Resilienz

Resilienz stärken: Die Natur zeigt, wie es geht! Okt. 29, 2025

Resilienz stärken: Wie du an Stress wachsen kannst

Resilienz zu stärken bedeutet, unsere Fähigkeit zu kultivieren, mit Stress, Krisen, Unsicherheit und inneren Spannungen so umzugehen, dass wir daran wachsen können – statt auszubrennen. In diesem Artikel erfährst du, was hinter Resilienz steckt und wie du sie gezielt im Alltag aufbauen kannst.

Das ist sehr relevant für unsere aktuelle Zeit, denn in unsicheren Zeiten wächst die Sehnsucht nach innerer Stärke. Ein Begriff, den man derzeit immer häufiger hört und liest, ist „Resilienz“. Was in den vielen Tipps und Trainingsangeboten oft untergeht: Resilienz ist kein „Life-Hack“ und kein Selbstoptimierungsprojekt, um unerschütterlich oder „bulletproof“ gegenüber den Unbillen und Unsicherheiten des Lebens zu werden. Es geht nicht darum, härter zu werden. Sondern darum, flexibel und lernfähig zu sein.

Resilienz – eine erlernbare Meta-Kompetenz

Resilienz ist ein Set von Fähigkeiten und Haltungen. Die grundlegende Kompetenz, mit Herausforderungen umzugehen oder langfristig sogar daran zu wachsen, ist uns angeboren. Manche Menschen haben gute Gene und eine recht glückliche Kindheit – in vielerlei Hinsicht ist es für sie leichter.
Doch auch Menschen, die von Natur aus stress-vulnerabler sind – etwa durch Neurodiversität, Hochsensibilität oder sogar Trauma – können ihre Resilienz stärken.
Ein wachsender Korpus and Forschung zum Thema Resilienz bestätigt: Wir können lernen, resilientER zu werden. Egal, was unsere Ausgangslage oder aktuelle Situation ist. Alles, was uns dabei hilft, unsere Lebendigkeit zu spüren und die Verbindung mit uns selbst und anderen zu fördern, ist hilfreich auf diesem Weg.
Resilienz ist kein Zustand, sondern ein lebenslanger Lern-Prozess!
Resilienz als „Meta-Kompetenz“ ist auch im Berufskontext höchst relevant, in einer Zeit, die von großen Unsicherheit und Umwälzungen geprägt ist. Individuen und Organisationen können ihre Resilienz gezielt fördern und „trainieren“. Ein wichtiger erster Schritt ist die Elimination von Resilienz-schwächenden Einflüssen. Es gibt jedoch auch Grenzen von Resilienztrainings, die wichtig sind zu kennen, etwa wenn jemand bereits in einer psychischen Krise wie einem Burnout steckt.

Resilienz: ein „Trendbegriff“ – der eine uralte Sehnsucht adressiert

Es ist nicht neu, dass Menschen nach Wegen suchen, mit den Herausforderungen des Lebens besser umzugehen. Unsere Spezies ist charakterisiert durch die Suche nach Sinn auf der einen Seite und die Sehnsucht, Leid, Stress und Trauma zu überwinden auf der anderen Seite. Im Laufe von Jahrtausenden haben verschiedene Kulturen verschiedene Ideen und Wege entwickelt, was dabei hilft. Die buddhistische Psychologie, Heldenerzählungen in Mythen und Sagen, Philosophie, Religion und Spiritualität oder Wissenschaft – all das sind letztlich Ausprägungen dieser Suche. 

In letzter Zeit wird aber besonders viel über Resilienz gesprochen – was sicher damit zu tun hat, dass viele Menschen verunsichert sind durch die großen Umwälzungen unserer Zeit. Wir leben in einer Zeit der „Stapelkrisen“ – Umweltkrise, Demokratiekrise, Wirtschaftskrise, Digitalisierung, KI, Globalisierung, usw. In dieser VUCA-Welt (VUCA: volatile, uncertain, complex & ambiguous) wächst naturgemäß die Relevanz von Dingen, die unsere mentale Widerstandskraft, sprich Resilienz, stärken.

Du möchtest zuerst verstehen, was Resilienz genau bedeutet? Dann lies hier weiter.

Studien zum Thema „Resilienz stärken“

Da Resilienz ein gut strukturiertes Meta-Konzept mit klar definierten Einzelfaktoren ist, lässt es sich auch wissenschaftlich erforschen. Die Resilienz-Forschung ist dabei noch recht jung – sie begann in den 1950er Jahren. Ähnlich wie bei der Forschung rund um Achtsamkeit gab es in den letzten Jahren eine wachsende Anzahl von interessanten Studien, die öffentliches Interesse fanden, weil sie die Relevanz für die Arbeitswelt und damit die Wirtschaft zeigen. 1

Aktuelle Statistiken über die Anzahl der Krankheitstage aufgrund von psychischen Erkrankungen 2 sind das Gegenstück zu diesen Studien über Resilienz. Sie machen messbar und greifbar, wie wichtig und wertvoll es individuell und kollektiv ist, Menschen und Organisationen „resilienter“ zu machen.

Ein Burnout wünsche ich übrigens niemandem, denn ich habe das selbst erlebt und weiß, wie schmerzhaft, langwierig und teuer das für alle Beteiligten ist. 

Starke Resilienz: Gene, glückliche Kindheit oder Trainingserfolg?

Kindheitsjahre – Schicksalsjahre?

Unsere frühen Bindungserfahrungen prägen entscheidend, wie wir später mit Stress umgehen. Sicherheit, Nähe und Förderung von Autonomie legen das Fundament. Doch haben wir alle haben auch eine angeborene Resilienz.

Jedem von uns begegnen im Laufe des Lebens belastende Situationen, manchmal sogar Tragödien. Manchmal wird daraus ein Trauma, oft aber nicht. Und selbst Traumata können heilen – die Forschung zeigt inzwischen, dass es auch so etwas wie posttraumatisches Wachstum 3 gibt. Sprich: Wir wachsen oft sogar innerlich daran, zumindest langfristig. 

Und viele Menschen sind resilienter als gedacht. Dazu gibt es eine aktuelle Studien zur Resilienz nach der Pandemie des Leibniz-Instituts für Resilienzforschung (LIR) in Mainz. 4 Kurzum: Wir sind eine zähe und hoch-adaptive Spezies. Zugleich geht es bei Resilienz aber nicht nur um „Überleben“, „Klarkommen“ oder gar „härter werden“ – im Gegenteil: Es geht um Lebendigkeit und Flexibilität. 

„Rupture & Repair“ statt idealisierter Kindheit

Doch haben die allermeisten Menschen keine nur gute Kindheit und perfekte Familie. Es gibt fast überall Brüche, ungelöste Konflikte, Geheimnisse, „schwarze Schafe“ und diverse Krisen. Ich kenne niemanden, bei dem alles nur gut war. Ein wichtiges Konzept, das hier erwähnt werden soll, ist das von „Rupture and Repair“. 5 Es besagt, dass schwierige Erfahrungen in Beziehungen zu neuer Stärke und tieferer Verbundenheit führen, wenn sie bewusst adressiert und gemeinsam bearbeitet werden. Was aber offensichtlich nicht hilfreich ist, ist ein Umfeld, das das sich entwickelnde Beziehungs-, Kognitions- und Nervensystem des jungen Menschen in dysfunktionale Ausnahmezustände treibt. Vor allem, wenn das oft oder über lange Zeit geschieht.

Aber interessanterweise entwickeln manchmal auch Menschen, bei denen die Kindheit alles andere als gut war, eine ganz besondere Resilienz. Oft reichte ihnen ein einziger Mensch im Umfeld, der als hilfreich erlebt wurde! Ein Buch, das ich hier sehr empfehlen kann, ist „Was ist dein Schmerz?: Gespräche über Trauma, seelische Verletzungen und Heilung“, Oprah Winfrey und Dr. Bruce Perry. 6

Schwierige Situationen und Erfahrungen in der Kindheit verhindern Resilienz also nicht. Sie sind im Gegenteil oft sogar ein Nährboden dafür – auch wenn sich das erst später zeigt und oft viel innere Arbeit erfordert. Man sollte Resilienz also als „long-game“ betrachten.

Baum im Sturm - die Wuchsrichtung zeigt, wo der Wind herkommt
Resilienz kann man ausbauen und stärken – auch wenn die Startbedingungen schwierig sind, wie hier für dieses Bäumchen an der Nordseeküste.

Neurodiversität, Hochsensibilität & individuelle Startbedingungen

Es gibt neuronale, hormonelle und konstitutionelle Grundmuster, die uns genetisch vorprägen, so dass wir es leichter oder schwerer haben, diese Faktoren auszureifen. 

Ein Beispiel: Introversion gilt als ein stark genetisch beeinflusstes Persönlichkeitsmerkmal. Diese Prägung kann es erschweren, die Fähigkeit zur Gemeinschaft auszubilden. Muss es aber nicht. 

Oder Hochsensibilität beziehungsweise Neurodiversität: Damit einhergehende Muster der Informationsverarbeitung im Gehirn machen anfälliger für sensorische Überflutung und das wiederum kann es herausfordernder machen, Selbstwirksamkeit und Akzeptanz auszubilden. Die gleiche Eigenschaft kann aber umgekehrt auch ein Vorteil sein, wenn es um Lösungsorientierung und Selbstverantwortung geht! Denn wer diese Eigenschaften hat und sein Umfeld sensibel registriert, muss bewusste gesunde Selbstabgrenzung und inneres Ressourcenmanagement früh üben.  

Transgenerationales Trauma

Eine spannende andere Sichtachse ist, wenn wir es einmal umdrehen und schauen, ob Resilienz-behindernde Faktoren vererbbar sind. Aktuell gibt es viel Forschung zum Thema transgenerationales Trauma. 7 Und die Studienergebnisse legen nahe, dass unser Nerven- und Hormonsystem, das ja unseren unbewussten Umgang mit Stress steuert, durch vorige Generationen stark beeinflusst sein kann. 

Prinzipiell finde ich aber die Perspektive, dass Resilienz unabhängig von der genetischen oder sonstigen Ausgangssituation erlernbar und „trainierbar“ ist, optimistischer, selbstwirksamer, lösungs- und zukunftssorientierter – und somit in sich Resilienz-fördernd! 

Resilienz: Ein Meta-Modell

Das klassische Resilienz-Modell benennt sieben Faktoren (auf die ich auch hier eingegangen bin):

  • Gemeinschaft
  • Optimismus
  • Selbstwirksamkeit
  • Akzeptanz
  • Selbstverantwortung
  • Lösungsorientierung
  • Zukunftsorientierung

Wenn wir uns die Liste der klassischen Resilienzfaktoren anschauen, erkennt man leicht, dass vieles davon ziemlich abstrakt, kulturell gereift und „Meta-Level“ ist. 

Es ist offensichtlich, dass das per se keine angeborenen Fähigkeiten sind, sondern eher Haltungen, die im Laufe eines Lebens entstehen beziehungsweise kultiviert werden – oder behindert! (dazu unten mehr!)

Das Bild der Resilienz-Säulen finde ich rein gehirntechnisch übrigens gar nicht optimal: Denn ein Tempeldach hält nur, wenn alle Säulen gleich hoch und stark sind. Das ist bei den Resilienzfaktoren aber nicht so. Mir persönlich gefällt daher das Bild eines großen Baumes mit verschiedenen Wurzel- und Aststrängen besser. Was trägt, trägt. Je mehr trägt, desto besser. Aber bei jedem von uns ist eine Grundlage da, die uns dahin gebracht hat, wo wir sind. Auch wenn das noch nicht toll sein mag: Es ist ein ausbaufähiger Ausgangspunkt.

