sind Grundlage für ein glückliches und gelingendes Leben, ohne Frage! Aber wenn wir uns selbst damit unter Druck setzen oder uns dafür fertig machen, dass wir immer noch nicht bereit für den nächsten Schritt sind, sind wir in der Selbstoptimierungsfalle.

Dann ist es Zeit, sich einfach mal auf Sofa zurückzuziehen und zu chillen.

DAS ist Selbstfürsorge und gesunde Selbstführung!

ABER: Regeneration und Ablenkung sind nicht das Gleiche!

Was ich damit nicht meine, ist aber ebenfalls eine häufige Verwechslung: Es ist nicht regenerativ, Netflix-Serien zu schauen, sich mit der Nachrichtenlage in der Welt zu beschäftigen oder in Social Media Doom-Scrolling zu betreiben.

Auch richtige Regeneration und „Chillen“ will gelernt sein. Nur bitte ohne Selbstoptimierungsdruck! 

Eine Analogie aus dem Sport ist vielleicht hilfreich. Sportler unterscheiden grob drei Phasen:

  1. Trainingsphase
  2. Wettkampfphase
  3. Regenerationsphase

Wenn man immer müde und erschöpft ist und damit unzufrieden, macht es Sinn, einmal zu überlegen:

  • Wie waren die letzten Wochen? 
  • Welchem Charakter hatten sie? 
  • Welche Phase ist nun eigentlich dran? 

Wachstum kann unsichtbar sein

Nicht alle Wettkämpfe sieht man auch äußerlich! Gerade wenn wir innerlich wachsen, kann das sogar Schwerstarbeit sein … innere Konflikte, Spannungen und emotionale Verarbeitungs- und Lern-Prozesse brauchen viel Energie. 

Äußerlich wirkt das vielleicht sogar wie Stagnation, Prokrastination oder ein Verharren in eben jener „Komfortzone“.

Aber wir wissen wir doch auch längst aus dem Sport, dass Muskelwachstum nicht während des Trainings, sondern in den Ruhephasen geschieht. Und dass das Mindset entscheidender ist als die reine körperliche Fitness. 

Mein Vorschlag für ein neues Zonenmodell

Innere Landkarten sind nützlich – aber nur, wenn sie vollständig und realistisch sind!

Ich schlage also vor, das dreistufige „Zonenmodell“ zu erweitern – mit der „Home-Zone“ als Erholungs- und Regnerationszone in der Mitte! Wir dürfen lernen, sie zu genießen als den Ort, an dem wir innerlich zuhause sind, uns sicher fühlen und regenerieren und spielen können! (Hier einige Gestaltungstipps für regenerative Phasen).

Die „Komfortzone“ ist dann der zweite Ring: Der Zustand, in dem wir zwischen Aktivität und Inaktivität schwanken – und beispielsweise oft versucht sind, uns abzulenken von diesem oft unangenehmen Zwischenzustand. 

Der dritte Ring ist die bekannte Wachstumszone. Hier spüren wir eine gesunde Herausforderung und strecken und dehnen unsere Fähigkeiten. Hier findet Lernen statt – und hier erleben wir oft „Flow“!

Den vierten Ring bildet die „Panikzone“ bzw. Überforderungszone, in der wir ähnlich wie in der zweiten oft auch in eine Art Erstarrung oder sinnlose Übersprungshandlungen geraten. 

Homezone
→ Erholen, Aufladen, Spielen
→ Gefühl: Sicherheit & Geborgenheit
Komfortzone
→ zwischen Inaktivität + Aktivität, Versuchung, sich „abzulenken“
→ Gefühl: Unruhe, Langeweile
Wachstumszone
→ bewusstes Wachstum – oder sogar „Flow“
→ Gefühl: Spannung, aber mit positiver Energie – eher Neugierde
Panikzone / Überforderungszone
→ Erstarrung, Reinszenierung alter Muster, sinnlose Übersprungshandlungen
→ Gefühl: Überforderung, Gefühllosigkeit oder Panik

In welcher Zone bist du derzeit?

Du kennst das sicher von Wegübersichtstafeln beim Wandern: Den richtigen weiteren Weg zu finden ist nur möglich, wenn es irgendwo auf der Tafel einen Hinweis gibt „Du bist hier“. Und diese Standortbestimmung sollten wir immer machen, bevor wir uns selbst (und andere) antreiben, uns in die Wachstumszone aufzumachen.

Meine liebsten Selbstreflexionsfragen dafür sind:

  • Was ist deine innere Wahrheit? Wie fühlst du dich WIRKLICH?
  • Wo stehst du gerade? Was war in den letzten Wochen und Monaten los?
  • Was brauchst du gerade?

Denk daran: Kraftsammeln kann aussehen wie Stillstand, ist aber Wachstum – nach Innen!

Wenn du spürst, dass es an der Zeit ist, deine Homezone neu zu stärken – aber gleichzeitig nach Orientierung suchst, wie du den nächsten stimmigen Schritt für dich finden kannst, dann ist mein Sommerangebot vielleicht etwas für dich:
👉 Erfahre mehr zum 4-Schritte-Coaching „Zuhause in mir“

Entscheidungswege - ein Leitfaden für Feinfühlige Juli 26, 2025

Stimmige Entscheidungen in komplexen Situationen treffen – ein Leitfaden

  • Wie kann man stimmige Entscheidungen treffen – auch wenn man sich (noch) nicht sicher ist?
  • Wie lässt sich mit widersprüchlichen inneren Wahrnehmungen zur Entscheidung umgehen?
  • Entscheidungsstark als feinfühliger und / oder dauergetresster Mensch – geht das überhaupt?!

Viele fein- und tiefsinnige Menschen hängen bei Entscheidungen innerlich komplett fest. Umso mehr, wenn Angst, Stress und Erwartungen anderer im Spiel sind! (Und wann sind sie es nicht?)

Oft spüren wir Sehnsucht und Angst, Neugier und Zweifel zugleich. Insbesondere feinfühlige, empathische und komplex denkende Menschen kennen diese tiefe Ambivalenz oft nur zu gut. Ich selbst auch.

Doch wo ich mir früher selbst Entscheidungsschwäche oder Prokrastination vorgeworfen habe, sehe ich heute: Diese Ambivalenz und der dadurch oft als quälend oder überfordernd wahrgenommene Entscheidungsprozess ist kein Fehler. Sondern ein Wegweiser und ein Indiz, dass in dir ein lebendiger innerer Dialog stattfindet.

Ich teile hier einige Anregungen, die mir heute helfen, mich im Ungewissen zu orientieren, den Prozess als solchen zu wertschätzen statt zu verurteilen und meine Stärken wie meine Intuition zu nutzen.

1. Der Mythos der glasklaren Entscheidung

Fangen wir mal mit der heiligen Kuh an: Es gibt keine glasklaren Entscheidungen! Dieses Entscheidungsideal ist bis auf wenige Heureka-Momente in unserem Leben die absolute Ausnahme. Und doch messen wir alles daran!

Viele von uns haben Vorstellungen über innere Entscheidungsprozesse, die auf längst überholten Theorien basieren, wie der Mensch angeblich so tickt. „Homo economicus?“ – Ein Mythos! „Cogito ergo sum“? – Eine Überhöhung des Denkens und ein einseitiges Erbe des westlichen Rationalismus und später des Scientismus. Wir sind nicht rein rational und immer klar. Und das ist gut so!

Tatsächlich können wir ohne unsere Emotionen gar nichts entscheiden – weil diese uns nämlich bei der Bewertung der Relevanz von Ideen, Stimuli und eben Optionen helfen. Und selbst wenn WIR so wären: Die Welt ist definitiv anders! Wie stehen im Leben immer wieder in komplexen und unsicheren Situationen, die wir nicht ganz durchdringen können – weder die äußere „Sachlage“, geschweige denn unsere innere! Bekanntermaßen ist unser Verstand oft der Pressesprecher, der eine woanders gefällte Entscheidung dann rational erklärt – oder sich die Welt so erklärt, dass das gefühlte Ausmaß an Unsicherheit dabei erträglich ist (Daher lieben wir auch Detektivgeschichten so sehr: Es wird am Ende immer offenbart, wie alles zusammenhängt. Im echten Leben – nun ja. Erklärungsmodelle gibt es meist viele, aber in der postmodernen Welt ist offenbar geworden, dass dahinter meist eine Agenda steckt, nicht „DIE WAHRHEIT“).

Und doch glauben wir meist eine Entscheidung sei dann gut, wenn sie sich eindeutig, sicher und richtig anfühlt. Und warten, bis es so weit ist. Sehr lange. Zu lange. („Und Jahr um Jahr im Flug verging, es wartete Rapunzel. Und als ihr Haar zu Boden hing, war sie ne alte …“)

Wir brauchen daher ein anderes, ein menschlicheres Verständnis von Entscheidungen.

Die Erschütterung des „glasklare Entscheidungen“-Paradigmas geht tiefer als auf Anhieb sichtbar ist. Es bedeutet nämlich auch: Eine stimmige Entscheidung muss nicht sicher sein.

Das klingt erstmal unlogisch – und ziemlich unattraktiv. Warum dann eigentlich überhaupt entscheiden?
Nun, zum einen üben wir so Selbstwirksamkeit. Zum anderen aber auch Demut gegenüber dem Leben und seiner Komplexität. Und wir geben uns mit der Bejahung der Aussage die Freiheit, später eine andere, dann stimmige Entscheidung zu treffen. Die Sicherheit wird nämlich nie „da draußen“ sein – sondern immer nur in uns und in unserem Vertrauen, auf das, was das Leben uns bringt, irgendwann eine gute oder zumindest immer bessere „Antwort“ geben zu können.

Das zeigt: Gute Entscheidungen kommen aus einer tiefen, vertrauensvollen Verbundenheit mit uns selbst und dem Leben. Sie sind nicht endgültig, sondern ein nächster, vielleicht auch kleiner Schritt.

