Darum ist Achtsamkeit in der Arbeitswelt wichtiger denn je
Achtsamkeit ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Selbstentfremdung.
Wenn dieser Satz dir irgendwie bekannt vorkommt, ist das kein Wunder: Es ist eine Paraphrasierung von Immanuel Kants berühmtem Aufsatz über die Aufklärung, der mit ähnlichen Worten beginnt. Kant sprach genau genommen von der selbstverschuldeten „Unmündigkeit“ – und auch wir werden heute oft eher gelebt als zu leben!
Unser Geist ist gefährdeter denn je, aus seiner Verbindung mit dem Körper und der Gegenwart herausgerissen zu werden. Denn wir sind heute mit vielen Technologien in Kontakt, die unsere Neugierde, aber auch unsere psychologische Sucht nach Stimulation auf verschiedene Weise anregen.
In unserer „VUCA“-Welt – VUCA steht für volatil, unsicher, komplex und mehrdeutig (ambiguous) –, ist Achtsamkeit nichts, was nur spirituelle Suchende praktizieren, um Erleuchtung zu finden. Denn sind wir gerade in einer Zeit, in der viel Unsicherheit und Ängste vorherrschen. Und auch das prädestiniert unseren Geist dazu, sich auf die Suche nach Lösungen in der Vergangenheit oder auch in der Zukunft zu begeben. Der Preis ist, dass wir den Kontakt zur Gegenwart und sogar zu uns selbst verlieren können.
Gerade in der Arbeitswelt, in der Technologien uns permanent ablenken, Meetings dicht getaktet sind und der Erwartungsdruck hoch ist, brauchen wir einen Anker, um klar, handlungsfähig und verbunden zu bleiben. Achtsamkeit ist genau dafür der Schlüssel.
Achtsamkeit ist aus meiner Sicht eine absolute Basiskompetenz und zugleich hochmoderne „Future Skill“ – eine der tragenden Säulen gesunder Selbstfürsorge und Selbstführung. Sie hilft uns, die Essenz dessen zu leben, was der eigentliche Wert menschlichen Seins und Wirkens auch bei der Arbeit ist.
Was ist Achtsamkeit?
Achtsamkeit wird definiert als ein freundliches Gewahrsein im gegenwärtigen Moment – ohne zu urteilen, ohne festzuhalten. Sie ist ein offenes und weites „Zeugenbewusstsein“, das immer wieder in das Hier und Jetzt zurückkehrt und sich seiner Verbundenheit mit dem eigenen Körper und der direkten Umgebung bewusst ist.
Das ist gar nicht so einfach, aber auch nicht so egozentrisch, wie es vielleicht im ersten Moment klingt. Denn Achtsamkeit hat viele weitere Facetten, die das Wort in seiner Übersetzung nicht transportiert und die vielen Menschen dadurch entgehen können: Achtsamkeit ist eine Praxis, die nicht nur die Verbundenheit mit uns selbst, sondern auch mit anderen fördert. Das ist sehr wertvoll in einer Zeit, in der Technologien und auch psychologisch Angst-förderliche Informations- und Kommunikationsmuster zu immer mehr sozialer Differenz und Entfremdung führen.
Achtsamkeit ist dabei keine Modeerscheinung, sondern eine uralte Praxis, die in Indien und Tibet schon vor Tausenden von Jahren entwickelt wurde. Denn der menschliche Geist hatte schon immer die Tendenz, sich in die Zukunft oder Vergangenheit zu vergaloppieren und sich in Probleme hinein zu „katastrophisieren“.
Trotz dieser Historie ist Achtsamkeit per se keine religiöse oder spirituelle Praxis, sondern in ihrem Kern weltanschaulich neutral. Sie kann eine spirituelle Dimension haben – muss aber nicht. Man kann Achtsamkeit und Meditation auch schlicht als Praxis von Psychohygiene und mentaler Gesundheit betrachten.