Sieben Säulen – zwei Essenzen

Im Säulenmodell der Resilienz stecken im Grunde zwei Essenzen, die entscheidend für innere Stärke sind: 

  • Erstens: die Beziehung zu sich selbst und zum eigenen Denken, Fühlen und Handeln
  • Zweitens: die Beziehungen zu anderen

Diese zwei Beziehungen zu kultivieren ist im Grunde simpel. Aber, zugegeben, oft nicht leicht. 

Eine Rolle spielen beispielsweise Übungen zur Förderung von Achtsamkeit und Selbstregulation, innere Team-Arbeit, Ansätze aus der Positiven Psychologie, Selbstwert-Training, Metakognition und Selbstreflexion. 

Resilienz: Förderliche und hinderliche Rahmenbedingungen im Berufskontext

Wie können Unternehmen ihre Resilienz und die ihrer Mitarbeiter fördern?

Resilienz-Workshops können hier viel wertvolles Wissen vermitteln und dafür sensibilisieren, dass individuelle wie kollektive Burnouts sich über lange Zeit entwickeln und in typischen Phasen verlaufen. Und dass man gegensteuern kann und sollte, dass das aber ebenfalls ein bewusstes Investment von Zeit und Ressourcen erfordert. 

Unternehmen sollten Resilienz in ihrer Kultur sowie den Unternehmens- und CSR-Zielen verankern – sonst bleiben Workshops bloße Symbolpolitik.

Organisationen, die diese Bedingungen kultivieren, fördern damit auch die Resilienz ihrer Mitarbeitenden.

Aber das geschieht nicht durch Appelle, sondern durch gelebte Kultur.

Resilienz kann nur gefördert werden – nicht gefordert!

Wenn Unternehmen strukturelle Probleme nicht angehen, wirken Resilienztrainings wie ein Feigenblatt. Sie erhöhen im schlimmsten Fall sogar den Druck: („Jetzt müssen die Krankheitstage aber sinken!“)

Aber auch bei guten Intentionen gibt es leider im Organisationen oft etliche Faktoren, die Resilienz behindern.

Eine Übersicht Resilienz-stärkender und -behindernder Rahmenbedingungen in Organisationen:

SäuleStärkendHinderlich
SelbstwirksamkeitGestaltungsspielräume, echtes FeedbackMikromanagement, unerreichbare Zielvorgaben
GemeinschaftKollegiale Verbindungen, VertrauenKonkurrenzdenken, fehlende Zeit & Vertrauen für Miteinander
OptimismusSinn erleben, Zukunft gestaltenZynismus, Überforderung durch Dauerkrisen
ZukunftsorientierungVision, PartizipationReaktionismus, dauernde Strategiewechsel
AkzeptanzOffene Kultur + KommunikationSilodenken, Tabus
SelbstverantwortungAutonomie, EmpowermentÜberregulierung, Intransparenz
LösungsorientierungLernkultur, ExperimentierräumeProblemfixierung, „Angstkultur“
Tivoli mit Achterbahn - Resilienz lässt sich lernen!
Tivoli mit Achterbahn – für den einen purer Stress, für den anderen Vergnügen. Von weiter weg die Erkenntnis: Life is full of ups and downs!


Resilienz stärken: Wichtige Hinweise für Leistungsorientierte

Wer sich die Frage nach der eigenen Resilienz stellt, ahnt meist schon, dass etwas in Wahrheit innerlich gerade nicht in Balance ist. Perfekte und immerwährende innere Balance ist auch keine realistische Erwartung. Unsere Welt ist zu volatil – und unsere aktuelle Zeit stellt unsere Nervensysteme vor ganz neue Herausforderungen.

Stress ist gesund – Dauerstress nicht

Zugleich ist es wichtig, tiefer zu schauen. Denn wir leben in einer Welt, in der Dauerstress „normal“ geworden ist. Und für viele auch das ständige Über-eigene-Grenzen-Hinausgehen! Und beides ist massiv Gesundheits-gefährdend!

Gerade Menschen mit einem hohen Verantwortungsgefühl und hohen inneren Standards „funktionieren“ äußerlich lange perfekt – und leugnen innerlich oft viel zu lange, wie müde sie tatsächlich sind. Sie leisten viel, haben für alle Kolleg:innen ein offenes Ohr und mitfühlende Worte und legen in Krisen sogar noch einen Turbo-Gang ein.

Der „High-functioning“-Modus ist dabei nicht das Problem. Er ist sogar eine Ressource – solange er situativ eingesetzt wird. Problematisch wird es, wenn er zum Dauerzustand wird. Wenn Leistung zur Selbstüberforderung wird, droht irgendwann eine tiefe Erschöpfung.

Schritt 1: Selbsterkenntnis. Denn innere Vorgänge können Resilienz sabotieren

Manchmal steckt hinter einem selbstausbeutenden Verhalten eine Überidentifikation mit der Arbeit, starke innere Treiber oder ein vulnerables Selbstwertgefühl. Und / oder eine Hochsensibilität, die dafür sorgt, dass die Antennen mehr nach außen – auf Bedürfnisse und Erwartungen anderer – gerichtet sind als nach innen.

Es ist wichtig, Vorzeichen eines Burnouts wie schwindende Konzentration, Fokus und Lebensfreude trotz immer mehr Anstrengens, zu erkennen – und rechtzeitig gegenzusteuern.

Tipp: Das eigene „Bauchgefühl“ wahr und ernst zu nehmen und seine Kraftquellen zu kennen, hat viel mit Selbstwirksamkeit zu tun. Das ist meines Erachtens daher das oft unerwähnte Fundament für gesunde Selbstführung und damit auch Resilienz! Ich habe einen „Energie-Check“ entwickelt, der dir hilft, deine Energieräuber und deine Kraftquellen zu erkennen. > Zum Energie-Check

Schritt 2: Störfaktoren und Energieräuber beseitigen

Da Resilienz eine angeborene Fähigkeit und unser gesamter Organismus eine große Selbstregulationskraft besitzt, ist es oft schon transformierend, Hindernisse, die der natürlichen Resilienz entgegenstehen, auszuräumen. Ob das äußere Störfaktoren wie Lärmquellen sind, schlechte Gewohnheiten wie zu viel Kaffe und zu wenig Schlaf für Regeneration oder „Bürokratiemonster“ bei der Arbeit, die durch bessere Strukturen, Abläufe und Kommunikation vereinfacht werden können: Solche Dinge nehmen oft schon viel Druck aus dem System.

Zugleich ist wichtig zu verstehen, dass es hierbei nicht um Stressvermeidung geht. Denn Vermeidung, die Angst-getrieben ist, führt meist in noch mehr innere Enge, Stress und Isolation!

Es geht hierbei also um gesunde Selbstabgrenzung, Bedürfnisartikulation und proaktive Selbstfürsorge!

Schritt 3: Kraftquellen und Resilienzfaktoren stärken

Ein Prinzip der Systemischen Therapie besagt: „Tue mehr von dem, was funktioniert!“ Genau darum geht es hier. Es ist viel wirkungsvoller, seine Stärken zu nutzen statt dauernd zu versuchen, Schwächen auszumerzen. Zu erkennen, was die eigenen Stärken sind und wie man sie wirkungsvoll nutzen kann, ist dabei ein Lernprozess. Denn das Leben bringt immer wieder Veränderungen und neue Herausforderungen mit sich.

Die eigentlichen Meta-Kompetenzen, die es zu lernen gilt, sind daher Achtsamkeit, Intuition Selbstvertrauen und Offenheit gegenüber dem Unbekannten!

Wie sich Resilienz mit simplen Alltags-„Routinen“ stärken lässt

Im Alltag – also bei den vermeintlich kleinen Dingen – auf gute Selbstfürsorge, Verbindung mit anderen und eine dankbare, optimistische und lösungsorientierte Haltung Augenmerk zu legen, ist „Selbstwirksamkeit“ pur! Auch hier ist die Sport- und Trainings-Metapher hilfreich: Ein regelmäßiges „Training“ ist viel effektiver, gesünder und nachhaltiger als gelegentliche Kraftakte! 

Hier ein paar konkrete Anregungen:

  • Achtsamkeit im Alltag: Schon kleine Momente der Bewusstheit sind wie „Inseln im Alltag“ und können die Resilienz stärken. Auch im größten Stress und Druck kann man eine bewusste Atempause machen, langsamer gehen oder zum Beispiel ein schwieriges Gespräch achtsam führen. Lies hier, warum Achtsamkeit im Berufskontext eine absolute Zukunftskompetenz ist.
  • Selbst-Reflexion: Was zieht mir Energie? Was gibt mir Energie – und erlebe ich das regelmäßig? Mach den „Energie-Check“ mit meinem Selbstreflexionsbogen!
  • Mikro-Pausen und Selbstregulation: Regelmäßige kurze Pause mit einem inneren Check-In sind sehr effektiv, um uns immer wieder mit unserem inneren Raum zu verbinden und bewusst für Regeneration zu Regulation unserer Nerven zu sorgen. Hier findest du Tipps für effektive Mikro-Pausen
  • Selbstwirksamkeit: Realistische Ziele setzen, dranbleiben und von äußeren Erfolgen unabhängige Selbstwertschätzung und Selbstfürsorge. Hier findest du meine 5 Schlüssel für Selbstwirksamkeit.
  • Mittagspausen-Spaziergänge: eine wunderbare Form der Beziehungspflege mit sich selbst und / oder anderen – mit Bewegung zum Stressabbau kombiniert!
Cornelia am Grand Canyon, 2018 - ein persönlicher Stress-Test und Resilienz-Boost
DAS war für mich kein Mittagspausenspaziergang! Ich habe nämlich Höhenangst. Umso stolzer war ich, dass ich mich bei meiner USA-Reise 2018 ganz an den „Rim“ des Grand Canyon vorgetraut habe – ein persönlicher Stress-Test und echter Resilienz-Boost!

Doch man darf Komplexes nicht allzu einfach machen, sonst verliert sich die wahre Essenz. 

Wann ein „Resilienz-Seminar“ nicht reicht

Menschen, die nach Wegen suchen, ihre Resilienz zu stärken, haben meist einen großen Schmerzpunkt. Man tut niemandem einen Gefallen, die Kultivierung von Resilienz auf eine 3-Minuten-Atemtechnik zu reduzieren, wenn jemand auf ein Burnout zuläuft oder nach einer Krise versucht, langsam neue und nachhaltige Stabilität im Alltag zu erlangen.

Resilienz ist individuell. Es kommt auf die aktuelle Situation und die Vorgeschichte an. Oft ist es daher erforderlich, langsamer und tiefer zu gehen. Etwa um innere Blockaden und Glaubenssätze aufzuspüren und zu verändern, die gesunde Selbstführung und damit Resilienz sabotieren. Das ist ein innerer Prozess, der mehr als „Tools und Methoden“ braucht und gut begleitet werden muss. Beispielsweise durch ein Coaching oder auch mit therapeutischer Begleitung, wenn eine Situation mit Krankheitscharakter vorliegt. 