Eine gute Entscheidung ist nicht „perfekt“, sondern tragfähig – im Kontext der aktuellen Situation! Die Art von Stimmigkeit, nach der wir innerlich suchen sollten, ist kein Match mit einem Fahndungs-Phantombild der perfekten Lösung, das wir uns gemacht haben. Sondern eher ein weites, offenes Gefühl eines inneren „Ja“ – oder zumindest ein „Ich habe Lust, das zu probieren – und egal, was herauskommt …irgendwohin führt es“.

Kurzum: Gute Entscheidungen entstehen nicht im Kopf, sondern im Zusammenspiel von Körper, Herz und Verstand. Es geht um die Integration von Ratio und Intuition – und Individuum und Kontext.

2. Ambivalenz als Wegweiser

Die Ambivalenz hat einen schlechten Ruf. Dabei bedeutet das Wort eigentlich „Gleich-Wert“ oder „beide gelten“. (Das Wort wurde zuerst im Zusammenhang mit einer psychischen Erkrankung, der Schizophrenie, von Eugen Bleuler geprägt. Heute ist es Teil des allgemeinen Sprachgebrauchs und hat es sogar in Trendbegriffe wie „VUCA“ – für: Volatile, uncertain, complex, ambiguous – als Beschreibung unserer modernen Welt – geschafft).

Der durchaus schmerzhafte emotionale Zustand der inneren Zerrissenheit zeigt sich also, wenn uns zwei oder mehr Optionen etwas wert und wichtig sind. Ist das schlecht? Nur solange wir uns hilflos im Umgang damit fühlen und nicht verstehen, was darin steckt.

Beim Auftauchen ambivalenter Gefühle können wir sicher sein, dass in dieser Situation mehr als einer unserer Werte und mehr als eine innere Stimme mitreden wollen.

Es ist also eine Einladung, in die Tiefe zu gehen und genauer hinzuspüren:

  • Welche inneren Werte stehen denn da gerade in Spannung?
  • Welche Bedürfnisse melden sich hier gerade gleichzeitig?
  • Wie nimmst du diese inneren Stimmen wahr? Kannst du sie differenzieren und etwa trotz Angst oder einem lauten inneren Kritiker auch deine Intuition und dein wahres Selbst herausspüren?

Ambivalenz ist also kein Zeichen für Entscheidungsunfähigkeit! Sondern sie zeigt, dass da eine Entscheidung noch im Prozess und am Reifen ist. Es ist unfair, sich dann zusätzlich zu belasten und unter Druck zu setzen und sich Entscheidungsunfähigkeit oder Prokrastination vorzuwerfen.

Ambivalenz kann also als Zeichen für Differenziertheit verstanden werden. Gerade bei feinfühligen, empathischen und emotional tief verarbeitenden Menschen ist Ambivalenz auch eher der Normalzustand als die Ausnahme – denn neben äußeren Reizen nehmen wir auch innere Prozesse und Stimmen intensiver wahr. Wenn es uns gelingt, das zu akzeptieren und sogar als Stärke zu erkennen, können wir genau MIT dieser Ambivalenz viel „bessere“ und integriertere Entscheidungen treffen als wenn wir sie verleugnen!

3. Unsere Intuition: innerer Kompass für stimmige Entscheidungen

Wir alle haben ein eingebautes Navi für Entscheidungssituationen. Es hat mehrere Funktionsarten und „Kanäle“, um mit uns zu kommunizieren. Die Rede ist von unserer Intuition. Diese ist viel mehr als das oft zitierte „Bauchgefühl“ – auch wenn sie dieses umfasst. Sie sammelt und verarbeitet unser Erfahrungs- und Körperwissen, bietet eine Art Möglichkeiten-Simulator (in Kombination mit unserer Kreativität) und weiß zugleich – oft auf verblüffende Weise – mehr als unser Verstand und unser Unbewusstes in Kombination tatsächlich „wissen können dürften“.

Wir können lernen, ihre Signale bewusst wahrzunehmen und sogar mit ihr in Dialog zu treten, wenn es um größere Entscheidungen geht. Sie zeigt sich beispielsweise mit kleinen, spürbaren „Ja“- oder „Nein“-Signalen deines Körpers, deiner Stimme oder deiner Energie.

Mit der eigenen „inneren Stimme“ kommunizieren zu lernen, ist eine Lernaufgabe. Und trotzdem liegt das Talent dazu in uns allen vor.

An dieser Stelle ist vielleicht eine allgemeine Richtlinie hilfreich: Eine Entscheidung ist meist dann stimmig, wenn sie uns vom Gefühl her nicht enger macht, sondern weiter. Das heisst nicht, dass sich Entscheidungen immer „gut“ anfühlen müssen – manchmal sind auch stimmige Entscheidungen schmerzhaft. Meines Erachtens darf also eine stimmige Entscheidung Mut und Vertrauen erfordern – allerdings darf sie sich nicht gewaltsam gegenüber uns selbst anfühlen.

Es ist meist eine Variation der Emotion von „Angst“, die die Wahrnehmung unserer Intuition erschwert oder verfälscht. Das kann eine große, existenzielle Angst sein („Was, wenn ich scheitere und pleite gehe?“) oder eine eher subtile Angst vor Ablehnung oder Verlust von Verbindung („Was, wenn mich meine Freunde mich nicht mehr mögen, wenn ich mich entwickle?“) – und natürlich alles dazwischen!

Leitfragen, die bei Unsicherheit helfen, können also sein:

  • Was zieht mich „nach vorne“ – auch wenn ich Angst habe?
  • Was ist das Anliegen und Bedürfnis hinter der Angst – und was kann ich tun, damit ich hier gut für mich sorge und mich sicherer fühle?
  • Was ist ein kleiner, stimmiger nächster Schritt, der mich dehnt, aber nicht überfordert?

4. Risikobewusstsein statt blindem Vertrauen

„Spring und das Netz wird erscheinen.“

Dieser Satz wird oft Julia Cameron, der Autorin von „Der Weg des Künstlers“ zugeschrieben. Sie ist keine naive Frau. Sie meint damit Vertrauen und den Mut, loszugehen auf dem Weg, der der authentische eigene Weg ist – auch wenn man noch nicht weiß, wohin er führt. Das ist auch die Grundidee dieses Beitrags.

Doch dieser Satz wird von anderen oft ganz anders verwendet – eher im Kontext naiven magischen Denkens, das manche dann als „Manifestieren“ bezeichnen. Kritisches Denken und Denken überhaupt werden dann gerne auch verteufelt – genauso wie jede Regung von Skepsis, Fragen und Zweifeln. Und das finde ich dumm – und gefährlich – und manchmal auch berechnend. Etwa in Sales Calls – wenn ein potenzieller Kunde zum Kauf gedrängt wird mit expliziten oder impliziten Hinweisen, dieses Zögern und solche Zweifel seien ein Zeichen, dass sein / ihr Money Mindset noch nicht weit entwickelt sei.

Vielleicht darf an der Stelle auch daran erinnert werden, dass eine Kaufentscheidung für oder gegen ein bestimmtes Produkt (oder einen Kurs im Bereich Persönlichkeitsentwicklung ;-)) nicht gleichzusetzen sind mit einer Entscheidung für oder gegen die Selbstentwicklung oder die Liebe zu sich selbst und seinen Träumen.

Wir sind immer größer als unsere Entscheidungen! Und es kommt recht selten vor, dass sich binnen weniger Minuten, Stunden oder Tage der Verlauf unseres gesamten Lebens durch eine Entscheidung für oder gegen etwas unwiderbringlich ändert. Daher wertschätze das Gefühl von Unsicherheit, wenn du dich in einer solchen Entscheidungssituation von einer anderen Person gedrängt fühlst als mögliche „rote Flagge“.

Vielleicht ist es auch ein Zeichen, dass du bei Entscheidungen generell in innere Blockade gehst, weil du früher gedrängt wurdest, dich selbst zu übergehen. Es ist wichtig, da gut hinzuschauen und zu differenzieren.

Und natürlich ist es auch hilfreich, Klarheit für Entscheidungen einzufordern (und zu geben), um weitergehen zu können. Aber wenn jemand in einem Lern- und Coaching-Setting mit Druck und Scham arbeitet, ist das nicht ok.

Oft schaffen wir uns den Druck aber auch selbst und erwarten von uns die Fähigkeit, ins Ungewisse zu springen. Auch das verdient einen differenzierten Blick, finde ich!

Ich mag Naivität, wenn sie zu Offenheit und Kreativität führt. Aber nicht zu Dummheit oder zu großem Risiko.

Wer springt da und wann und wohin genau – und wie ist die Erwartung an „Netz“ und das „Aufgefangenwerden“ durch das Leben“? Ist es eine Befreiung aus einer tatsächlich unproduktiven Grübelschleife – oder eine Vermeidung von Selbstverantwortung? Das sind einige Zusatzfragen, die ich gerne per Fußnote anfügen würde, wo auch immer der Sprung ins Ungewisse undifferenziert empfohlen wird.

Triopetra auf Kreta
Eine beliebte Mutprobe für Besucher des wunderschönen Triopetra auf Kreta ist, zu den Felsenspitzen im Meer hinauszuschwimmen, hochzuklettern und dann ins Meer zu springen. Der Adrenalinschub danach sei genial, sagen viele, die es gemacht haben. Doch ein solcher Sprung ist nicht für jede:n geeignet! Eine Frau erzählte mir, eine Bekannte habe sich „überreden lassen“ – doch der Sprung in die Tiefe rührte bei ihr an einen alten seelischen Abgrund, so dass sie in Folge wochenlang mit heftigen Ängsten und Flashbacks kämpfte. Ich persönlich würde nur springen, wenn ein Tiger hinter mir her wäre und der Sprung ins Meer die bessere Überlebenschance verhiesse, als mit dem Tiger zu kämpfen. Man sollte sich selbst und sein Sicherheitsbedürfnis gut kennen und respektieren, bevor man im übertragenen oder konkreten Sinne „springt“.

Seien wir ehrlich: Entscheidungen sind mit Risiken verbunden. Manche mit geringen Risiken (zu einem Seminar angemeldet, das anders als erwartet war -> Erwartungen enttäuscht und 1-2 Stunden „fehlinvestiert“), manche mit großen Risiken (aus einem Frustreflex gekündigt -> finanzielle Notlage).