Achtsamkeit umfasst mehrere innere Haltungen, die hilfreich und wertvoll für einen guten Umgang mit sich selbst und anderen sind:
- Nicht-Urteilen
- Offenheit
- Präsenz
- Geduld
- Akzeptanz
- Anfängergeist
- Loslassen
- Dankbarkeit
- Selbstverantwortung
- Empathie / Mitgefühl
Sie ist also weit mehr als „still sitzen und an nichts denken“ – es geht letztlich um Lebendigkeit und um deren innere Qualität, die sich in jeden Moment des Alltags integrieren lässt.
Achtsamkeit: Future Skill für die moderne (Arbeits-)Welt?
Meine Prognose ist, dass Achtsamkeit in der Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen wird.
Denn es wird immer entscheidender werden, Achtsamkeit als Basiskompetenz zu kultivieren, je härter der Kampf um unsere Aufmerksamkeit tobt. Nicht umsonst heisst es, dass wir in einer Aufmerksamkeits-Ökonomie (attention economy) und in einem Zeitalter der Reizüberflutung und Überstimulation leben!
Um Meinungs-Filterblasen, Manipulation und völliger Zerfaserung und Überwältigung unseres Geistes entgegenzuwirken, gibt es wenig, was so tiefgreifend und zugleich simpel ist wie Achtsamkeit – die Kunst, still, präsent und zentriert in sich selbst zu sein. Und wir haben das Potenzial davon noch lange nicht erschöpft … gerade auch bei der Arbeit!
Der Mensch passt sich seit der Industrialisierung bei der Arbeit – bewusst und unbewusst – Maschinen an. Wenn wir unsere Gesundheit und Menschlichkeit nicht verlieren wollen, wird es überlebenswichtig sein, hier umzusteuern. Insbesondere im beginnenden KI-Zeitalter!

Es gibt sogar schon einen Krimi mit dem Titel „Achtsam morden“. Der Begriff ist jedenfalls im Mainstream angekommen – was leider auch Missverständnisse über die eigentliche Bedeutung schürt. Geht es um Aufmerksamsein? Ums Stillsitzen? Ist es ein Lifestyle? Eine Religion? Alles unzutreffend – und was mich an solchen Verknüpfungen ärgert (ganz achtsam, natürlich!), kannst du hier nachlesen.
Gute Führung braucht achtsame Selbstführung
In der Berufswelt beginnen wir gerade erst zu verstehen, wie wichtig Achtsamkeit für die individuelle Resilienz und auch für organisationale Resilienz ist: Denn wer achtsam ist, versteht nicht nur sich selbst, sondern auch andere besser – eine wichtige Basis für gute und produktive Kooperation. Zudem befähigt Achtsamkeit auch zu einer gesunden Selbstführung – also Leistungsstreben in Einklang mit guten Grenzen und tiefem Selbstwert zu bringen, um etwa Burnout vorzubeugen.
Diese Fähigkeiten sind in der modernen Arbeitswelt unabkömmlich. Welcher Schaden individuell und organisationell entsteht, wenn ein Mangel an Vertrauen oder gesunder (Selbst-)Führung vorherrscht, spiegelt sich direkt in steigenden Krankheitsausfällen und sinkender Produktivität. Wir sind aktuell schon sehr weit auf einer kollektiven schiefen Ebene: In einer Situation, in der viele Menschen mit mindestens einem Bein im Burnout stehen, weil sie nicht gelernt haben, sich selbst gut zu führen. Und andere folglich auch nicht gut führen können. Burnout-fördernde Strukturen gibt es in vielen Unternehmen und Organisationen zuhauf! Dazu kommen dann als Brandbeschleuniger von Unsicherheit und Angst diverse weitere Herausforderungen wie die aktuelle Wirtschafts-, Politik- und Umweltkrise.