Ein Burnout kann zum Wendepunkt werden: Viele lernen danach, gesünder zu führen – sich selbst und andere. Doch das ist ein Prozess, der natürlich Zeit und Reflexion braucht – und auch professionelle Begleitung wie Therapie. Aber vielen Menschen gelingt es, danach wieder mit Leidenschaft und Energie zu arbeiten. Sie haben jedoch auch gelernt, Selbstausbeutung zu beenden und die eigene Gesundheit wichtiger zu nehmen als fremde Ansprüche.

Es kann allerdings auch sein, dass ein Rollen- oder Berufswechsel stimmiger ist – etwa, wenn die Arbeitskultur keine gesunde Abgrenzung zulässt. Damit beide Lösungswege als Erfolg (an)erkannt werden können, braucht es das Grundverständnis von Resilienz als Flexibilität und Adaptionsfähigkeit.

Fazit: Resilienz stärken ist ein Weg, kein Quickfix

Resilienz ist kein rein individuelles „Projekt“ oder „To Do“. Es gilt, sie individuell, in Organisationen und in der Gesellschaft zu verankern!

Man kann Resilienz als eine Kompetenz verstehen, die unbewusste Stress-Reaktionsmuster durch den Fokus auf vorhandene Stärken und Ressourcen umzuprägen vermag. Und so unser Selbstvertrauen stärkt, mit dem, was das Leben an Herausforderungen bringt, umgehen zu können – oder es zu lernen. 

Resilienz ist viel mehr als eine bestimmte Methode, ein Training oder eine „Soft skill“! Sie ist eine Meta- und Super-Kompetenz, die sich aus einer gesundheits-, lern- und gemeinschaftsfördernden Haltung ergibt. Und das lohnt sich – denn Resilienz wird so zu einem entscheidenden wachstumsfördernden Faktor für Individuen wie Unternehmen.


Quellen & weiterführende Literatur

  1. RESILIENZ- KOMPASS zur Stärkung der individuellen und organisationalen Resilienz in Unternehmen“, ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V., Institut für Arbeitswissenschaft, Technische Universität Darmstadt (IAD) Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V. (IW) und Hochschule Fresenius Düsseldorf, 2018. Inklusive Forschungsreader. Abrufbar unter https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/Gutachten/PDF/2018/Gutachten_Resilienzkompass.pdf  
  2. Statistiken AU-Tage aufgrund psychischer Erkrankungen / Burnout: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/221500/umfrage/anteil-der-arbeitsunfaehigkeitstage-aufgrund-von-psychischen-erkrankungen/ und https://de.statista.com/statistik/daten/studie/239675/umfrage/arbeitsunfaehigkeitstage-aufgrund-von-burn-out-nach-alter-und-geschlecht/ 
  3. Posttraumatisches Wachstum: Tedeschi RG, Calhoun LG. The Posttraumatic Growth Inventory: measuring the positive legacy of trauma. J Trauma Stress. 1996 Jul;9(3):455-71. doi: 10.1007/BF02103658. PMID: 8827649. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/8827649/ 
  4. Eine aktuelle Studie des Leibniz-Instituts für Resilienzforschung (LIR) in Mainz zeigt, dass die Mehrheit der Deutschen in und nach der Pandemie resilienter war als angenommen: Stoffers-Winterling JM, Wiegand HF, Broll J, Schäfer SK, Adorjan K, Tüscher O, Lieb K (2025) COVID-19-Pandemie und die psychische Gesundheit in Deutschland: Verlauf, resiliente und vulnerable Gruppen. Nervenarzt. German. doi: 10.1007/s00115-025-01824-8. https://link.springer.com/article/10.1007/s00115-025-01824-8 
  5. Rupture & Repair: Tronick E, Beeghly M. Infants‘ meaning-making and the development of mental health problems. Am Psychol. 2011 Feb-Mar;66(2):107-19. doi: 10.1037/a0021631. PMID: 21142336; PMCID: PMC3135310. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC3135310/ 
  6. „Was ist dein Schmerz?: Gespräche über Trauma, seelische Verletzungen und Heilung“, Oprah Winfrey & Dr Bruce Perry, Arkana, 2022, ISBN 978-3442342983
  7. Transgenerationales Trauma: Seit der Jahrtausendwende rückt die Rolle der Epigenetik bei Trauma immer stärker in den Forschungsfokus – und die Frage, ob Traumata biochemische Spuren im Erbgut hinterlassen können. Eine relevante Übersichtsstudie ist folgende: Yehuda R, Lehrner A. Intergenerational transmission of trauma effects: putative role of epigenetic mechanisms. World Psychiatry. 2018 Oct;17(3):243-257. doi: 10.1002/wps.20568. PMID: 30192087; PMCID: PMC6127768. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC6127768/ 
  8. Mein Gastbeitrag „Resilienz im Berufsalltag: Soft Skill UND Survival Skill!“ im IBA-Forum (15.5.2025)
  9. Mein Interview mit t3n.de zur Frage, ob Resilienz trainierbar ist (10.7.2025)

Wenn du deine Resilienz mit meiner Begleitung stärken möchtest, kontaktiere mich gerne für ein unverbindliches Kennenlerngespräch!

Tipp: Mit meinem „Energie-Check“Fragebogen kannst du herausfinden, wie es derzeit um deine Resilienz bestellt ist. Finde heraus, wo deine Energieräuber aber auch deine Kraftquellen sind!

Ein Hoch auf die Komfortzone! Aug. 8, 2025

Ein Hoch auf die Komfortzone

Die Komfortzone hat einen schlechten Ruf. Unzählige Coaches sehen sie als die Wurzel allen Übels, nämlich als Ausdruck der mangelnden Entwicklungsbereitschaft des Menschen. Wir leiden gerade zu unter einem kollektiven Brainwash, dass wir uns permanent weiterentwickeln müssten, sonst würden wir „zurückfallen“. 

Aber was, wenn das eine krasse Form von Perfektionismus ist, die nur Gefühle von Angst und Unsicherheit überdeckt? Und was, wenn die Komfortzone in Wirklichkeit eine Aufladestation ist?

Die folgenden Reflexionen sind über viele Jahre in mir gereift. Ich mochte die Komfortzone früher auch nicht, sondern pendelte eigentlich nur zwischen völliger Erschöpfung (die ich für Entspannung hielt) und Überanstrengung, die ich mit Entwicklung gleichsetzte.

Wie ich in Gesprächen mit Klient:innen immer wieder feststelle: Diese Haltung ist weit verbreitet! Erst neulich erlebte ich in einem Gespräch, wie eine sehr leistungsstarke Frau sich selbst dafür verurteilte, nicht mutig genug zu sein, um „endlich“ die nächsten Wachstumsschritte anzugehen. Im Gespräch tauchten wir in ihre Geschichte ein und mir wurde klar: Ihr Problem war nicht zu viel Komfortzone. Sondern sie hatte von Kindheit an viel zu wenig davon erlebt!

Wenn du ahnst, dass das bei dir auch so sein könnte, findest du hier gesammeltes Wissen, das dir hoffentlich hilft, künftig weniger mit deinem Bedürfnis nach Komfortzone zu hadern. Und diesen Zustand mit ganz neuen Augen zu sehen – als „Homezone“ und notwendige Basis für alle Abenteuer des Lebens!

Wachstum braucht Sicherheit

Wir müssen uns als Menschen zuerst sicher und geborgen fühlen – um dann Schritte Richtung Autonomie und Wachstum gehen zu können.  

Ja, es geht auch anders: Nämlich, dass wir springen (also sehr herausfordernde Dinge tun oder Situationen managen), bevor wir wirklich bereit sind und die innere Kapazität dafür haben. Wenn wir das schon als Kinder gelernt haben, kann das aber zu chronischen Überforderungsgefühlen führen und einer tiefen Angst dem, was kommt, nicht gewachsen zu sein. Und zugleich zu einer tief verinnerlichten Gewohnheit, ständig über die eigenen Grenzen hinaus zu gehen, um irgendwelche Situationen oder sich selbst zu retten.

Aber das ist nicht Mut oder gesundes Proaktivsein, sondern Überlebensmodus!

Bist du wirklich faul oder eher erstarrt?

In der Panikzone zu sein, kann zu einer Erstarrung führen, wo es dann so aussehen mag und sich auch so anfühlen, als seien wir faul und kämen nicht voran. Aber in Wirklichkeit sind wir nicht in der Komfortzone und auch nicht in der Wachstumszone, sondern in der „Panikzone“

Diese führt zu einer Erstarrungsreaktion unseres Nervensystems, weil wir überfordert sind. Wenn wir uns dann trotzdem weiter antreiben, spiegelt das, dass wir die früher äußeren Antreiber internalisiert haben. Und so kommt zum äußeren Druck noch eine riesige Portion innerer Druck.

Wenn es in der Kindheit schwierige Erlebnisse und Situationen gab, so dass ein existenzielles Sicherheitsgefühl nicht voll ausgebildet werden konnte, ist es wichtig, dieses später nachzunähren.

Etwa durch:

  • Selbstfürsorge
  • Selbstmitgefühl
  • Fokus auf Selbstwirksamkeit
  • Achtsamkeit
  • Selbstregulation

Wir dürfen lernen, uns selbst einen sicheren inneren Raum zu schaffen. Aus dem heraus kann dann wirkliches Wachstum geschehen … und auch die Kapazität, äußerlich schwierige Situation und Herausforderungen zu halten und anders damit umzugehen.

Das nennt man Resilienz.

Plädoyer für die „Homezone“

Wir brauchen einen neuen Blick auf die Komfortzone. Sie ist nicht der Feind des Wachstums, sondern ihre Basis.

Wir sollten die Komfortzone vielleicht lieber Homezone nennen: Der Ort, wo wir unsere Batterien aufladen, ganz bei uns ankommen und dieses Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit und Komfort genießen dürfen.

Das bedeutet ja nicht, dass wir für immer dort bleiben müssen.

Zeichen aufzubrechen sind beispielsweise Langeweile, Neugierde, Frust oder eine klare Intuition. Oder um es mit Robbie Williams sagen „When you leave dents when you sit“.

Dieser Aufbruch aus der „Komfortzone“ hat dann eine andere Energie – nämlich die von Fülle statt Mangel und Druck.

Nicht jeder Schritt ist freiwillig – umso wichtiger ist Integration

Manchmal fordert das Leben von uns Entscheidungen, auch wenn wir uns gar nicht bereit fühlen. Dann heißt es: Mut fassen – auch wenn die Knie zittern und wir viel lieber in der Komfortzone bleiben würden und eigentlich sollten. 

Ich glaube, dass wir alle intuitiv spüren, wenn ein solcher Moment gekommen ist. Wenn wir eine mutige Entscheidung treffen müssen / dürfen, so gut es eben jetzt geht, auch wenn wir uns dem noch nicht „gewachsen“ fühlen. 

Doch nach solchen Sprüngen ist es essentiell, wieder in die Ruhe- und Komfortzone (aka: „Homezone“) zurückzukehren. Denn nur dort kann unser System das Neue integrieren und tatsächlich „wachsen“.

Die weit verbreitete Vorstellung, dass das Leben eine lineare und stetige Wachstums- oder Aufstiegskurve sein müsse, ist völliger Humbug.

Wachstums- und Lernorientierung sind Grundlage für ein glückliches und gelingendes Leben, ohne Frage! Aber wenn wir uns selbst damit unter Druck setzen oder uns dafür fertig machen, dass wir immer noch nicht bereit für den nächsten Schritt sind, sind wir in der Selbstoptimierungsfalle.

Dann ist es Zeit, sich einfach mal auf Sofa zurückzuziehen und zu chillen.