„Ein bischen gezieltes Denken schadet nicht“, sagte Gregory Kramer zu Beginn eines Retreats zum Thema „Insight Dialogue“, an dem ich vor vielen Jahren teilnahm. Dieser Satz dieses sehr erfahrenen Achtsamkeitslehrers begleitet mich seither – denn er erinnert, dass die Verteufelung des analytischen Denkens genauso falsch ist wie seine Idealisierung.

Entscheidungsmatrix: Eine analytische Orientierung im Ungewissen

Hohe SicherheitGeringe Sicherheit
Hohe Resonanz(möglicher) Sweet SpotWachstumszone aber mit Risiko
Geringe ResonanzWahrscheinlich eher ein fauler KompromissIst es das Risiko wert? Ist das jetzt der richtige Schritt – oder gibt es eine „dritte“ Option?

Klar, eine solche Matrix ersetzt kein Gefühl und nimmt uns die Entscheidung auch nicht ab. Aber sie kann helfen, unsere Reflexionen etwas zu strukturieren. Manchmal zeigt sie auch einfach, dass es nicht die eine perfekte Lösung gibt, sondern eher eine Richtung, die im Vergleich mit den anderen etwas stimmiger – oder etwas weniger unstimmig ist.

Ich vergleiche die Arbeit mit der Intuition daher auch gerne mit dem Kinderspiel „Blinde Kuh“: Unsere inneren Signale sind wie die Mitspieler, die uns als blinden Suchenden zurufen „…. nein, kalt, kalt …. ja, heisser, heisser …!“

Wertehierarchie und Lebensgestaltung statt Schwarz-Weiss-Denken

„Was ist deine Wertehierarchie? Steht Sicherheit da (jetzt gerade) ganz oben – oder etwas anderes?“

Das ist eine Frage, die bei mir viel verändert hat. Denn das größte Risiko im Leben ist, nicht wirklich zu leben und für uns zu gehen. Ich bin kein Risiko-affiner Mensch und trotzdem weiß ich für mich ganz klar, dass ich – mehr als jede Fehlentscheidung! – bereuen würde, nicht für mich oder meine Träume und mein Wachstum entschieden zu haben.

Wichtiger als einzelne große „Wendepunkt“-Entscheidungen sind aber meist ohnehin die vielen kleinen Entscheidungen. Und das Bewusstsein, dass eine Entscheidung kein One-Way-Ticket-to-Mars ist, sondern unterwegs immer weiter justiert und modifiziert werden kann. Letztlich geht es gar nicht so sehr um binäre „Entscheidungen“, sondern mehr um mehrdimensionale Lebensgestaltung.

5. Entscheiden in Unsicherheit – mit Lern-Mindset!

Trotzdem ist es natürlich gut, wenn wir irgendwann eine Entscheidungen treffen! Denn es ist schmerzhaft, in diesem Spannungszustand oder gar in innerer Zerrissenheit zu verharren. Dauerhaftes Nichtentscheiden schwächt unsere Energie – denn wir bleiben stehen, drehen uns im Kreis und erleben uns als hilflos und unwirksam. Das wirkt auf Dauer toxisch!

Die Entscheidung kann dabei auch sein, JETZT noch nicht zu entscheiden, oder nur einen winzig kleinen nächsten Schritt oder eine Art „Fühl-Expertiment“ zu machen. Wenn wir uns herantasten, ohne eine große und perfekte Entscheidung von uns zu erwarten, sondern eher die Haltung einnehmen „Mal schauen, was ich noch herausfinden und lernen kann“, nehmen wir ganz viel Druck aus der Situation und bringen Dinge in Fluss.

Oft lässt sich dann schon bald viel leichter eine wirklich stimmige Entscheidung treffen – denn nun ist eine neue Erfahrungsbasis entstanden und wir haben die selbstzweiflerische Lähmung des Unentschlossen-Bleibens überwunden.

Seenebel
Eine Strategie der kleinen Schritte und die Orientierung an feinen Unterschieden ist wichtig, wenn die Sichtverhältnisse nicht klar sind. Ob das ist wie hier im Bild bei Seenebel, oder bei heftigem Regen auf der Autobahn, wo wir das Tempo drosseln sollten oder im übertragenen Sinn, wenn wir innerlich noch nicht klar haben, wo es lang geht.

6. Reflexionsfragen, die dir bei Entscheidungen helfen können

Wenn du gerade mit einer Entscheidung feststeckst, helfen dir vielleicht diese 12 Fragen:

  1. Ist das jetzt dran? Oder nicht – und eher etwas anderes?
  2. Warum entscheide ich bisher noch nicht: Warte ich auf den perfekten Moment?
  3. Gibt es Erfahrungen aus der Vergangenheit, die mich in einem alten Muster halten – oder ist es eine echte Unklarheit aus der Situation heraus? Was kann ich tun, um mehr Klarheit zu erlangen?
  4. Was passiert, wenn ich es jetzt nicht angehe? Wo bin ich in einem Jahr?
  5. Welche Folgen hat die Entscheidung dafür mit Sicherheit – und was befürchte oder hoffe ich?
  6. Was wäre der Worst Case, wenn ich es angehe und „scheitere“ – könnte ich damit leben oder wäre ich „broke“?
  7. Kann ich auf diesem Weg etwas Wertvolles lernen – selbst wenn er nicht „funktioniert“?
  8. Was muss ich dafür investieren (Zeit, Geld und Aufwand) – und bin ich bereit dafür?
  9. Was ist der Preis, wenn ich es zurückstelle?
  10. Passt diese Entscheidung zu meinen Herzenswünschen und („strategischen“) Lebens-Zielen – oder blockiert sie zumindest nicht? (Prio 1: mentale und körperliche Gesundheit)
  11. Passen die Menschen, mit denen ich diesen Weg gehe, zu meinen Werten und meinem Wesen?
  12. Und ganz simpel: Habe ich Lust, diesen Schritt zu gehen? Was brauche ich dafür?

Bringe dich in einen möglichst ruhigen und regulierten Zustand (Meditation, Tanzen, Musik) und stell dir diese Fragen, während du an deine Entscheidung denkst. Du kannst das auch gut als kreative Journaling-Übung machen!

Bei großen Entscheidungen lass dir Zeit und spüre über einige Stunden oder Tage immer wieder neu hinein. Vielleicht kennst du auch Intuitionsübungen wie die Ja-Nein-Übung, das Körperpendel oder die imaginative Reise zu deinem weisen alten Ich, das dir im „Rückblick“ auf diese Entscheidungssituation wichtige Impulse geben kann.

Oft tut es auch gut, mit einem anderen Menschen darüber zu sprechen, der nicht involviert ist, aber wohlwollend. Das kann ein:e Freund:in oder Mentor:in sein – am besten jemand, der dich unterstützen kann, offen, zukunfts- und lösungsorientiert auf die Situation zu blicken.

7. Fazit: Entscheidungslust unter Unsicherheit als „Future Skill“

Die Fähigkeit, stimmige Entscheidungen zu treffen, ist meines Erachtens in einer Welt voller Optionen, Unsicherheiten und Druck eine Kernkompetenz für gesunde Selbstführung.

Es geht dabei aber nicht um ein möglichst schnelles oder leichtes Ja, sondern um ein tief verankertes.

Als innere Haltung ist dabei folgendes hilfreich: 

„Ich weiß nicht alles und ich kenne die Zukunft nicht. Aber ich kenne mich und meine Werte, Bedürfnisse, Ressourcen und Ziele gut genug, um in meinem Tempo den nächsten Schritt zu gehen. Und egal was daraus wird – ich lerne dabei! Ich gehe los, wenn mein Herz leise Ja sagt!“

Klarheit durch Dialog
Wenn du spürst, dass dir eine wohlwollende und unvoreingenommene Perspektive helfen könnte, deine Intuition klarer herauszuhören und deinen stimmigen nächsten Schritt zu finden: Ich begleite dich gerne. Reserviere dir einfach ein unverbindliches und kostenfreies Orientierungsgespräch.

Essenzen Blogparade Juni 24, 2025

Weisheiten für das jüngere Ich – Essenz aus den Beiträgen zu meiner Blogparade

Meine Blogparade zum Thema „Beruf & Berufung: 5 Dinge, die ich meinem jüngeren Ich mitgeben würde“ lief von Mitte Mai bis 22. Juni 2025. Es sind wunderbare Reflexionen, Dialoge, Briefe und natürlich Blogartikel-Beiträge zusammen gekommen!

Hier findest du alle Beiträge im Überblick – mit einer kurzen Zusammenfassung, meinem Lieblingszitat und natürlich Link zum ganzen Artikel meiner Mit-Bloggerinnen.

Herzlichen Dank an alle fürs Mitlesen, Mitschreiben – und fürs Teilen eurer sehr persönlichen und inspirierenden Reflektionen und Weisheiten!

Alle Beiträge zum Thema

Manjas Erkenntnisse über Netzwerkgold, Selbstachtung und Vereinbarkeit

Manja schreibt nicht nur für sich, sondern auch für ihre Töchter. Mit viel Humor teilt sie ihre Erkenntnisse über Netzwerkgold, Selbstachtung und die Herausforderungen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Viele meiner Entscheidungen habe ich für die Beziehung getroffen. Herausgekommen sind zwei wunderbare Töchter – und ein Selbstwertgefühl, das dringend Urlaub brauchte. Mein Traumjob in Dresden? Die Karriere im Ausland? Alles zugunsten der Beziehung geopfert. Heute weiß ich: Ein guter Partner unterstützt, ein schlechter bremst. Und manchmal ist der eigene Weg eben ein Solo-Trip – mit Selfie und Sonnenbrille.

https://mamastisch.com/2025/06/14/beruf-berufung/


Birgit zur Frage, wie man inmitten guter Ratschläge SEINEN eigenen Weg findet

Birgit nimmt uns mit zu einem intensivem Gespräch mit ihrem Patenkind. Ein Dialog voller tiefgründiger Impulse für junge Menschen, die vor wichtigen beruflichen Entscheidungen stehen und ihren eigenen Weg finden möchten. 

Es gibt ihn, deinen eigenen Weg. Du trägst ihn längst in dir, auch wenn du ihn vielleicht noch nicht spürst. Manchmal braucht es Zeit, bis er sichtbar wird. Oft beginnt er sich erst zu zeigen, wenn du dich von dem löst, was du glaubst, dass andere von dir erwarten. Unsere Beobachtung: Der eigene Ausdruck fängt an, sichtbar zu werden, wenn man nicht mehr weiter weiß. Im Focusing sagt man: Die Quelle des wirklich Neuen ist das Nicht-Wissen.

https://birgitkrueger.com/empfehlungen-an-ein-jungeres-ich/


Gabis „Mutrede“ an ihr jüngeres Ich

Gabis Beitrag ist eine wundervolle „Mutrede“ an ihr jüngeres Ich! Eine innere Reise, die zeigt, wie sie – auch durch das Schreiben – ihre wahre sensible Stärke entdeckt hat.

Ich danke dir für deine Begeisterung, für deinen Mut, für dein Vertrauen, auch wenn es oft erschüttert wurde. Ich danke dir für deine Leidenschaft, fürs Schreiben, fürs Fühlen, fürs Motorradfahren.

Ohne dich, mein jüngeres Ich, wäre ich nicht die, die ich heute bin. Und das ist: eine starke Frau mit Geschichte, mit Kraft, Mut und leuchtenden Augen.

Danke, dass du dich auf den Weg gemacht hast!

https://www.gabi-kremeskoetter.de/brief-an-mein-juengeres-ich/


Tanjas Herzensweisheiten als Einladung zum Selbstvertrauen

Tanjas Herzensweisheiten sind eine Einladung an Hochsensible und Kreative, sich selbst zu vertrauen – und sich immer wieder neu zu (er)finden. „Gelebte Intuition“ als feinfühlige Superkraft! 

Habe den Mut, dich zu sehen, zu spüren und wahrzunehmen, mit all deinen Special Effects. Mache Fehler (am besten ganz viele, denn daraus lernst du am meisten). Tanze aus der Reihe und in deine Komm-Vor-Zone hinein. Höre auf dein Herz, auch wenn die Stimmen im Aussen viel lauter sind. Träume nicht nur deine Träume, sondern bringe sie Schritt für Schritt in deine Realität. Denn wusstest du, dass deine Träume auch von dir träumen? Wirklich wahr. Verbringe immer wieder Zeit mit dir alleine und lausche nach innen. Und ganz wichtig: Du bist genau richtig, da wo du gerade bist und so wie du bist.

https://tanjahug.de/blog/beruf-berufung-5-dinge-die-ich-meinem-juengeren-ich-mitgeben-wuerde/


Anitas liebevoller und dankbarer Blick auf ihr jüngeres Ich

Anitas Worte sind Essenzen der Lebensweisheit – pointiert und zugleich tief. Sie blickt mit Wärme, Dankbarkeit und Stolz auf ihr jüngeres Ich und erinnert sich und uns: „Es darf alles sein!“

  1. Hab Vertrauen. In dich. In andere. In die Welt.
  2. Tu was du gern tust, dann machst du es gut.
  3. Es wird leichter.
  4. Genieße es, dass die Zeit langsam vergeht.
  5. Bleib so wie du bist.

https://kraeuterlei.at/5-dinge-die-ich-meinem-juengeren-ich-mit-auf-dem-weg-gebe/


Mein eigener Beitrag zum Thema

In meinem #MemoAnMich teile ich einige sehr persönliche Learnings aus mehr als 20 Jahren Berufserfahrung als sehr ambitionierte und -engagierte, vielseitig interessierte und (allzu?) feinfühlige Frau im Berufsleben.

Wenn ich meinem jüngeren Ich heute wirklich etwas mit auf den Weg geben könnte, würde ich vielleicht doch gar nicht zu viel sagen, sondern lieber einladen zur Offenheit. Offenheit, sich auf Erfahrungen voll einzulassen, sie auszukosten und zu durchleben im Guten wie im Schlechten.
Eines möchte ich ihr aber schon sagen, meinem jüngeren Ich, in meinem #MemoAnMich: „Hör auf dein Herz und deine Intuition. Gerade im Berufsleben. Lass dich nicht ein auf offensichtlich falsche Kompromisse. Such nicht die Sicherheit, die gibt es eh nicht. Und die einzige Anerkennung, die zählt, ist dein Selbstwert und -respekt.“

5 Dinge, die ich meinem jüngeren Ich zu Beruf und Berufung sagen würde

5 Dinge, die ich meinem jüngeren Ich zu Beruf und Berufung sagen würde

Cornelia mit vom Wind zerzausten Haaren am Meer Juni 22, 2025

Getting SHIFT Done: 20 Mindset- & Struktur-Tipps für feinfühlige Scanner:innen mit Ambitionen

Ich bin eine feinfühlige Scanner-Künstlerin mit 1.000 Ideen, die früher allzu viel kompensiert hat … mit Perfektionismus, Leistungsflitz und einem absurden Anspruch an mich selbst. Ein Burnout später weiß ich: Ich bin kein Produktivitäts-Cyborg. (Auch wenn andere mich vielleicht manchmal verdächtigen, eine „7of9“ (Trekkies, ihr versteht) zu sein – und nach Tipps fragen).

Heute weiß ich, dass meine Superpower nicht im DURCHZIEHEN liegt, sondern im DRANBLEIBEN. Ich nenne das „Intuitives und agiles Energiemanagement“!

Dies ist ein Beitrag zur Blogparade „Wie schaffst du es, Dinge durchzuziehen – auch wenn’s im Alltag stressig wird?“ von Astrid Engel. So wie es sich für Scanner:innen gehört: Auf den allerletzten Drücker (fast) fertig geworden. Ich habe es in all den offenen Tabs erst am Tag vor der Deadline wiedergefunden. 🙂 Ich stehe dazu. Auch dass dies keine komplette Liste ist und die Struktur beser sein könnten. Denn: Better done than perfect!

Als mich die Muse dann küsste, nahm dieser Beitrag übrigens in 15 Minuten Form an. Handy raus, Diktierfunktion an, und schon flossen meine Effektivitäts- und Mindset-Tipps aus 20 Jahren Berufserfahrung als feinfühlige Scanner:in heraus. Dann nochmal etwas Nacharbeit – und fertig ist die Laube. 😉

SPOILER: „Arbeit“ bedeutet für mich nicht Abmühen, sondern im Flow sein. Und gutes Arbeiten heißt nicht mehr tun, sondern das Wichtige tun. Effektiv statt effizient. Spielerisch statt perfektionistisch. Intuitiv statt rödelnd.

Und: Um Phasen von Hyper-Focus zu haben, hat dein brillanter Geist vielleicht schon Tage vorher scheinbar prokrastiniert, in Wahrheit aber Inspirationen gesammelt. Also: Trust your self! (= mein Jahresmotto!)

Viel Spaß mit meinem liebevoll unperfekten Guide fürs Dranbleiben … für feinfühlige Vielbegabte, kreative Chaosmanager:innen und andere energiegeladene Freigeister – und solche, die es werden wollen!


20 Tipps, um als sensible Scanner:in dranzubleiben – für Flow statt Frust!

Zwei andere selbständige „Kolleginnen“ haben mich letzte Woche gefragt, wie ich eigentlich arbeite. Sie dachten offenbar, ich hätte eine super high-end STRUKTUR. Nun … Struktur ja – aber nicht (mehr) „klassisch“!

Doch was heisst das?

Ich hake längst nicht jeden Punkt auf der Liste ab. Und trotzdem (oder gerade deshalb?) schaffe ich mehr als früher und vielleicht auch viele andere. Ich erlaube mir nämlich, anders zu arbeiten: intuitiver, agiler, menschengerechter.

Es ist mir auch ein Herzens-Anliegen, mit dem ungesunden und destruktiven Selbst-Bashing aufzuräumen, das viele betreiben, wenn sie Dinge nicht „geschafft bekommen“! (Ein wichtiger Impuls für diesen Beitrag!)

Denn: Gesunde Selbstführung orientiert sich an den vorhandenen Energie-Ressourcen, nicht an einem Ziel oder Plan. Und diese Energieressourcen sind eben wandelbar – besonders bei uns Frauen und besonders bei feinfühligen Scanner:innen oder neurodivergenten Menschen. Oder Künstler:innen.

Und hier kommen einige Aspekte, die ich dafür essenziell wichtig finde:

1. Mindset-Framework: Konsistenz statt Disziplin

Lasst uns über Disziplin reden. Ich glaube, das preussische Disziplinmodell gehört in die Rundablage der Geschichte. Es war schon immer toxisch und nicht menschengerecht. Mag sein, dass man so brave Soldaten für einen Krieg erzieht, aber sicher keine selbständig arbeitenden und erfüllt lebenden Menschen. Es ist meines Erachtens auch ein Relikt des Hierarchie-orientierten Patriarchats (was leider in der Arbeitswelt immer noch allzu prägend ist).

Meist haben wir dieses System auch irgendwie in uns, ob wir wollen oder nicht! Auch in der Selbständigkeit und verantwortlichen Führungsrollen taucht es als „Ich-bin-nicht-stark-genug-Monster“ gerne auf.

Wir haben auch noch immer allzu viele verheerende Vorbilder: Menschen, die über Jahrzehnte krass über ihre Grenzen gehen, sich selbst und andere ausbeuten mit dieser Art von „Disziplin“. Die oft dafür auch noch gefeiert werden oder sich selbst feiern mit einem skurrilen „Wer hat den längsten … (Arbeitstag)-Wettbewerb“. Und die dann oft irgendwann ausbrennen – oder ihre Lebendigkeit verlieren. Meine Meinung ist daher (aus eigener, schmerzvoller Erfahrung gewonnen): Weg mit dieser Art von Disziplin und her mit Konsequenz & guter Selbstführung! Mikro-Schritte rocken! Nachhaltigkeit ist wichtig. Auch beim Arbeitsstil.

2. To-do-Liste schreiben – dann intuitiv arbeiten

Struktur zuerst, dann Freestyle. Ja, beides geht – und zwar am besten in dieser Reihenfolge (trust me, I tried…). Aber, ganz wichtig: Es geht bei „Freestyle“ und intuitivem Arbeiten nicht um Cherry-Picking! Sondern darum, die innere Stimme zu fragen, was jetzt „dran“ ist. Meiner Erfahrung nach wird sie ehrlich antworten und manchmal auch Tasks vorschlagen, die nicht die Lieblingstasks sind – aber eben „dran“ und stimmig.