DAS ist Selbstfürsorge und gesunde Selbstführung!

ABER: Regeneration und Ablenkung sind nicht das Gleiche!

Was ich damit nicht meine, ist aber ebenfalls eine häufige Verwechslung: Es ist nicht regenerativ, Netflix-Serien zu schauen, sich mit der Nachrichtenlage in der Welt zu beschäftigen oder in Social Media Doom-Scrolling zu betreiben.

Auch richtige Regeneration und „Chillen“ will gelernt sein. Nur bitte ohne Selbstoptimierungsdruck! 

Eine Analogie aus dem Sport ist vielleicht hilfreich. Sportler unterscheiden grob drei Phasen:

  1. Trainingsphase
  2. Wettkampfphase
  3. Regenerationsphase

Wenn man immer müde und erschöpft ist und damit unzufrieden, macht es Sinn, einmal zu überlegen:

  • Wie waren die letzten Wochen? 
  • Welchem Charakter hatten sie? 
  • Welche Phase ist nun eigentlich dran? 

Wachstum kann unsichtbar sein

Nicht alle Wettkämpfe sieht man auch äußerlich! Gerade wenn wir innerlich wachsen, kann das sogar Schwerstarbeit sein … innere Konflikte, Spannungen und emotionale Verarbeitungs- und Lern-Prozesse brauchen viel Energie. 

Äußerlich wirkt das vielleicht sogar wie Stagnation, Prokrastination oder ein Verharren in eben jener „Komfortzone“.

Aber wir wissen wir doch auch längst aus dem Sport, dass Muskelwachstum nicht während des Trainings, sondern in den Ruhephasen geschieht. Und dass das Mindset entscheidender ist als die reine körperliche Fitness. 

Mein Vorschlag für ein neues Zonenmodell

Innere Landkarten sind nützlich – aber nur, wenn sie vollständig und realistisch sind!

Ich schlage also vor, das dreistufige „Zonenmodell“ zu erweitern – mit der „Home-Zone“ als Erholungs- und Regnerationszone in der Mitte! Wir dürfen lernen, sie zu genießen als den Ort, an dem wir innerlich zuhause sind, uns sicher fühlen und regenerieren und spielen können! (Hier einige Gestaltungstipps für regenerative Phasen).

Die „Komfortzone“ ist dann der zweite Ring: Der Zustand, in dem wir zwischen Aktivität und Inaktivität schwanken – und beispielsweise oft versucht sind, uns abzulenken von diesem oft unangenehmen Zwischenzustand. 

Der dritte Ring ist die bekannte Wachstumszone. Hier spüren wir eine gesunde Herausforderung und strecken und dehnen unsere Fähigkeiten. Hier findet Lernen statt – und hier erleben wir oft „Flow“!

Den vierten Ring bildet die „Panikzone“ bzw. Überforderungszone, in der wir ähnlich wie in der zweiten oft auch in eine Art Erstarrung oder sinnlose Übersprungshandlungen geraten. 

Homezone
→ Erholen, Aufladen, Spielen
→ Gefühl: Sicherheit & Geborgenheit
Komfortzone
→ zwischen Inaktivität + Aktivität, Versuchung, sich „abzulenken“
→ Gefühl: Unruhe, Langeweile
Wachstumszone
→ bewusstes Wachstum – oder sogar „Flow“
→ Gefühl: Spannung, aber mit positiver Energie – eher Neugierde
Panikzone / Überforderungszone
→ Erstarrung, Reinszenierung alter Muster, sinnlose Übersprungshandlungen
→ Gefühl: Überforderung, Gefühllosigkeit oder Panik

In welcher Zone bist du derzeit?

Du kennst das sicher von Wegübersichtstafeln beim Wandern: Den richtigen weiteren Weg zu finden ist nur möglich, wenn es irgendwo auf der Tafel einen Hinweis gibt „Du bist hier“. Und diese Standortbestimmung sollten wir immer machen, bevor wir uns selbst (und andere) antreiben, uns in die Wachstumszone aufzumachen.

Meine liebsten Selbstreflexionsfragen dafür sind:

  • Was ist deine innere Wahrheit? Wie fühlst du dich WIRKLICH?
  • Wo stehst du gerade? Was war in den letzten Wochen und Monaten los?
  • Was brauchst du gerade?

Denk daran: Kraftsammeln kann aussehen wie Stillstand, ist aber Wachstum – nach Innen!

Wenn du spürst, dass es an der Zeit ist, deine Homezone neu zu stärken – aber gleichzeitig nach Orientierung suchst, wie du den nächsten stimmigen Schritt für dich finden kannst, dann ist mein Sommerangebot vielleicht etwas für dich:
👉 Erfahre mehr zum 4-Schritte-Coaching „Zuhause in mir“

Feb. 22, 2025

Was ist „Selbstwirksamkeit“ – und warum ist sie entscheidend für ein glückliches Leben?

Hast du dich schon mal mutig einer Herausforderung gestellt, die du für fast unschaffbar gehalten hast – und sie dann gemeistert? Oder trotz vieler Bedenken von dir selbst und anderen eine große Entscheidung getroffen, ohne zu wissen, WIE der Weg geht – einfach, weil dein Herz dich dahin zog? Oder etwas – trotz „Bammel“ – durchgezogen, indem du dir selbst Mut zugesprochen hast? Oder dir ein Herz gefasst und etwas Kritisches mit anderen geteilt, weil es dir wichtiger war, dass die Sache wirklich gut wird als dass alles „glatt“ läuft? Genau das ist Selbstwirksamkeit!

Sie beschreibt das tiefe innere Vertrauen, dass wir etwas bewirken können, dass unsere Entscheidungen und unser Handeln Einfluss haben – auf unser Leben, unsere Energie, unsere Zufriedenheit.

Selbstwirksamkeit ist kein Talent, das man hat oder nicht hat. Sie ist eine Fähigkeit und eine innere Haltung, die wir entwickeln und trainieren können! Einige Impulse dazu bekommst du im folgenden.

Warum ist Selbstwirksamkeit so wichtig?

Viele engagierte und feinfühlige Menschen haben den Wunsch, einen Unterschied zu machen – und fühlen sich doch oft ohnmächtig in der lauten, stressigen Welt.

Wenn wir uns ausgeliefert fühlen, resignieren und erstarren wir. Ein tiefgreifendes Gefühl von Hilflosigkeit gilt sogar als charakteristisches emotionales Muster bei Depressionen!

Wenn du hingegen an deine eigene prinzipielle Gestaltungskraft glaubst, wirst du dich zuversichtlicher fühlen und leichter ins Handeln kommen.

Nur: Wie geht das? Wir haben ja nur einen begrenzten Wirkungskreis. Und unsere Welt gibt derzeit viel Anlass, sich überwältigt von Sorgen und Zweifeln zu fühlen!

Selbstwirksamkeit benötigt also eine gewisse „Übung“ – und eine innere Haltung, die uns auch inmitten von Chaos und äußerer Unsicherheit die innere Sicherheit und Zuversicht gibt:
„Ich kann für mich sorgen. Ich kann Einfluss auf mein Erleben nehmen. Ich kann Herausforderungen meistern. Ich kann mein Leben gestalten.“

Selbstwirksamkeit ist also nicht nur zu recht ein wichtiger Pfeiler der Resilienz, sondern sogar eine Voraussetzung für ein glückliches und (sinn-)erfülltes Leben, in dem wir bewusst entscheiden, wohin unsere Energie fließt und wo wir überhaupt hin wollen.

Fünf Schlüssel zu mehr Selbstwirksamkeit

Wie kannst du deine Selbstwirksamkeit stärken? Hier sind vier Kernaspekte, die du in deinen Alltag integrieren kannst:

1. Selbstvertrauen: Deine Erfolge bewusst wahrnehmen

Häufig sind wir uns gar nicht bewusst, wie viele Herausforderungen wir bereits gemeistert haben. Unser Gehirn neigt dazu, sich eher an Misserfolge zu erinnern („negativity bias“). Doch du kannst das ändern!

💡 Lernimpuls: Schreibe dir jeden Abend eine Sache auf, die du an diesem Tag gut gemacht hast – egal wie klein. So trainierst du dein Gehirn darauf, den Blick für deine eigenen Stärken zu schärfen.

Tipp: Wenn Du weitere Inspirationen suchst, wie du Dein inneres Erleben auf Resilienz ausrichtest: Der Neuropsychologe Rick Hanson gibt in seinen Büchern wie „Das Gehirn eines Buddha“ wunderbare Anregungen!

2. Selbstfürsorge: Deine Energie schützen & regenerieren

Ohne Energie keine Selbstwirksamkeit! Denn wenn du dich ständig ausgelaugt fühlst, fehlt dir die Kraft, aktiv zu werden und dein Leben zu gestalten.

Deshalb ist bewusstes Energiemanagement entscheidend.

Nutze folgende Check-In-Fragen für mehr Selbstfürsorge:

✅ Was BRAUCHE ich gerade – emotional oder körperlich? (Bedürfnis erkennen)
✅ Was könnte mir JETZT gut tun? (Lösungsidee formulieren)
✅ Welche kleine Handlung kann ich SELBST jetzt für mich tun? (Daher heisst es „Selbstfürsorge“. Das bedeutet aber nicht, dass wir alles mit uns selbst ausmachen sollten. „Selbst aktiv werden“ kann auch heissen, eine gute Freundin anzurufen, weil du weisst, dass es dir gut tun wird, ihre Stimme zu hören!)

💡 Lernimpuls: Manchmal reicht es, einmal tief durchzuatmen oder bewusst eine Pause einzulegen. Das mag banal klingen – doch in diesen Momenten zeigst du dir selbst: „Ich sorge für mich.“ Und das stärkt dein Vertrauen in dich selbst und deine Fähigkeit, für dich gut zu sorgen.

3. Selbstmitgefühl: Hindernisse und eigene Fehler als Teil des Weges akzeptieren

Selbstwirksamkeit heißt nicht, dass immer alles klappt. Im Gegenteil! Wir brauchen oft einen langen Atem, um unsere Herzensziele zu erreichen. Entscheidend ist, nicht aufzugeben, wenn es schwierig wird und auch bei Rückschlägen oder gar Scheitern weiter an uns selbst zu glauben.

Erinnere dich:
🌱 Fehler sind keine Zeichen von Schwäche oder gar Versagen – sie sind wichtige Lernschritte.
🌱 Hindernisse und Rückschläge sind nicht das Ende – sondern Teil des Weges.
🌱 Du bist nicht allein – wir alle kämpfen mit Unsicherheiten. Von außen sieht man das nur meist nicht! 😉

💡 Lernimpuls: Sprich mit dir selbst so, wie du mit einer guten Freundin oder einem kleinen Kind, das durcheinander ist, sprechen würdest. Nicht voll ätzender Kritik – sondern wohlwollend und empathisch. Leg dabei gerne eine Hand auf dein Herz oder umarme dich selbst. Klingt komisch, tut aber gut!

4. Selbstwert: Deine eigenen Erfolgs- & Werte-Standards setzen

Unser Gefühl und Verständnis von „Erfolg“ kommt oft rein von außen: Wir erreichen etwas, was viele andere (angeblich) auch wollen. Und / oder wir erfahren durch Lob von anderen, dass wir etwas gut gemacht haben. Schade nur, dass wir damit doppelt abhängig von externen Faktoren und anderen Menschen sind, auf die wir oft nur begrenzten Einfluss haben. Klar, wir können uns anstrengen, um gängige Kriterien von Erfolg oder ein Lob zu „erringen“. Aber wir sind dann innerlich nicht frei und äußere Kritik oder Mangel an Erfolg prägt letztlich sogar unser Selbstwert-Gefühl!