3. Agilität statt Durchziehen

Pläne sind Orientierung, keine Ketten. Es geht überhaupt nicht ums Abhaken, auch wenn die kleine Projektmanagerin in mir das Abhaken sehr mag, weil so ein Erfolg sichtbar wird. Es ist wichtig, einen guten Plan zu haben, absolut! So wie eine Landkarte für die Wanderung. Wir dürfen nur nicht die Karte mit dem Terrain verwechseln! Die Agilität und Flexibilität im Umgang mit deinen To Do Listen macht den Unterschied zwischen starrem und offenem System.

Lass die Schwimmflügel (Kontrolle) los und lerne freies Schwimmen in den Wellen. Die Fähigkeit zu erkennen, dass inzwischen eine andere Aufgabe wichtiger ist als das, was als nächstes auf deiner Liste kommt, unterscheidet Mitarbeiter- von Unternehmer:innen-Mindset!

4. Puffer einplanen = Selbstfürsorge

Berücksichtige unbedingt den Fluxfaktor (ein wunderbarer Begriff, den ich von Martin Weiss von Big SHIFT habe). Denn: Störungen und die Tendenz zur Chaotisierung von Systemen sind normal. Mit etwas „Luft“ (=Puffer) in deinem Plan überlebt dieser (etwas länger).

5. Strategie & Selfcare first

Die Strategie ist die Basis des Arbeitens. Die Ziele vor Augen und im Kopf zu haben hilft, im Trubel des Alltags nicht nur einfach das zu tun, was gerade „brennt“ oder den wenigsten inneren Widerstand weckt. Dazu ist es aber wichtig, selbst „fit“ zu sein.

Und hier kommt die Self-Care ins Spiel – sie steht in der Wichtigkeit noch vor der Strategie! Wer ohne Energie startet, verliert vorm Start. Wie startest du in den Tag? Wie und wann machst du Pausen? Wie klingt dein Arbeitstag aus? Wie geht es dir zwischendrin und danach?

Eine absolute Basiskompetenz für gesunde Selbstführung im Beruf ist Achtsamkeit. Sie wird aus meiner Sicht in der heutigen Arbeitswelt geradezu überlebenswichtig!

Dein Energiekonto (=deine Gesundheit) ist das wichtigste „Business-Asset“, das du hast! Kümmere dich gut darum.

6. Kein Arbeiten im Panikmodus

Ganz ehrlich: Mit Nebel im Kopf ist keine Höchstleistung möglich, sondern nur Überlebensmodus. Wir dürfen lernen, die Anzeichen von Dysregulation unseres Systems zu erkennen, ernst zu nehmen und dann so schnell wie möglich gegenzusteuern…. Mit Tools für Selbstregulation, Erdung, Verbindung, Intuition & Achtsamkeit, zum Beispiel.

Wirkliches Arbeiten kann nur in der Wachstumszone gelingen, nicht in der Panik- und Überforderungszone. Es klingt so simpel, ist aber aus meiner Sicht der wichtigste SHIFT für effektives Arbeiten: Dein Wohlergehen ist Prio 1! VOR allen To Dos.

7. Spielerische Planung: Farbcodes & Stifte raus!

Deine To-do-Liste darf bunt sein wie dein Gehirn. Ich schreibe sie jede Woche neu – von Hand, mit ein paar Sketch-Note-Elementen, weil’s mir so mehr Spaß macht. Und dann kommen die farbigen Kleber ins Spiel: To dos mit Termin = blau, Entscheidungen = grün, Prioprojekte (max. 5 pro Woche) = pink. Dann noch für kleine to Dos gelb. Unterwöchig kann ich so leicht Farben ändern, und, das beste überhaupt: Das befriedigende Gefühl genießen, erledigte Punkte durchzustreichen!

8. Keine Selbst-Kasteiung und Kritik fürs Abschweifen

Abschweifen gehört dazu – die Kunst ist das Zurückkommen. Wie beim Meditieren!

9. Energie-Tracker: Was gibt dir Flow?

Jeden Tag mindestens einen Energiebooster und Flow-Zustand einbauen.

10. „Change the Channel“ bei mentaler Müdigkeit

Bei Feststecken nicht auch noch festbeissen. Sondern das Thema, die Aufgabe und die Stimmung wechseln: Ein anderer Modus bringt meist frische Energie!

11. Struktur für Kreativität

Kreativität braucht eine Bühne, keinen Nationalpark an Fläche. Sonst verschwindet die kreative Power in den unendlichen Weiten…

12. Ideenspeicher anlegen

Alle guten Ideen irgendwo festgehalten – in dem Wissen, dass sie nicht sofort umgesetzt werden müssen.

13. Störungsmanagement: Scanner-Mind braucht Schutzräume

Tür zu, Handy aus. Zur Not auch ein „Nicht stören“-Schild im Homeoffice und klare Absprachen mit Kolleg:innen und Family. Vielleicht sogar noise cancelling Kopfhörer – hilft wirklich, gerade im Großraumbüro!

14. Sound an: Musik oder binaurale Beats

Speziell „binaural beats“ sind eine tolle Fokushilfe für sensible Geister und auditiv orientierte Menschen!

15. Tägliche Mini-Strategie-Zeit

Nicht nur abarbeiten. Es braucht auch Zeit zum Sich-Ausrichten und Neujustieren. Jede Minute guter Planung ist 1 Stunde reine Arbeitszeit wert!

16. Sei dein eigener Lieblingschef

Hättest du Lust, für jemanden zu arbeiten, der dich immer niedermacht, wenn du nicht alles abgehakt hast? Lerne, dich selbst zu motivieren und zu loben – statt schlecht zu machen. Wertschätzung und Respekt ist auch in deinem inneren Team wichtig.

Ein hilfreiches Bild ist für mich dabei, auf den Fortschritt, nicht auf die Lücke zu schauen. Das ist auch die genial-simple Grundidee des Buchs „The Gap and the Gain“ von Dan Sullivan & Dr. Benjamin Hardy.

17. Reality-Check: Die Welt ist komplex

Die VUCA-Welt ist real! (VUCA: Volatil, unsicher, komplex und ambivalent). Dass du nie alles schaffst, liegt nicht (nur) an dir, sondern auch an diesen Rahmenbedingungen. Es wäre verrückt so zu tun, als ob es jemals optimale, ruhige und voll planbare Arbeitsbedingungen gäbe. Und ganz ehrlich: als Scanner:in wäre es dir auch schnell langweilig!

18. Visionboard & Monatsplan = Scanner-GPS

Sonst verläuft sich dein inneres Ideen-Orchester. Es ist gut, diese Pläne beim Arbeiten in Sichtweite zu haben. Ich arbeite daher mit physischen Visionboards und Monatsplänen, nicht nur digitalen. So nimmt das Unterbewusstsein beim Blick in den Raum immer wieder Kontakt damit auf. Das verankert das, was dir wichtig ist, auch sichtbar im Raum.

19. Review & revise

Die gute alte Manöverkritik … sollte eine freundliche sein, aber auf jeden Fall stattfinden. Man kann das auch als Dankbarkeits-Tagebuch machen: Abends und am Monatsende zurückschauen und überlegen: Was war gut? Und das dann feiern – klein oder groß. -> Scanner-Genie + Feedback = Magie!

20. The One Thing – täglich, wöchentlich, jährlich

Fokus ≠ Einseitigkeit. Klarheit braucht Prioritäten. Das fällt auch mir schwer, und ich schaffe es nicht immer ganz. Aber es ist immens hilfreich, jeden Morgen zu überlegen: Welche eine Sache ist heute die, die mich entscheidend weiter bringt? Selbst wenn alles andere schief geht oder nicht zeitlich unterzubringen ist, machen wir so trotzdem Fortschritt!

x. Teamwork

… Kann Fluch und Segen sein!

Das Thema gute Zusammenarbeit mit anderen sprengt den Rahmen dieses Beitrags – ist aber natürlich essenziell, um gut arbeiten zu können! Und das gilt für Selbstständige wie auch für Angestellte – und egal, ob hochsensible Scanner oder nicht… Vielleicht wird das irgendwann ein eigener Beitrag!

Full disclosure: Worin ICH (noch) „schlecht“ bin

  • Pausen nehmen
  • Langweiliges und Repetitives tun (wie Behördenkram)
  • Deep Focus / Abgrenzung im starken Trubel
  • Nicht-Identifikation mit Arbeit
  • Play first, work later
  • Eat the frog 
  • Rausgeben, bevor ich „fertig“ bin (dieser Beitrag ist somit ein Stück Selbsttherapie für meinen Perfektionismus)
  • (Aus meiner Corporate-Zeit:) Delegieren und Verantwortung anderer bei ihnen lassen (selbst wenn sie sie nicht tragen). Ich HASSE es, wenn Projekte gegen die Wand zu fahren drohen – und bin allzu oft in die Rolle der Feuerwehrfrau geschlüpft! Rate mal, worauf ich andere damit trainiert habe?
  • Ein Projekt / eine Idee loslassen oder hinten anstellen (ich will in diesem Jahr noch ein Buch schreiben, was mit Blick auf mein Zeitbudget *eigentlich* nicht realistisch ist!)

Epilog

Ganz ehrlich: Ich bin in vielem noch Lernende.
Pausen? „Vergesse“ ich oft. Delegieren? Eher nicht so meine Kernkompetenz.

Aber: Ich bin dran. Spielerisch und voller Lernfreude!

Und mit meiner Dranbleiben-Taktik habe ich schon verdammt große Projekte gewuppt. 🙂


Möchtest du deinen Scanner-Kopf und dein feinfühliges Nervensystem besser in Einklang bringen? Dann schau dir gerne meine Masterclass „Energiemanagement für Hochsensible“ an und trag dich damit auch in meinen Newsletter ein – du bekommst jede Woche gute Tipps und eine Info, wenn ich den nächsten Workshop zum Thema biete!

Tu was du liebst & sei wer du bist! – Ein Manifest für mehr leise Stärke in einer lauten Welt Juni 21, 2025

Tu was du liebst & sei wer du bist! – Manifest für mehr leise Stärke in einer lauten Welt

„Das Leben ist kein Wunschkonzert“

„Du bist zu sensibel und traumtänzerisch“

„Damit kann man doch nicht seinen Lebensunterhalt verdienen“

Solche Sprüche kennen wir wahrscheinlich alle und haben sie tausendmal gehört … Besonders die Träumer:innen, Idealist:innen und Feinfühligen unter uns. (Vielleicht nehmen wir sie uns aber auch nur mehr zu Herzen? ;-))

Und doch können wir es nicht ganz lassen, das Träumen, die „brotlose“ Kunst, die „verrückte“ Businessidee. Aber sobald wir darüber nachdenken, damit sicht- und hörbar zu werden, kommen die anderen Stimmen, die wir so sehr internalisiert haben, dass wir sie oft für eigene halten:

„Wer bin ich denn schon, das zu wollen oder zu tun?“

„Wer will das schon hören oder sehen?“

„Diese Welt ist doch schon voll genug von verrückten Ideen und Spinnern“

Wenn solche Gedanken dir bekannt vorkommen, dann ist dieser Beitrag für dich. Er ist als Er-Innerung gedacht, warum es so wertvoll und wichtig ist, sich zu zeigen – auch als stiller, feinfühliger Mensch. Man muss dazu nicht so (laut) werden wie die anderen. Sondern sein Licht nur so strahlen lassen, wie es ist.

Das hat das Potenzial, das eigene Leben komplett zu verändern – denn auf einmal ist da: Resonanz. Wirksamkeit. Lernen und Wachstum. Verbundenheit. Lebendigkeit und Freiheit. Und Ermutigung zum So-Sein oder zu Veränderung, auch für andere.

Dieser Beitrag ist sehr persönlich geworden – er ist auch eine Er-Innerung an mich selbst. Vielleicht inspiriert er auch dich – das würde mich sehr freuen.

Danke für das wunderschöne Thema an Sandra Jost, die zur Blogparade „Tu, was du liebst – und verändere die Welt“ eingeladen hat. Weitere Beiträge zum Thema findest du unter dem Hashtag #Tuwasduliebst.


„Unsere tiefste Angst ist nicht, unzulänglich zu sein.
Unsere tiefste Angst ist, dass wir über die Maßen machtvoll sind.
Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, das uns am meisten Angst macht.“

– Marianne Williamson, in ihrem Text „Unsere tiefste Furcht“


Imagine … Träumen als Superkraft

Was passiert, wenn die stillen selbstreflektierten Menschen sich zurückziehen, unsichtbar bleiben, nochmal darüber nachgrübeln statt ihrer inneren Stimme, ihren leisen Impulsen und ihren zarten Gefühlen und vielfältigen Ideen zu folgen, erleben wir leider gerade: Die Lauten übernehmen. Der Ton wird rauer. Zwischentöne, Vielfalt, Empathie und Kreatives fällt allzu oft unter den Tisch.

Wenn wir als feinfühlige Menschen immer mehr in die innere Flucht gehen – ein durchaus verständlicher Reflex – geht etwas verloren. Für uns selbst – auch auch für die anderen, für die Gesellschaft und die ganze Welt.

Aber was, wenn du …

  • das Buch doch schreibst?
  • das unfertige und feinsinnige Gedicht doch teilst?
  • für deinen verrückten Traum gehst und damit Ja zu dir und zum Leben sagst?

Was würdest du tun, wenn du tust, was du liebst?

🔹 Stell dir vor, du würdest es tun: Was könnte passieren?
🔹 Und stell dir vor, du würdest es NICHT tun – was würde dir und der Welt fehlen?

Ich glaube, in diesen Fragen liegt ein wichtiger Schlüssel. Denn es geht um Lebendigkeit …Im eigenen Leben – und in dem anderer.

Sensibilität als Stärke leben – und dein Licht in die Welt bringen

Stell dir vor, du tust das, was du wirklich liebst. Du arbeitest und lebst so, wie es dir wirklich entspricht. Nicht angepasst. Nicht funktionierend. Nicht selbstzweifelnd – sondern mit deinem ganzen Sein.

Das kann auf einer kleinen, ganz alltäglichen Ebene sein: Vielleicht zeigst du dich in deinem persönlichen Lebenskreis noch etwas mehr, wie du wirklich bist. Auch die feinen, verletztlichen und empathischen Seiten.

Das kann letztlich in immer größer werdenden Kreisen Dinge bewegen und so mehr Lebendigkeit, Liebe und Authentizität in die ganze Welt bringen.

Denn wenn mehr Menschen ihrem inneren Ruf – im kleinen und im großen – folgen, statt sich hinter äußeren Erwartungen zu verstecken und innerlich abzutauchen, entstehen neue Dinge und neue Energie.

Sie bringen Verbundenheit, Freude, Sinn, Wirkung – für uns selbst, für andere – und für das große Ganze.

Hummel an Blüte
Macht Duften in einer oft stinkigen Welt Sinn? Kommt darauf an, wen man anziehen will… 😉

Innerer Raum und Freiheit – warum das meine Arbeit prägt

Ich liebe es, mit meiner Arbeit Menschen an ihr inneres Leuchten zu erinnern. An die leise, oft verschüttete Stimme, die spürt, was wirklich stimmig ist.

Solche Räume zu öffnen, in denen die Intuition wieder spürbar wird.
Erlebbar zu machen, dass Achtsamkeit kein Rückzug ist, sondern pure Präsenz.
Zu erinnern, dass Selbstführung nicht Kontrolle bedeutet, sondern dass es um innere Freiheit und Verbundenheit geht!

Es ist erfüllend und (mir) wichtig, solche Räume zugänglich zu machen, für feinfühlige, kreative und idealistische Menschen, die viel geben – aber oft sich selbst vergessen oder verleugnen. Es ist wunderschön, einen Menschen, der sich als „ausgebrannt“ erlebt hat, auf einmal wieder innerlich leuchten zu sehen.

Ich glaube, die Welt braucht feine Menschen, die ihr Licht in die Welt bringen statt am „System“ zu zerbrechen.

Interessanterweise spiegelt das innere System dabei oft das äußere. Daher beginnt jede Veränderung in uns selbst – mit einem Ja zu unserem authentischen Sein. Und der Bereitschaft und dem Mut, uns so zu zeigen.

Mein „Purpose“ ist daher, engagierte und verantworungsvolle Intrapreneurinnen in Organisationen oder Solopreneurinnen mit einer Mission dabei zu unterstützen, genau diese authentische innere Kraft wieder zu finden. Und so ihr inneres System zu transformieren und zu befreien und aus ihrer Tiefe heraus stark zu sein.

Waldweg
Die innere Stimme kennt den Weg. Oder zumindest den nächsten stimmigen Schritt.

Von wegen Soft Skills: Intuition, Achtsamkeit & Sensibilität als Superkräfte

Viele verbinden mit dem Wort Stärke Leistungsfähigkeit, Selbstsicherheit, Souveränität im Außen. Doch aus meiner Sicht sind einige der wichtigsten Stärken still, fein, kreativ und empathisch.

Diese Art von Stärke wird gesellschaftlich oft nicht voll gewertschätzt oder als „Soft Skill“ abgetan:

  • Die Fähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen und ganzheitlich zu denken.
  • Die Intuition, was wirklich wahr, stimmig und hilfreich ist.
  • Die Empathie, was andere gerade brauchen.
  • Das tiefe Gespür für Sinn, Werte und Authentizität.

Ich erlebe viele Menschen, die denken, sie müssten robuster, rationaler, fokussierter, selbstsicherer und lauter sein, um OK zu sein. Dabei berauben sie sich im Grunde der Superkraft dieser Eigenschaften, die das Geschenk ihrer (Hoch)Sensibilität, Reflektiertheit und inneren Vielfalt sind!

Seinen Purpose zu leben braucht oft einen „Inner System Shift“

Purpose bedeutet für mich zuerst SEIN und dann TUN.
Er beginnt damit, mich zu er-innern, wer ich wirklich bin. Mein eigenes Licht wieder zu sehen und zu lieben. Egal wer es sieht oder nicht. Egal ob es gut ankommt oder nicht. Und dann dem vertrauen, was durch mich in die Welt will und dem zu folgen. Für mich ist Purpose so letztlich eine Haltung, aus der heraus ich lebe und wirke.

Viele von uns haben jahrzehntelang „funktioniert“ – auch ich. Wir waren leistungsstark, verantwortungsbewusst, und auch empathisch – aber innerlich zugleich oft abgeschnitten von unserer wahren Kraftquelle. Wir können jedoch erst ins Wirken kommen (und innere Burnout-Muster überwinden), wenn wir uns Erlaubnis geben, so zu sein, wie wir sind. Das zu tun, was wir wirklich lieben. Er beginnt im Inneren – mit einem Ja zu uns selbst. Mit dem Mut, uns nicht länger selbst zu verstecken oder gar zu verleugnen.

Wenn wir beginnen, unser inneres System zu transformieren und unsere eigenen Regeln zu schreiben, entsteht etwas Neues. Dann wird aus Selbstzweifel Selbstführung. Aus Überanpassung Souveränität. Aus innerem Druck kreative Kraft.

„Wer bin ich schon, fragen wir uns, dass ich klug, schön, begabt und einzigartig sein soll?
Aber mal ehrlich, wer bist du, es nicht zu sein?
Du bist Ausdruck der Liebe des Lebens zu sich selbst.
Dich klein zu machen, dient dem Leben nicht“

– Marianne Williamson, in ihrem Text „Unsere tiefste Furcht“

Brennen ohne auszubrennen

Ich glaube, die Reflexion über den Wert von Arbeit ist wichtig. Denn Arbeiten kann Beitrag zu Gesellschaft und zur Welt sein. Doch es muss ein Arbeiten sein, das nährt statt zehrt. Woran wir nicht ausbrennen, sondern von unserem innere Licht getragen werden. Es ist keine Selbstantreiberei aus Pflicht, Angst oder Vergleich sondern Selbstführung, die auf Selbstrespekt, Vertrauen und Liebe basiert.