👉 Setze deine eigenen Kriterien für Erfolg!

  • Was bedeutet für dich persönlich „Erfolg“? Wo soll es hinführen? Wie sich anfühlen?
  • Erlebst du dieses Gefühl bei dem, was du derzeit tust schon?
  • Was ist jetzt ein lern-optimistisches Erfolgs-Ziel, das du dir selbst setzen willst? Woran merkst du, dass du es erreicht hast?

Wenn wir das für uns klar haben (bzw. immer wieder reflektieren), laufen wir nicht mehr jeder Möhre hinterher. Es schützt uns davor, irgendwann aufzuwachen und uns entsetzt zu fragen: Wie um alles in der Welt bin ich in DIESES Leben geraten, das ich nie wollte?!

Es befähigt uns auch dazu, „gegen den Wind zu segeln“ – Dinge zu tun, die entgegen der vorherrschenden Meinung oder Gewohnheit sind. Und langfristig unsere Herzensziele zu erreichen.

💡 Lernimpuls: Klarheit zu unseren eigenen Werten ist entscheidend – sie sind wie Leitsterne, die uns den Weg weisen, damit wir uns im offenen Meer der Möglichkeiten nicht verlieren. Wenn wir uns unserer Werte bewusst sind und uns selbst immer wieder reflektieren, ob wir sie auch wirklich leben, können wir besser damit umgehen, wenn andere Menschen einmal enttäuscht von uns sind oder uns kritisieren. Das kann unseren Selbstwert dann nicht erschüttern.

5. Selbstführung: Deine Intuition als Kompass nutzen

Intuition ist ein Aspekt, den du in klassischen Definitionen von Selbstwirksamkeit nicht findest – der aber aus meiner Sicht fundamental wichtig ist: Denn Selbstwirksamkeit ist auch gute Selbstführung.

Selbstführung bedeutet, deine innere Stimme wahrzunehmen und ihr zu vertrauen. 🌟

Denn es ist nicht nur wichtig, dass du ins Handeln kommst – sondern natürlich auch, dass dein Handeln in eine Richtung führt, die im Einklang mit deinen wirklichen Wünschen und Zielen ist. Und dafür brauchst du Kontakt zu deiner Intuition.

  • Deine Intuition zeigt dir, was für dich stimmig ist.
  • Achtsamkeit hilft dir, ihre Signale wahrzunehmen.
  • Selbstwirksamkeit bedeutet, diesen Impulsen zu vertrauen und entsprechend zu handeln.

Daher plädiere ich dafür, Intuition und Achtsamkeit als „Fundament der Resilienz“ zu betrachten! 

💡 Lernimpuls: Lausche täglich immer wieder in dich hinein – wie reagiert dein Bauchgefühl und dein Herz auf eine bestimmte Situation? Sie zeigen dir, ob etwas für dich stimmig ist. Wenn du dir etwas Zeit und Ruhe dafür gönnst, wirst du auch immer klarer erkennen und spüren, was dein wahrer Weg ist.

Schmetterlinge „riechen“ eine Blüte und potenzielle Partner teils über Kilometer hinweg. Die Intuition hingegen zählt zu keinem bestimmten Sinnesorgan und kann sich auf verschiedenen Kanälen ausdrücken: als „geheimer Riecher“, innere Stimme, inneres Bild, Bauchgefühl, Emotion – oder umgangssprachlich auch als „siebter Sinn“!

Schritte zu mehr Selbstwirksamkeit

Erinnere dich im Alltag: Du wählst jeden Tag:

  • Was und wem gibst du deine Aufmerksamkeit?
  • Welche kleinen Schritte kannst du heute tun, um deine Energie bewusst zu lenken?
  • Wie kannst du freundlicher und mitfühlender mit dir selbst umgehen?
  • Wo solltest du dich besser klar abgrenzen und „Kante zeigen“?
  • Wo funktionierst du nur – und wo bist du in gesunder Selbstführung?

Und: Welchen Parteien in deinem inneren Parlament gibst du Stimme? Klar, es ist wichtig, auch Bedenkenträger zu hören. Zweifel und Sorgen ernst zu nehmen. Und auch unsere inneren Schattenkinder zu integrieren.

Doch entscheiden sollten wir uns für und mit Vertrauen in unsere Gestaltungskraft. Für eine gute Gegenwart und eine gute Zukunft. Und diese Wahl findet jeden einzelnen Tag statt!


👉 Wie siehst du das mit der Selbstwirksamkeit? Ist sie nur ein abstraktes Ideal oder eine innere Haltung, die dich in deinem Leben wirklich trägt und voranbringt?

Schreibe mir gerne in den Kommentaren, was Selbstwirksamkeit für dich bedeutet!

Feb. 8, 2025

Was ist Resilienz und wie kann ich resilienter werden?

Mit Resilienz ist innere Widerstandskraft gemeint – es geht also um die Fähigkeit, herausfordernde Erfahrungen erfolgreich zu verarbeiten, zu meistern und sogar daran zu wachsen. Um das Konzept zu verstehen, ist es hilfreich, seinen Ursprung zu kennen: Das Wort Resilienz leitet sich ab vom Lateinischen „resilire“ – zurückspringen, abprallen.

Die Metapher der Lotusblume zeigt perfekt, worum es geht: Der Lotus wächst durch dicken Schlamm am Grunde eines Sees oder Teichs dem Licht entgegen. An den wunderschönen Blüten, die sich schließlich entfalten, perlen Schmutz und Nässe einfach ab. In der buddhistischen Tradition sagt man sogar: Ohne Schlamm kein Lotus („No mud, no lotus“).

Lässt sich das auch auf unsere seelische Widerstandfähigkeit übertragen? Ja – und wie das geht, erfährst du in diesem Beitrag.

Ist Resilienz angeboren oder erlernbar? Das sagt die Forschung

Was die emotionale, seelische oder mentale Widerstandsfähigkeit angeht, die der Begriff „Resilienz“ bezeichnet, war früher die vorherrschende Meinung, dass diese angeboren oder sehr früh erworben ist. Als Resilienz-fördernde Faktoren gelten etwa ein ausgeglichener Charakter oder sichere Bindungserfahrungen in der Kindheit.

Doch heute weiß man, dass Resilienz auch erlernbar und trainierbar ist!
Wie du deine Resilienz gezielt stärken kannst, erfährst du hier.

Natürlich sind Erfahrungen von Urvertrauen in der Kindheit hilfreich und wirken als Schutzfaktor vor psychischen Erkrankungen wie Depression oder postraumatischen Belastungsstörungen, wenn ein Mensch später im Leben etwas Schwieriges erlebt. Doch die Forschung hat festgestellt, dass manche Menschen gerade durch das Erleben schwieriger Situationen langfristig Resilienz entwickeln. Anders ausgedrückt: Wir haben die Chance, gerade auch durch schwierige Erfahrungen als Menschen zu wachsen und zu reifen.

Baum wurzelt direkt auf Fels im See
Die Natur kann uns Vorbild sein: Ein Baum hat direkt auf einem Fels in diesem See in Schottland Halt genug gefunden, um zu wurzeln.

Gottseidank braucht es dazu nicht unbedingt ein Trauma. Wir können auch an Alltagsherausforderungen wie Stress im Beruf, gesundheitlichen Probleme oder Partnerschaftskrisen wachsen und mehr Resilienz entwickeln! Gerade im beruflichen Kontext wird immer mehr dazu geforscht, wie in Organisationen Resilienz gefördert werden kann.

Auch individuell können wir viel dafür tun! Im Folgenden findest du einige Impulse, die dir helfen können, deine Resilienz zu fördern und zu stärken.

Das Konzept von Resilienz verstehen: 7 Säulen als Kompetenzen

Oft werden sechs oder sieben Säulen der Resilienz beschrieben:

  • Optimismus – in Krisen die Haltung pflegen: „Es wird wieder besser und sogar gut werden!“
  • Akzeptanz – den eigenen Einflussbereich erkennen und loslassen, was nicht darin liegt
  • Zukunftsorientierung – statt in der Vergangenheit festzuhängen
  • Lösungsorientierung – die „Problemtrance“ überwinden und den Blick für Lösungen öffnen
  • Selbstwirksamkeit – Selbstvertrauen, -fürsorge und -mitgefühl und -führung kultivieren (dazu hier eigener Blogbeitrag). Es gehört nicht zum offiziellen Resilienz-Begriff, aber für mein Empfinden steckt hier auch die Fähigkeit, seine Intuition wahrzunehmen und ihr zu vertrauen. Denn es ist unsere Stimme, die uns signalisiert, was für uns stimmig, authentisch, gesund und erfüllend ist. Ich plädiere dafür, Intuition und Achtsamkeit als „Fundament der Resilienz“ zu betrachten!
  • Selbstverantwortung – raus aus der Opferrolle: Wir sind die HeldInnen unserer Lebensreise
  • Gemeinschaft – gute Beziehungen halten und stärken uns, wenn es uns nicht gut geht
Resilienz verstehen mit dem 7-Säulen-Modell
Die sieben Säulen der Resilienz: Gemeinschaft, Optimismus, Selbstwirksamkeit, Akzeptanz, Selbstverantwortung, Lösungsorientierung und Zukunftsorientierung. Soweit die klassische Definition der inneren Haltungen, die die seelische Widerstandsfähigkeit fördern. Meines Erachtens sollte das Bild um ein Fundament aus den Fähigkeiten Achtsamkeit und Intuition erweitert werden. (Grafik erstellt mit Canva)

Ich werfe im Folgenden einen praktischen Blick auf einige dieser Aspekte, besonders für den Kontext der Arbeit:

Gemeinschaft pflegen

Wir sind zutiefst soziale Wesen. Wir reagieren und interagieren immer miteinander, mit und ohne Worte -Spiegelneuronen sei Dank. Wir schwingen uns – meist völlig unbewusst – aufeinander ein, im Guten wie im Schlechten. Denn das Gefühl sozialer Zugehörigkeit vermittelt uns Sicherheit. Beziehungen sind zugleich oft eine große Quelle von Stress – wenn nämlich Konflikte oder Konkurrenzdenken den Teamzusammenhalt stören. Es ist daher wichtig, auch bei der Arbeit möglichst positive Beziehungen zu pflegen. Respekt und der Fokus auf Kooperation sind die Basis dafür, gemeinsam Herausforderungen zu meistern.

Stress abbauen – etwa durch Bewegung und Pausen

Bewusste und regelmäßige Pausen sind essentiell, um nicht in „Energielöcher“ zu geraten. Viele von uns vernachlässigen das und versuchen, acht bis neun Stunden am Tag durchzupowern. Das laugt jedoch aus und mindert auch die Leistungsfähigkeit – vom Burnout-Risiko mal ganz zu schweigen. Es gehört zu den großen Herausforderungen der gesunden Selbstführung in der modernen Arbeitswelt, dem Druck von außen und den eigenen Antreibern zu widerstehen, die verlangen, dass wir erst dann aufhören, wenn alles erledigt ist. Denn das wird es nie sein. Die Kunst der Resilienz am Arbeitsplatz hängt eng mit der Fähigkeit zusammen, gesunde Grenzen zu setzen. Und aktive Selbstfürsorge als wichtigen Teil unserer Arbeitsaufgabe zu sehen – damit wir langfristig gesund und leistungsstark bleiben.