Und mit Arbeit meine ich natürlich nicht nur Erwerbstätigkeit im klassischen Sinne, sondern alles, was wir erschaffen und wozu wir beitragen – ganz ausdrücklich auch Care-Arbeit und die Gestaltung von Beziehungen in Gesellschaft und Familie sowie Ehrenamt, Kunst und Kultur, gesellschaftlicher Diskurs und Reflexion!

Eine solche Selbstführung mit liebevoller Verantwortung für das eigene Leben ist für mich der Schlüssel zu wahrer Wirksamkeit und Beitrag. Sie beginnt mit dem Mut, dich selbst ernst und wichtig zu nehmen. Mit allem, was dich ausmacht – auch mit den Teilen, die du vielleicht jahrelang für Schwächen gehalten hast. In Wahrheit sind sie oft deine ungelebten Stärken!

Dünenrose
Viele Dornen, ein einfacher Blütenkranz mit hauchzarten Blättchen: Vermeintliche Schwächen sind oft Stärken!

Dream big: Wir sind die Erschaffer:innen unserer Welt – von innen nach außen

Ich wünsche mir eine neue Kultur des Arbeitens und des Wirkens. Eine, in der Verbundenheit, Intuition und Präsenz echte Wertschätzung haben. Ich gestalte mit meiner Arbeit daher Räume, in denen Menschen sich mit diesen sensiblen Stärken wieder „rückverbinden“ können – um in Kontakt zu sein mit sich selbst, miteinander und mit dem, was wirklich zählt.

Ich wünsche mir, dass wir gerade als feinfühlige Menschen verstehen, dass wir nicht „fertig“ sein brauchen, um einen wertvollen Impuls zu geben. Dass wir unsere „Edge“ nicht verlieren, wenn wir weich und offen sind – im Gegenteil. Und dass wir nicht laut sein müssen, um gehört zu werden.
Dass wir darauf vertrauen können, dass unser Sein und Tun wertvoll ist. Und dass das genug ist.

Die Welt wird mit jedem stillen und zugleich mutigen Ja zu dir selbst ein wenig besser.

Sei einfach du selbst und tu das, was du liebst – genau das ist dein größter Beitrag.

Was wäre, wenn mehr Menschen mutig ihrem inneren Ruf folgen würden?
Wenn Sensibilität nicht als Schwäche, sondern als powervolle „natürliche Intelligenz“ verstanden würde?
Wenn Intuition als Navigationssystem ernst genommen würde – im Leben, in Unternehmen, in der Gesellschaft?

Ich mag eine Träumerin sein, aber ich glaube, dass wir eine solche Welt gestalten können: Indem wir zeigen, wer wir wirklich sind und indem wir tun, was wir lieben. Eine Welt, in der leise Stimmen gehört werden. In der Arbeit nicht gegen die Gesundheit oder die Werte geht, sondern mit ihnen. In der Mitgefühl und Macht keine Gegensätze sind, sondern zwei Flügel, die gemeinsam tragen.

Machst du mit? 🙂

„Indem wir unser eigenes Licht leuchten lassen,
geben wir anderen Menschen unbewusst die Erlaubnis, es ebenso zu tun.
Wenn wir uns von unserer eigenen Angst befreien, befreit unser Dasein die anderen ganz von allein.“

– Marianne Williamson, in ihrem Text „Unsere tiefste Furcht“

Straßenlaterne vor leuchtendem Abendrot am Meer
Straßenlaterne, Leuchtturm, Glühwürmchen oder Abendstern? Wichtig ist nur, dass wir unser Licht teilen.
Gedankenkarussell - nicht immer so schön wie hier Juni 5, 2025

Krisenkarussell und Nebel im Kopf: Wohin wir uns wenden können, wenn das Außen kaum Orientierung bietet

Viele Menschen sehen sich derzeit in schwierigen inneren und äußeren Gewässern: Sie haben – durchaus berechtigte – Sorgen und Ängste um die politische, gesellschaftliche, berufliche Zukunft. Sie sind müde vom Denken, doch das Denken hört nicht auf. Und trotzdem führt es auch nicht heraus aus der Verwirrung und Sorge.

Wir alle sehnen uns nach Orientierung. Doch das, wenn das Außen dauerhaft diffus, widersprüchlich oder überfordernd ist? Irgendwann beginnt sich alles zu drehen – im Kopf, im Gefühl und im Nervensystem.

  • Warum das Gedankenkarussell gerade in Dauerkrisenzeiten so viele Menschen festhält,
  • Wie wir wieder zu innerer Klarheit und Selbstverbindung finden können
  • Und warum ein „inneres Navigationssystem“ dabei so entscheidend ist wie nie…

… Meine Gedanken dazu teile ich hier und freue mich, wenn du mir einen Kommentar darlässt, wenn dich das berührt oder zu eigenen Gedanken anregt.

Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade „Gedankenkarussell stoppen – Wege aus der Gedankenschleife“ von Pia Hübinger – selten schien mir ein Thema so aktuell und notwendig wie jetzt!

Das innere Navi aktivieren – von innen nach außen orientieren

Neulich war ich am Meer und habe zum ersten Mal in vielen Jahren Seenebel erlebt. Ein sehr interessantes Erlebnis und eine starke Metapher für dieses Gefühl, dass auf einmal jede Orientierung im Außen weggefallen ist!

Seenebel
Dieser unerwartete Besuch von William Turner erfreut das Fotografen-Herz. Als Spiegel eines derzeit häufig anzutreffenden inneren Zustands von Orientierungslosigkeit ist es ein starkes Symbolbild

In stürmischen und nebligen Zeiten ist es unendlich wertvoll, mit dem, was ich das „innere Navi“ nenne, vertraut zu sein. 

Dazu gehören Aspekte wie

  • Wertekompass
  • Bedürfnispyramide 
  • Intuition
  • Achtsamkeit
  • Stärkende Beziehungen*

*(Ja, auch letztere gehören für mich zum „inneren Navi“ – denn sichere Beziehungen geben uns Geborgenheit und ein Gefühl von Zuhause in einer chaotischen Welt.)

Zugleich darf diese Innenorientierung nicht dauerhaft sein. Sie darf nicht zur Abkapselung und Realitätsverweigerung führen. Sonst kracht es nur später umso heftiger.

Wir können in Krisen und in Unsicherheit nur „auf Sicht fahren“. Zur langfristigen Kurskorrektur benötigen wir ein starkes inneres System, das so stark ist, dass es offen sein kann für neue Impulse von außen.

Im Spannungsfeld zwischen veralteten Systemen und hochdynamischen Entwicklungen

Wir befinden uns, falls das noch nicht aufgefallen sein sollte, in einer Multi- und Stapelkrise (das heisst, die Krisen beeinflussen und triggern sich gegenseitig – vgl. Fukushima): 

Wirtschaft, Gesellschaft, Natur und die Menschen durchlaufen große Herausforderungen und Veränderungen. 

Die Ursachen sind dafür teils alt – ungelöste Fragen, die sich jetzt zuspitzen wie etwa die Rentenkrise als Ausdruck des starren Festhaltens am Wachstums- und Gewinnmaximierungs-Paradigma. 

Andere Treiber der Krisen sind neu – wie etwa KI, die binnen weniger Jahre schon jetzt zu Kündigungswellen und massiven Strukturumbrüchen auf dem Arbeitsmarkt führt (und wir stehen erst am Anfang).

Gigantische Herausforderungen – kollektiv wie persönlich

Viele Menschen sind derzeit mürbe, krisenmüde, dauerangespannt oder schon tief erschöpft. Wir haben die letzten Krisen – etwa Finanzkrise oder Corona-Krise – noch in den Knochen. Die Zeitverdichtung und der Druck steigen in fast allen Bereichen rapide an.

Und in vielen Firmen stehen weitere Kündigungswellen an. Man weiß gar nicht, ob man inmitten der KI-Arbeitswelt-Transformation lieber seinen Job verlieren möchte, um vielleicht nie wieder einen solchen zu finden – oder ob man wirklich zu den armen Tröpfen gehören will, die bleiben dürfen, um dann künftig die Jobs von allen, die gegangen sind, auch noch mitzumachen. 

Der „Stresstunnel“: gemeinsam im Gedankenkarussell

Ich glaube, viele von uns – gleich ob angestellt, gleich ob mit oder ohne Führungsrolle, gleich ob selbständig oder unternehmerisch tätig, spüren die gigantischen Herausforderungen, vor denen wir individuell und kollektiv stehen und angesichts derer wir uns allzu oft recht überfordert fühlen.

Viele Menschen sind derzeit …

  • komplett im Stresstunnel – samt Brain-melt – denn Dauerstress verändert unsere Wahrnehmung und unser Denken
  • haben große (und durchaus berechtigte) Zukunft-Sorgen und -Ängste 
  • denken und handeln in dieser Überforderung teils reaktionär – etwa mit psychologischer Regression, innerer Abkapselung, Starre und Entscheidungsverweigerung oder Zynismus.

Das ist verständlich – und doch natürlich nicht hilfreich.

Und im Grunde wissen wir auch alle, was wir tun könnten, um auszusteigen aus diesem Karussell …

Spüren statt Ausweichen – simpel, doch nicht leicht

Es ist eigentlich ganz einfach – und doch alles andere als leicht, da unsere emotionsgeladenen Gedanken und alarmierten Selbstschutzinstinkte uns weismachen, dass es gefährlich ist, auszusteigen.

Doch auch die Fähigkeit zur Selbstregulation und Achtsamkeit ist uns angeboren. Etwas Magisches kann geschehen, wenn wir aufhören, weiterzuhetzen. Uns stattdessen dem, was uns sorgt, ängstigt, beschäftigt, zuwenden. Uns selbst wieder spüren und bei uns selbst ankommen.

Es gibt unzählige Wege, die uns bei der Selbstregulation und Restauration unterstützen können und uns helfen, den Kopf wieder klarer zu bekommen, aus dem Gedankenkarussell auszusteigen. Einige davon habe ich hier gesammelt.