Ja, es kostet durchaus Energie, diese Grenze gegenüber sich selbst und anderen zu ziehen und Pausen zu machen. Aber es ist unverzichtbar, um die Dauerstressschleifen zu durchbrechen und uns die Möglichkeit zur Regeneration zu geben. Während der Arbeit ist mindestens eine Bewegungspause – etwa ein Mittagspausenspaziergang – sinnvoll. Alle 90-120 Minuten sollten wir eine kleine Pause machen und uns strecken, etwas trinken, einige Atemzüge bewusst tief atmen und innerlich loslassen.

Es gibt viele weitere wunderbare Methoden und Übungen, um Stress abzubauen und sich bei der Selbstregulation zu unterstützen. Viele können direkt am Arbeitsplatz geübt werden, andere lassen sich prima morgens oder abends nach der Arbeit praktizieren. Dazu findest Du an vielen anderen Stellen hier im Blog Anregungen.

Selbstreflexion und Selbstmitgefühl kultivieren

Sowohl das Denken mit sich selbst als auch das Fühlen mit sich selbst sind wichtige Fähigkeiten, die zu unserer Resilienz beitragen. Warum? Selbstreflexion hilft uns zu erkennen, wo es Lernfelder für uns gibt, uns selbst besser zu verstehen und beispielsweise auch über Wertekonflikte klar zu werden. Außerdem können wir so Strategien entwickeln, um das zu kommunizieren und gezielt anzugehen, was uns wirklich wichtig ist, was aber oft im Klein-Klein des Alltags untergeht.

Auch das Selbstmitgefühl ist eine essentielle Fähigkeit. Sonst treibt uns unserer eigener innerer Kritiker vor sich her und wir verpassen die leisen emotionalen inneren Rückmeldungen, was uns schwer fällt, Sorgen macht, was uns leid tut, was wir uns wirklich wünschen, und vieles mehr. Kurzum: Das Selbstmitgefühl ist eine Verbindung in unsere Mitte, zu unserem wahren Selbst. Und damit in gutem Kontakt zu sein, ist die wahrscheinlich wichtigste Voraussetzung für Resilienz gegenüber den Herausforderungen des Lebens!

Stärkende innere Bilder

Wie stellst du dir innere Kraft vor? Viele Menschen denken dabei spontan an einen Baum. Ein tolles Bild – denn es erinnert uns daran, dass wir nicht nur Äste und Blätter, sondern auch starke Wurzeln haben, die man gar nicht sieht. Die Metapher verdient aber noch einen zweiten Blick: Welche Art von Baum siehst du vor Deinem inneren Auge?

Viele denken an eine Eiche – doch wenn es um Resilienz geht, kann ein Baum, der biegsamer ist, im Sturm des Lebens ein hilfreicheres Bild sein. Denn letztlich geht es bei Resilienz nicht um pure Kraft und Robustheit, sondern um Elastizität: Wie gut gelingt es uns, nach einer Belastung wieder in einen „Normalzustand“ zurückzuschwingen? Im Englischen spricht man daher auch gerne von der „bounce back“-Fähigkeit – also der Kapazität, nach widrigen Situationen „zurückzuspringen“ – oder sogar nach vorne („bounce forward“).

Als Bild wird oft eine Bambuspflanze verwendet: Aufgrund ihrer Elastizität bricht sie bei starkem Sturm nicht, sondern biegt sich und schwingt wieder zurück. Es geht also nicht darum, nie mehr Herausforderungen zu empfinden. Sondern sich schneller davon zu erholen oder eine positive innere Einstellung zur Situation zu entwickeln, also etwa sich zu fragen „Was soll ich lernen, um das zu lösen?“ oder „Was kann ich daraus lernen?“

Palmen am Ostseestrand in Dänemark im Wind
Palmen brechen nicht im Sturm, da sie biegsam sind. Daher gedeihen sie sogar wie hier an der Ostsee in Dänemark. Allerdings: Die Wurzeln stecken in einem großen Kübel und die Pflanzen werden jeden Herbst ausgegraben und dürfen im Gewächshaus überwintern… Sprich: Resilienz in einem Bereich bedeutet nicht automatisch Resilienz gegen alle Widrigkeiten des Lebens.

Regelmäßig die Komfortzone verlassen und Neues lernen

Auch wenn es einen Zusammenhang zwischen psychischer Resilienz und unserem Immunsystem gibt, ist die Empfehlung, öfters mal die Komfortzone zu verlassen, kein Ratschlag in Richtung „Abhärtung“. Es geht vielmehr darum, seiner Neugier zu folgen. Seine Gewohnheiten und seine bisherigen Urteile einmal hinten anzustellen und einfach etwas Neues auszuprobieren. Ein sogenanntes Wachstums- und Lern-Mindset zu kultivieren.

Komfort-, Wachstums- und Überforderungszone: Wachstum findet in der Mitte statt!
Resilienz zu trainieren ist ein wenig wie Sport: Sich regelmäßig gesund herauszufordern, offen zu sein und Neues zu probieren, lässt uns wachsen. Wichtig sind aber auch Ruhe- und Erholungsphasen. Dauernde Überforderung hingegen ist schädlich: Im Sport steigt die Verletzungsgefahr. Psychisch bleiben wir bei intensivem Dauerstress in Kampf- oder Fluchtmodus hängen und können nicht mehr klar denken und fühlen. (Grafik erstellt mit Canva)

Die Grenze zur Selbst-Überforderung sollte dabei aber nicht überschritten werden – ein Hinweis, der gerade für ambitionierte und leistungsorientierte Menschen wichtig ist. Denn sonst landen wir in der Panikzone und dann macht unser System dicht. Um uns in den Lernraum zu wagen, ist also eine stabile Basis an Sicherheit und Phasen der Entspannung Voraussetzung.

Es geht bei diesem Punkt also stark um eine offene innere Haltung gegenüber den Stressoren in unserem Leben und die Frage, wie wir „mit ihnen“ lernen können. Wie wir mit Spannung und Unsicherheit besser umgehen und uns aufs Positive fokussieren – etwa unsere langfristige Vision. Also: Wie wir statt Vermeidungszielen Annäherungsziele verfolgen. Durch diese Haltung werden wir nämlich in unserer inneren Sicht größer als die aktuelle Herausforderung und aktivieren alle unsere Ressourcen, um unser Potenzial zu erfüllen.

Zugegeben: Im fortgeschrittenen Zustand der Dauer-Erschöpfung ist das kaum möglich. Dann ist allerdings auch nicht vorbeugende Resilienz-Stärkung dran, sondern Krisenbewältigung – sinnvollerweise zusammen mit erfahrenen und kompetenten BegleiterInnen. Dazu im nächsten Abschnitt mehr.

Wer kann seine Resilienz selbst stärken und wer sollte professionelle Begleitung suchen?

Es gibt Krisen, die das Leben und die seelische Gesundheit so sehr erschüttern, dass es wichtig ist, sie mit fundiert ausgebildeten BegleiterInnen an der Seite anzugehen! Eine HeldInnenreise, die durch die Unterwelt führt, sollte von einem erfahrenen Guide wie einem Psychiater, Psychotherapeuten oder auch Heilpraktiker für Psychotherapie begleitet werden.

Auch Menschen, die schon sehr früh schwierige Erfahrungen gemacht haben, die im Erwachsenenalter nachwirken, lernen am besten gemeinsam mit einem Profi, sich selbst zu regulieren, ihr Fenster der Toleranz unangenehmer Gefühle zu vergrößern und so ihre Resilienz zu stärken!

Profitieren von Begleitung kann aber jede und jeder, auch im Rahmen von Burnout-vorbeugenden Kursen und Jobsituations-bezogenen Coachings. Denn so lernt man viel schneller und effektiver und bleibt auch gerade dann bei der Stange, wenn im Job und Leben besonders viel los ist oder man auf hartnäckige Muster stößt, die schwer sind, bei sich selbst zu erkennen.

Warum nicht jeder gleich resilient ist: Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell verstehen

Es ist auch wichtig zu verstehen, dass wir alle unterschiedlich intensiv auf Belastungen reagieren, weil wir eben verschieden sind und vielfältige prägende Vorerfahrungen, Charaktere und neurologische Ausstattungsmerkmale haben, die entweder eher zu Robustheit oder Verletzlichkeit führen. Das ist der Grundgedanke des sogenannten Vulnerabilitäts-Stress-Modells (auch Diathese-Stress-Modell genannt).

Ein hilfreiches Bild dazu ist das von zwei Segelbooten, die die verschiedenen Ausgangssituationen zweier Menschen darstellen:

Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell erklärt am Beispiel zweier Boote.
Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell zeigt, dass Menschen unterschiedliche Grundvoraussetzungen mitbringen können, die die gleiche Situation für einen zur Herausforderung macht, für den anderen nicht. (Grafik erstellt mit Canva)

Person A bringt eine hohe Vulnerabilität (Verletzlichkeit) mit, im Bild gekennzeichnet durch den Kiel – etwa durch einen frühen schweren Verlust oder Neurodiversität. Ausserdem sorgt ein hoher Ballast im Schiff dafür, dass das Boot noch mehr Tiefgang hat. Tauchen unter der Wasseroberfläche also Hindernisse auf (kleine oder große Herausforderungen des Lebens), bleibt das Schiff von Person A viel leichter daran hängen als das von Person B, das weder einen hohen Kiel noch viel Ballast hat.

Natürlich kann aber auch Person B in „Seenot“ geraten: Wenn nämlich oben im Schiff viel Ballast dazukommt und / oder ein besonders hohes „Unterwasser-Hindernis“ auftaucht.

Wer braucht denn eigentlich „Resilienz“?

Wir alle! Wir leben in einer hochkomplexen, chaotischen Welt mit unendlich vielen Stressquellen. Die meisten von uns haben nicht gelernt, wie man mit Schwierigem gut umgeht, sondern haben sich ungünstige Bewältigungsstrategien angeeignet – von Ablenkung, Ignorieren oder Verleugnung, über Perfektionismus, People-Pleasing und Arbeitswahn, bis hin zu Betäubung, vielleicht sogar mit Suchtmitteln… So können fehlgeleitete Bewältigungsversuche sogar selbst zum Problem werden und zu Krankheit führen!

Dauerstress zu haben gilt als „normal“. Zwar gehört Stress zum Leben dazu und kann uns auch zu Höchstleistungen anspornen. Doch es muss auch Pausen und Zeit zur Verarbeitung geben. Und daran hapert es in unserer Zeit leider oft.

Viele Menschen unterschätzen, welche Belastungen sie über Jahrzehnte hinweg bereits mit sich herumschleppen. Zum einen, weil sie sie vielleicht über lange Jahre kompensieren konnten. Zum anderen aber auch, weil psychische Gesundheit und psychisches Leiden bedauerlicherweise oft immer noch Tabuthemen in unserer Gesellschaft sind. Oft spielen wir herunter, wenn es uns schlecht geht, um anderen nicht zu Last zu fallen oder sogar aus Scham.

Dabei kann jeder Mensch in eine psychische Krise rutschen. Jeder vierte bis fünfte Deutsche ist laut einer aktuellen Umfrage von Depression betroffen. Auch andere psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Belastungsstörungen sind sehr häufig und führen zu vielen Arbeitsausfällen. Neben genetischen Faktoren und Kindheitserfahrungen spielt dabei eine große Rolle auch der Dauerstress, dem die meisten von uns ausgesetzt sind, die chronische Überstimulation und oftmals wegbrechende soziale Bindungen.

Ich schreibe das nicht, um schlechte Stimmung zu verbreiten sondern im Gegenteil, um zu normalisieren. Ein Mangel an Resilienz ist keine Schwäche, sondern nur ein Zeichen, dass man bisher nicht Gelegenheit hatte, echte Widerstandsfähigkeit, innere Zentrierung und Stärke aufzubauen. Wo wird das heute schon unterrichtet? In der Schule jedenfalls nicht und auch Firmenkulturen sind oft eher kontraproduktiv in ihrem Umgang mit Stress und Belastung.

Impuls: Wie sieht es mit deiner Resilienz aus?

👉 Fühlst du dich gut gehalten, innerlich gut zentriert und gerüstet für die Wechselfälle des Lebens?

  • Welche deiner Eigenschaften, Erfahrungen und Fähigkeiten helfen dir dabei?
  • In welchen Lebensbereichen fühlst du dich stark und sicher?
  • Für welche Menschen in deinem Leben bist du dankbar, weil sie dich durch dick und dünn begleiten?

👉 Was bringt dich aus der Fassung?

👉 Und was nimmst du aus diesem Artikel für dich an Wissen oder Anregungen mit?

Das kannst du konkret tun: moderne Stressbewältigungs-Strategien für mehr Resilienz im Alltags

Wie oben beschrieben, kann man Resilienz lernen… Unter anderem gemeinsam mit mir. 🙂

➡️ Gerne begleite ich dich auch individuell auf deinem Weg zu mehr Klarheit, Energie und Erfüllung als engagierter und feinfühliger Mensch. Wenn du das Gefühl hast, dass bei dir gerade eine innere oder äußere Veränderung im deinem Umgang mit Stress „dran“ ist, aber du weisst gar nicht, …

  • wo anfangen
  • wie dranbleiben oder
  • wie umsetzen, ohne alles hinzuschmeissen

… dann nimm gerne Kontakt mit mir auf!

In einem unverbindlichen Gespräch schauen wir, wo du stehst, wo du hinwillst, was dir dabei hilft und ob ich dich unterstützen kann. Gemeinsam finden wir heraus, was dich jetzt am besten weiterbringt.

Ein zartes Pflänzchen: So beginnt jeder Baum. Doch Wachstum von innen her steckt allen Lebewesen in den Genen!
Feb. 8, 2025

Was ist Resilienz und wie kann ich resilienter werden?

Mit Resilienz ist innere Widerstandskraft gemeint – es geht also um die Fähigkeit, herausfordernde Erfahrungen erfolgreich zu verarbeiten, zu meistern und sogar daran zu wachsen. Um das Konzept zu verstehen, ist es hilfreich, seinen Ursprung zu kennen: Das Wort Resilienz leitet sich ab vom Lateinischen „resilire“ – zurückspringen, abprallen.

Die Metapher der Lotusblume zeigt perfekt, worum es geht: Der Lotus wächst durch dicken Schlamm am Grunde eines Sees oder Teichs dem Licht entgegen. An den wunderschönen Blüten, die sich schließlich entfalten, perlen Schmutz und Nässe einfach ab. In der buddhistischen Tradition sagt man sogar: Ohne Schlamm kein Lotus („No mud, no lotus“).

Lässt sich das auch auf unsere seelische Widerstandfähigkeit übertragen? Ja – und wie das geht, erfährst du in diesem Beitrag.

Ist Resilienz angeboren oder erlernbar? Das sagt die Forschung

Was die emotionale, seelische oder mentale Widerstandsfähigkeit angeht, die der Begriff „Resilienz“ bezeichnet, war früher die vorherrschende Meinung, dass diese angeboren oder sehr früh erworben ist. Als Resilienz-fördernde Faktoren gelten etwa ein ausgeglichener Charakter oder sichere Bindungserfahrungen in der Kindheit.

Doch heute weiß man, dass Resilienz auch erlernbar und trainierbar ist!
Wie du deine Resilienz gezielt stärken kannst, erfährst du hier.

Natürlich sind Erfahrungen von Urvertrauen in der Kindheit hilfreich und wirken als Schutzfaktor vor psychischen Erkrankungen wie Depression oder postraumatischen Belastungsstörungen, wenn ein Mensch später im Leben etwas Schwieriges erlebt. Doch die Forschung hat festgestellt, dass manche Menschen gerade durch das Erleben schwieriger Situationen langfristig Resilienz entwickeln. Anders ausgedrückt: Wir haben die Chance, gerade auch durch schwierige Erfahrungen als Menschen zu wachsen und zu reifen.

Baum wurzelt direkt auf Fels im See
Die Natur kann uns Vorbild sein: Ein Baum hat direkt auf einem Fels in diesem See in Schottland Halt genug gefunden, um zu wurzeln.

Gottseidank braucht es dazu nicht unbedingt ein Trauma. Wir können auch an Alltagsherausforderungen wie Stress im Beruf, gesundheitlichen Probleme oder Partnerschaftskrisen wachsen und mehr Resilienz entwickeln! Gerade im beruflichen Kontext wird immer mehr dazu geforscht, wie in Organisationen Resilienz gefördert werden kann.

Auch individuell können wir viel dafür tun! Im Folgenden findest du einige Impulse, die dir helfen können, deine Resilienz zu fördern und zu stärken.

Das Konzept von Resilienz verstehen: 7 Säulen als Kompetenzen

Oft werden sechs oder sieben Säulen der Resilienz beschrieben:

  • Optimismus – in Krisen die Haltung pflegen: „Es wird wieder besser und sogar gut werden!“
  • Akzeptanz – den eigenen Einflussbereich erkennen und loslassen, was nicht darin liegt
  • Zukunftsorientierung – statt in der Vergangenheit festzuhängen
  • Lösungsorientierung – die „Problemtrance“ überwinden und den Blick für Lösungen öffnen
  • Selbstwirksamkeit – Selbstvertrauen, -fürsorge und -mitgefühl und -führung kultivieren (dazu hier eigener Blogbeitrag). Es gehört nicht zum offiziellen Resilienz-Begriff, aber für mein Empfinden steckt hier auch die Fähigkeit, seine Intuition wahrzunehmen und ihr zu vertrauen. Denn es ist unsere Stimme, die uns signalisiert, was für uns stimmig, authentisch, gesund und erfüllend ist. Ich plädiere dafür, Intuition und Achtsamkeit als „Fundament der Resilienz“ zu betrachten!
  • Selbstverantwortung – raus aus der Opferrolle: Wir sind die HeldInnen unserer Lebensreise
  • Gemeinschaft – gute Beziehungen halten und stärken uns, wenn es uns nicht gut geht
Resilienz verstehen mit dem 7-Säulen-Modell
Die sieben Säulen der Resilienz: Gemeinschaft, Optimismus, Selbstwirksamkeit, Akzeptanz, Selbstverantwortung, Lösungsorientierung und Zukunftsorientierung. Soweit die klassische Definition der inneren Haltungen, die die seelische Widerstandsfähigkeit fördern. Meines Erachtens sollte das Bild um ein Fundament aus den Fähigkeiten Achtsamkeit und Intuition erweitert werden. (Grafik erstellt mit Canva)

Ich werfe im Folgenden einen praktischen Blick auf einige dieser Aspekte, besonders für den Kontext der Arbeit:

Gemeinschaft pflegen

Wir sind zutiefst soziale Wesen. Wir reagieren und interagieren immer miteinander, mit und ohne Worte -Spiegelneuronen sei Dank. Wir schwingen uns – meist völlig unbewusst – aufeinander ein, im Guten wie im Schlechten. Denn das Gefühl sozialer Zugehörigkeit vermittelt uns Sicherheit. Beziehungen sind zugleich oft eine große Quelle von Stress – wenn nämlich Konflikte oder Konkurrenzdenken den Teamzusammenhalt stören. Es ist daher wichtig, auch bei der Arbeit möglichst positive Beziehungen zu pflegen. Respekt und der Fokus auf Kooperation sind die Basis dafür, gemeinsam Herausforderungen zu meistern.

Stress abbauen – etwa durch Bewegung und Pausen

Bewusste und regelmäßige Pausen sind essentiell, um nicht in „Energielöcher“ zu geraten. Viele von uns vernachlässigen das und versuchen, acht bis neun Stunden am Tag durchzupowern. Das laugt jedoch aus und mindert auch die Leistungsfähigkeit – vom Burnout-Risiko mal ganz zu schweigen. Es gehört zu den großen Herausforderungen der gesunden Selbstführung in der modernen Arbeitswelt, dem Druck von außen und den eigenen Antreibern zu widerstehen, die verlangen, dass wir erst dann aufhören, wenn alles erledigt ist. Denn das wird es nie sein. Die Kunst der Resilienz am Arbeitsplatz hängt eng mit der Fähigkeit zusammen, gesunde Grenzen zu setzen. Und aktive Selbstfürsorge als wichtigen Teil unserer Arbeitsaufgabe zu sehen – damit wir langfristig gesund und leistungsstark bleiben.

Ja, es kostet durchaus Energie, diese Grenze gegenüber sich selbst und anderen zu ziehen und Pausen zu machen. Aber es ist unverzichtbar, um die Dauerstressschleifen zu durchbrechen und uns die Möglichkeit zur Regeneration zu geben. Während der Arbeit ist mindestens eine Bewegungspause – etwa ein Mittagspausenspaziergang – sinnvoll. Alle 90-120 Minuten sollten wir eine kleine Pause machen und uns strecken, etwas trinken, einige Atemzüge bewusst tief atmen und innerlich loslassen.

Es gibt viele weitere wunderbare Methoden und Übungen, um Stress abzubauen und sich bei der Selbstregulation zu unterstützen. Viele können direkt am Arbeitsplatz geübt werden, andere lassen sich prima morgens oder abends nach der Arbeit praktizieren. Dazu findest Du an vielen anderen Stellen hier im Blog Anregungen.

Selbstreflexion und Selbstmitgefühl kultivieren

Sowohl das Denken mit sich selbst als auch das Fühlen mit sich selbst sind wichtige Fähigkeiten, die zu unserer Resilienz beitragen. Warum? Selbstreflexion hilft uns zu erkennen, wo es Lernfelder für uns gibt, uns selbst besser zu verstehen und beispielsweise auch über Wertekonflikte klar zu werden. Außerdem können wir so Strategien entwickeln, um das zu kommunizieren und gezielt anzugehen, was uns wirklich wichtig ist, was aber oft im Klein-Klein des Alltags untergeht.

Auch das Selbstmitgefühl ist eine essentielle Fähigkeit. Sonst treibt uns unserer eigener innerer Kritiker vor sich her und wir verpassen die leisen emotionalen inneren Rückmeldungen, was uns schwer fällt, Sorgen macht, was uns leid tut, was wir uns wirklich wünschen, und vieles mehr. Kurzum: Das Selbstmitgefühl ist eine Verbindung in unsere Mitte, zu unserem wahren Selbst. Und damit in gutem Kontakt zu sein, ist die wahrscheinlich wichtigste Voraussetzung für Resilienz gegenüber den Herausforderungen des Lebens!