Mind the gap: Die Kraftquelle Pause

Die Essenz von all diesen Wegen – gleich ob Bewegung, Natur, Atmen, Meditation, Austausch oder Musik – ist ganz SIMPEL:

Ich möchte dich einladen, genau jetzt beim Lesen einmal innezuhalten. Nach innen zu spüren. Wahrzunehmen, wie es dir wirklich geht. Auch beim Unangenehmen hinzuspüren. Die Spannung zu spüren und zu halten. Das ist dein Leben. 

Und vielleicht spürst du zugleich auch, dass dieser Moment „reich“ und vielschichtig ist. Es gibt nicht nur „Krise“. Die ist irgendwo da draußen und, ja, auch in deinem Kopf. 

Mehr als Krisen oder Gedankenkarussell wahrnehmen und sein

Da ist noch viel mehr als deine Gedanken und Krisen – reale oder befürchtete. Etwa: Dein Körper, dein Atem, dein Herzschlag. Deine Mitmenschen. Dein komplexes und faszinierendes Innenleben. Deine Bedürfnisse, Wünsche und Träume. 

Deine Sehnsucht nach mehr. Nach Freiheit und Lernen. Eine leise innere Stimme, die dir Hinweise gibt, was für dich jetzt „stimmig“ ist. Genau heute. Und als nächster Schritt in deine Zukunft. 

Es ist diese stille und ruhige Kraft des Seins und die Entwicklungsfreude unserer menschlichen Natur, die uns als „inneres Navi“ Halt und Orientierung in Zeiten geben, in denen im Außen die Orientierung fehlt.

Kennst du diese Seite in dir?

Wie kannst du sie heute – jetzt – wahrnehmen?

Wie kannst du dich im Alltag an sie erinnern?

Innehalten und Spüren um das innere Navi zu aktivieren
Innehalten und Spüren, um das innere Navi zu aktivieren
Gedankenkarussell - nicht immer so schön wie hier Juni 5, 2025

Krisenkarussell und Nebel im Kopf: Wohin wir uns wenden können, wenn das Außen kaum Orientierung bietet

Viele Menschen sehen sich derzeit in schwierigen inneren und äußeren Gewässern: Sie haben – durchaus berechtigte – Sorgen und Ängste um die politische, gesellschaftliche, berufliche Zukunft. Sie sind müde vom Denken, doch das Denken hört nicht auf. Und trotzdem führt es auch nicht heraus aus der Verwirrung und Sorge.

Wir alle sehnen uns nach Orientierung. Doch das, wenn das Außen dauerhaft diffus, widersprüchlich oder überfordernd ist? Irgendwann beginnt sich alles zu drehen – im Kopf, im Gefühl und im Nervensystem.

  • Warum das Gedankenkarussell gerade in Dauerkrisenzeiten so viele Menschen festhält,
  • Wie wir wieder zu innerer Klarheit und Selbstverbindung finden können
  • Und warum ein „inneres Navigationssystem“ dabei so entscheidend ist wie nie…

… Meine Gedanken dazu teile ich hier und freue mich, wenn du mir einen Kommentar darlässt, wenn dich das berührt oder zu eigenen Gedanken anregt.

Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade „Gedankenkarussell stoppen – Wege aus der Gedankenschleife“ von Pia Hübinger – selten schien mir ein Thema so aktuell und notwendig wie jetzt!

Das innere Navi aktivieren – von innen nach außen orientieren

Neulich war ich am Meer und habe zum ersten Mal in vielen Jahren Seenebel erlebt. Ein sehr interessantes Erlebnis und eine starke Metapher für dieses Gefühl, dass auf einmal jede Orientierung im Außen weggefallen ist!

Seenebel
Dieser unerwartete Besuch von William Turner erfreut das Fotografen-Herz. Als Spiegel eines derzeit häufig anzutreffenden inneren Zustands von Orientierungslosigkeit ist es ein starkes Symbolbild

In stürmischen und nebligen Zeiten ist es unendlich wertvoll, mit dem, was ich das „innere Navi“ nenne, vertraut zu sein. 

Dazu gehören Aspekte wie

  • Wertekompass
  • Bedürfnispyramide 
  • Intuition
  • Achtsamkeit
  • Stärkende Beziehungen*

*(Ja, auch letztere gehören für mich zum „inneren Navi“ – denn sichere Beziehungen geben uns Geborgenheit und ein Gefühl von Zuhause in einer chaotischen Welt.)

Zugleich darf diese Innenorientierung nicht dauerhaft sein. Sie darf nicht zur Abkapselung und Realitätsverweigerung führen. Sonst kracht es nur später umso heftiger.

Wir können in Krisen und in Unsicherheit nur „auf Sicht fahren“. Zur langfristigen Kurskorrektur benötigen wir ein starkes inneres System, das so stark ist, dass es offen sein kann für neue Impulse von außen.

Im Spannungsfeld zwischen veralteten Systemen und hochdynamischen Entwicklungen

Wir befinden uns, falls das noch nicht aufgefallen sein sollte, in einer Multi- und Stapelkrise (das heisst, die Krisen beeinflussen und triggern sich gegenseitig – vgl. Fukushima): 

Wirtschaft, Gesellschaft, Natur und die Menschen durchlaufen große Herausforderungen und Veränderungen. 

Die Ursachen sind dafür teils alt – ungelöste Fragen, die sich jetzt zuspitzen wie etwa die Rentenkrise als Ausdruck des starren Festhaltens am Wachstums- und Gewinnmaximierungs-Paradigma. 

Andere Treiber der Krisen sind neu – wie etwa KI, die binnen weniger Jahre schon jetzt zu Kündigungswellen und massiven Strukturumbrüchen auf dem Arbeitsmarkt führt (und wir stehen erst am Anfang).

Gigantische Herausforderungen – kollektiv wie persönlich

Viele Menschen sind derzeit mürbe, krisenmüde, dauerangespannt oder schon tief erschöpft. Wir haben die letzten Krisen – etwa Finanzkrise oder Corona-Krise – noch in den Knochen. Die Zeitverdichtung und der Druck steigen in fast allen Bereichen rapide an.

Und in vielen Firmen stehen weitere Kündigungswellen an. Man weiß gar nicht, ob man inmitten der KI-Arbeitswelt-Transformation lieber seinen Job verlieren möchte, um vielleicht nie wieder einen solchen zu finden – oder ob man wirklich zu den armen Tröpfen gehören will, die bleiben dürfen, um dann künftig die Jobs von allen, die gegangen sind, auch noch mitzumachen. 

Der „Stresstunnel“: gemeinsam im Gedankenkarussell

Ich glaube, viele von uns – gleich ob angestellt, gleich ob mit oder ohne Führungsrolle, gleich ob selbständig oder unternehmerisch tätig, spüren die gigantischen Herausforderungen, vor denen wir individuell und kollektiv stehen und angesichts derer wir uns allzu oft recht überfordert fühlen.

Viele Menschen sind derzeit …

  • komplett im Stresstunnel – samt Brain-melt – denn Dauerstress verändert unsere Wahrnehmung und unser Denken
  • haben große (und durchaus berechtigte) Zukunft-Sorgen und -Ängste 
  • denken und handeln in dieser Überforderung teils reaktionär – etwa mit psychologischer Regression, innerer Abkapselung, Starre und Entscheidungsverweigerung oder Zynismus.

Das ist verständlich – und doch natürlich nicht hilfreich.

Und im Grunde wissen wir auch alle, was wir tun könnten, um auszusteigen aus diesem Karussell …

Spüren statt Ausweichen – simpel, doch nicht leicht

Es ist eigentlich ganz einfach – und doch alles andere als leicht, da unsere emotionsgeladenen Gedanken und alarmierten Selbstschutzinstinkte uns weismachen, dass es gefährlich ist, auszusteigen.

Doch auch die Fähigkeit zur Selbstregulation und Achtsamkeit ist uns angeboren. Etwas Magisches kann geschehen, wenn wir aufhören, weiterzuhetzen. Uns stattdessen dem, was uns sorgt, ängstigt, beschäftigt, zuwenden. Uns selbst wieder spüren und bei uns selbst ankommen.

Es gibt unzählige Wege, die uns bei der Selbstregulation und Restauration unterstützen können und uns helfen, den Kopf wieder klarer zu bekommen, aus dem Gedankenkarussell auszusteigen. Einige davon habe ich hier gesammelt.

Mind the gap: Die Kraftquelle Pause

Die Essenz von all diesen Wegen – gleich ob Bewegung, Natur, Atmen, Meditation, Austausch oder Musik – ist ganz SIMPEL:

Ich möchte dich einladen, genau jetzt beim Lesen einmal innezuhalten. Nach innen zu spüren. Wahrzunehmen, wie es dir wirklich geht. Auch beim Unangenehmen hinzuspüren. Die Spannung zu spüren und zu halten. Das ist dein Leben. 

Und vielleicht spürst du zugleich auch, dass dieser Moment „reich“ und vielschichtig ist. Es gibt nicht nur „Krise“. Die ist irgendwo da draußen und, ja, auch in deinem Kopf. 

Mehr als Krisen oder Gedankenkarussell wahrnehmen und sein

Da ist noch viel mehr als deine Gedanken und Krisen – reale oder befürchtete. Etwa: Dein Körper, dein Atem, dein Herzschlag. Deine Mitmenschen. Dein komplexes und faszinierendes Innenleben. Deine Bedürfnisse, Wünsche und Träume. 

Deine Sehnsucht nach mehr. Nach Freiheit und Lernen. Eine leise innere Stimme, die dir Hinweise gibt, was für dich jetzt „stimmig“ ist. Genau heute. Und als nächster Schritt in deine Zukunft. 

Es ist diese stille und ruhige Kraft des Seins und die Entwicklungsfreude unserer menschlichen Natur, die uns als „inneres Navi“ Halt und Orientierung in Zeiten geben, in denen im Außen die Orientierung fehlt.

Kennst du diese Seite in dir?

Wie kannst du sie heute – jetzt – wahrnehmen?

Wie kannst du dich im Alltag an sie erinnern?

Innehalten und Spüren um das innere Navi zu aktivieren
Innehalten und Spüren, um das innere Navi zu aktivieren