Stärkende innere Bilder

Wie stellst du dir innere Kraft vor? Viele Menschen denken dabei spontan an einen Baum. Ein tolles Bild – denn es erinnert uns daran, dass wir nicht nur Äste und Blätter, sondern auch starke Wurzeln haben, die man gar nicht sieht. Die Metapher verdient aber noch einen zweiten Blick: Welche Art von Baum siehst du vor Deinem inneren Auge?

Viele denken an eine Eiche – doch wenn es um Resilienz geht, kann ein Baum, der biegsamer ist, im Sturm des Lebens ein hilfreicheres Bild sein. Denn letztlich geht es bei Resilienz nicht um pure Kraft und Robustheit, sondern um Elastizität: Wie gut gelingt es uns, nach einer Belastung wieder in einen „Normalzustand“ zurückzuschwingen? Im Englischen spricht man daher auch gerne von der „bounce back“-Fähigkeit – also der Kapazität, nach widrigen Situationen „zurückzuspringen“ – oder sogar nach vorne („bounce forward“).

Als Bild wird oft eine Bambuspflanze verwendet: Aufgrund ihrer Elastizität bricht sie bei starkem Sturm nicht, sondern biegt sich und schwingt wieder zurück. Es geht also nicht darum, nie mehr Herausforderungen zu empfinden. Sondern sich schneller davon zu erholen oder eine positive innere Einstellung zur Situation zu entwickeln, also etwa sich zu fragen „Was soll ich lernen, um das zu lösen?“ oder „Was kann ich daraus lernen?“

Palmen am Ostseestrand in Dänemark im Wind
Palmen brechen nicht im Sturm, da sie biegsam sind. Daher gedeihen sie sogar wie hier an der Ostsee in Dänemark. Allerdings: Die Wurzeln stecken in einem großen Kübel und die Pflanzen werden jeden Herbst ausgegraben und dürfen im Gewächshaus überwintern… Sprich: Resilienz in einem Bereich bedeutet nicht automatisch Resilienz gegen alle Widrigkeiten des Lebens.

Regelmäßig die Komfortzone verlassen und Neues lernen

Auch wenn es einen Zusammenhang zwischen psychischer Resilienz und unserem Immunsystem gibt, ist die Empfehlung, öfters mal die Komfortzone zu verlassen, kein Ratschlag in Richtung „Abhärtung“. Es geht vielmehr darum, seiner Neugier zu folgen. Seine Gewohnheiten und seine bisherigen Urteile einmal hinten anzustellen und einfach etwas Neues auszuprobieren. Ein sogenanntes Wachstums- und Lern-Mindset zu kultivieren.

Komfort-, Wachstums- und Überforderungszone: Wachstum findet in der Mitte statt!
Resilienz zu trainieren ist ein wenig wie Sport: Sich regelmäßig gesund herauszufordern, offen zu sein und Neues zu probieren, lässt uns wachsen. Wichtig sind aber auch Ruhe- und Erholungsphasen. Dauernde Überforderung hingegen ist schädlich: Im Sport steigt die Verletzungsgefahr. Psychisch bleiben wir bei intensivem Dauerstress in Kampf- oder Fluchtmodus hängen und können nicht mehr klar denken und fühlen. (Grafik erstellt mit Canva)

Die Grenze zur Selbst-Überforderung sollte dabei aber nicht überschritten werden – ein Hinweis, der gerade für ambitionierte und leistungsorientierte Menschen wichtig ist. Denn sonst landen wir in der Panikzone und dann macht unser System dicht. Um uns in den Lernraum zu wagen, ist also eine stabile Basis an Sicherheit und Phasen der Entspannung Voraussetzung.

Es geht bei diesem Punkt also stark um eine offene innere Haltung gegenüber den Stressoren in unserem Leben und die Frage, wie wir „mit ihnen“ lernen können. Wie wir mit Spannung und Unsicherheit besser umgehen und uns aufs Positive fokussieren – etwa unsere langfristige Vision. Also: Wie wir statt Vermeidungszielen Annäherungsziele verfolgen. Durch diese Haltung werden wir nämlich in unserer inneren Sicht größer als die aktuelle Herausforderung und aktivieren alle unsere Ressourcen, um unser Potenzial zu erfüllen.

Zugegeben: Im fortgeschrittenen Zustand der Dauer-Erschöpfung ist das kaum möglich. Dann ist allerdings auch nicht vorbeugende Resilienz-Stärkung dran, sondern Krisenbewältigung – sinnvollerweise zusammen mit erfahrenen und kompetenten BegleiterInnen. Dazu im nächsten Abschnitt mehr.

Wer kann seine Resilienz selbst stärken und wer sollte professionelle Begleitung suchen?

Es gibt Krisen, die das Leben und die seelische Gesundheit so sehr erschüttern, dass es wichtig ist, sie mit fundiert ausgebildeten BegleiterInnen an der Seite anzugehen! Eine HeldInnenreise, die durch die Unterwelt führt, sollte von einem erfahrenen Guide wie einem Psychiater, Psychotherapeuten oder auch Heilpraktiker für Psychotherapie begleitet werden.

Auch Menschen, die schon sehr früh schwierige Erfahrungen gemacht haben, die im Erwachsenenalter nachwirken, lernen am besten gemeinsam mit einem Profi, sich selbst zu regulieren, ihr Fenster der Toleranz unangenehmer Gefühle zu vergrößern und so ihre Resilienz zu stärken!

Profitieren von Begleitung kann aber jede und jeder, auch im Rahmen von Burnout-vorbeugenden Kursen und Jobsituations-bezogenen Coachings. Denn so lernt man viel schneller und effektiver und bleibt auch gerade dann bei der Stange, wenn im Job und Leben besonders viel los ist oder man auf hartnäckige Muster stößt, die schwer sind, bei sich selbst zu erkennen.

Warum nicht jeder gleich resilient ist: Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell verstehen

Es ist auch wichtig zu verstehen, dass wir alle unterschiedlich intensiv auf Belastungen reagieren, weil wir eben verschieden sind und vielfältige prägende Vorerfahrungen, Charaktere und neurologische Ausstattungsmerkmale haben, die entweder eher zu Robustheit oder Verletzlichkeit führen. Das ist der Grundgedanke des sogenannten Vulnerabilitäts-Stress-Modells (auch Diathese-Stress-Modell genannt).

Ein hilfreiches Bild dazu ist das von zwei Segelbooten, die die verschiedenen Ausgangssituationen zweier Menschen darstellen:

Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell erklärt am Beispiel zweier Boote.
Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell zeigt, dass Menschen unterschiedliche Grundvoraussetzungen mitbringen können, die die gleiche Situation für einen zur Herausforderung macht, für den anderen nicht. (Grafik erstellt mit Canva)

Person A bringt eine hohe Vulnerabilität (Verletzlichkeit) mit, im Bild gekennzeichnet durch den Kiel – etwa durch einen frühen schweren Verlust oder Neurodiversität. Ausserdem sorgt ein hoher Ballast im Schiff dafür, dass das Boot noch mehr Tiefgang hat. Tauchen unter der Wasseroberfläche also Hindernisse auf (kleine oder große Herausforderungen des Lebens), bleibt das Schiff von Person A viel leichter daran hängen als das von Person B, das weder einen hohen Kiel noch viel Ballast hat.

Natürlich kann aber auch Person B in „Seenot“ geraten: Wenn nämlich oben im Schiff viel Ballast dazukommt und / oder ein besonders hohes „Unterwasser-Hindernis“ auftaucht.

Wer braucht denn eigentlich „Resilienz“?

Wir alle! Wir leben in einer hochkomplexen, chaotischen Welt mit unendlich vielen Stressquellen. Die meisten von uns haben nicht gelernt, wie man mit Schwierigem gut umgeht, sondern haben sich ungünstige Bewältigungsstrategien angeeignet – von Ablenkung, Ignorieren oder Verleugnung, über Perfektionismus, People-Pleasing und Arbeitswahn, bis hin zu Betäubung, vielleicht sogar mit Suchtmitteln… So können fehlgeleitete Bewältigungsversuche sogar selbst zum Problem werden und zu Krankheit führen!

Dauerstress zu haben gilt als „normal“. Zwar gehört Stress zum Leben dazu und kann uns auch zu Höchstleistungen anspornen. Doch es muss auch Pausen und Zeit zur Verarbeitung geben. Und daran hapert es in unserer Zeit leider oft.

Viele Menschen unterschätzen, welche Belastungen sie über Jahrzehnte hinweg bereits mit sich herumschleppen. Zum einen, weil sie sie vielleicht über lange Jahre kompensieren konnten. Zum anderen aber auch, weil psychische Gesundheit und psychisches Leiden bedauerlicherweise oft immer noch Tabuthemen in unserer Gesellschaft sind. Oft spielen wir herunter, wenn es uns schlecht geht, um anderen nicht zu Last zu fallen oder sogar aus Scham.

Dabei kann jeder Mensch in eine psychische Krise rutschen. Jeder vierte bis fünfte Deutsche ist laut einer aktuellen Umfrage von Depression betroffen. Auch andere psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Belastungsstörungen sind sehr häufig und führen zu vielen Arbeitsausfällen. Neben genetischen Faktoren und Kindheitserfahrungen spielt dabei eine große Rolle auch der Dauerstress, dem die meisten von uns ausgesetzt sind, die chronische Überstimulation und oftmals wegbrechende soziale Bindungen.

Ich schreibe das nicht, um schlechte Stimmung zu verbreiten sondern im Gegenteil, um zu normalisieren. Ein Mangel an Resilienz ist keine Schwäche, sondern nur ein Zeichen, dass man bisher nicht Gelegenheit hatte, echte Widerstandsfähigkeit, innere Zentrierung und Stärke aufzubauen. Wo wird das heute schon unterrichtet? In der Schule jedenfalls nicht und auch Firmenkulturen sind oft eher kontraproduktiv in ihrem Umgang mit Stress und Belastung.

Impuls: Wie sieht es mit deiner Resilienz aus?

👉 Fühlst du dich gut gehalten, innerlich gut zentriert und gerüstet für die Wechselfälle des Lebens?

  • Welche deiner Eigenschaften, Erfahrungen und Fähigkeiten helfen dir dabei?
  • In welchen Lebensbereichen fühlst du dich stark und sicher?
  • Für welche Menschen in deinem Leben bist du dankbar, weil sie dich durch dick und dünn begleiten?

👉 Was bringt dich aus der Fassung?

👉 Und was nimmst du aus diesem Artikel für dich an Wissen oder Anregungen mit?

Das kannst du konkret tun: moderne Stressbewältigungs-Strategien für mehr Resilienz im Alltags

Wie oben beschrieben, kann man Resilienz lernen… Unter anderem gemeinsam mit mir. 🙂

➡️ Gerne begleite ich dich auch individuell auf deinem Weg zu mehr Klarheit, Energie und Erfüllung als engagierter und feinfühliger Mensch. Wenn du das Gefühl hast, dass bei dir gerade eine innere oder äußere Veränderung im deinem Umgang mit Stress „dran“ ist, aber du weisst gar nicht, …

  • wo anfangen
  • wie dranbleiben oder
  • wie umsetzen, ohne alles hinzuschmeissen

… dann nimm gerne Kontakt mit mir auf!

In einem unverbindlichen Gespräch schauen wir, wo du stehst, wo du hinwillst, was dir dabei hilft und ob ich dich unterstützen kann. Gemeinsam finden wir heraus, was dich jetzt am besten weiterbringt.

Ein zartes Pflänzchen: So beginnt jeder Baum. Doch Wachstum von innen her steckt allen Lebewesen in den Genen!