Achtsamkeit wird aus meiner Sicht den Unterschied machen zwischen denjenigen, die in der Masse mitschwimmen und zum Spielball äußerer Ereignisse werden – und denjenigen, die gelernt haben, sich selbst und ihren eigenen Geist zu führen, schwierige Emotionen zu halten und proaktiv ins eigene Lernen und ins eigene Wachstum zu investieren: Zum Wohl ihrer selbst, zum Wohl der Menschen, mit denen sie zusammenarbeiten und zum Wohl der Organisation insgesamt.
Achtsamkeit fördert so indirekt nicht nur Resilienz und Gemeinschaft – sondern auch Erfolg sowie Krisen- und Veränderungskompetenz.
Künstliche und natürliche Intelligenz: Am besten in Kombination
Dieser „Wettbewerbsvorteil“ ist immens und gerade in Hinsicht auf die neuen Technologien höchst relevant. Der Einsatz von KI in der Arbeitswelt ist schon jetzt nicht mehr wegzudenken und wird künftig noch in ganz neue Dimensionen vorstoßen.
Es werden allerdings nur diejenigen einen guten Umgang damit haben, die es gelernt haben, ihre eigene innere Wahrheit zu unterscheiden von dem, was eine künstliche Intelligenz – frei von jeglichen menschlichen Selbstzweifeln – kernig und mit viel Überzeugungskraft an Lösungsvorschlägen präsentiert. Nur ein achtsames Bewusstsein der eigenen Situation und des Kontexts in der Gegenwart erlaubt es, künstliche Intelligenz-Inputs sicher zu bewerten, differenziert zu betrachten und sinnvoll weiterzuentwickeln.
Willkommen in der „schönen neuen Welt“
Man muss nicht paranoid sein oder Fan dystopischer Literatur wie Aldous Huxleys‘ „Brave New World“ oder George Orwells‘ „1984“, um zu erkennen, welche fatalen Auswirkungen es haben kann, wenn KI von wenigen Macht-getriebenen Menschen geprägt wird und die Mehrheit der Menschen in innere oder äußere Abhängigkeit der scheinbar allwissenden Instanz abgleitet. „42“ ist da noch die harmloseste Antwort – um auch die visionäre Weitsicht von Douglas Adams‘ „Per Anhalter durch die Galaxis“ zu zitieren. Was darin so lustig verpackt war, wäre in echt nicht lustig: Nämlich die ungebremste manipulative Macht einer intelligenten Maschine ohne menschliches Maß und menschliche Werte.
Schon jetzt gibt es auch Stimmen, die davor warnen, dass viele Menschen in Pseudo-Beziehungen zu KI gehen und ihrer riesigen Intelligenz eine Art Allwissenheit und damit Autorität zuschreiben, der sie sich unterordnen und von der sie emotional und geistig abhängig sind. Von der Erodierung menschlicher Beziehungen samt der dafür notwendigen Frustrationstoleranz abgesehen: Es ist ungünstig, wenn KI auch in Situationen blind vertraut wird, in denen Verantwortung für schwere Entscheidungen übernommen werden muss.
Doch natürlich kann KI auch eine wunderbare Unterstützung sein und ein Werkzeug, von dem die Menschheit sehr profitiert … wenn es klug eingesetzt wird.
Selberdenken: Use it or lose it!
Wir brauchen eine kultivierte natürliche Intelligenz – sprich, Achtsamkeit – um mit dem ureigenen menschlichen Fingerspitzengefühl zu prompten, abzugrenzen und zu korrigieren, wenn KI in eine Richtung geht, die nichts mit der tatsächlichen Realität oder gewünschten Zukunft zu tun hat.
„Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“, schrieb Kant in seinem Essay über die Aufklärung.
Dies wird in Zeiten von Ki-generierten Nachrichten, Algorithmus-getriebenen Filterblasen und einer Erodierung von Ethos- und Qualitäts-orientierten Medien immer wichtiger.
Achtsamkeit ist eine essentielle Komponente „kritischen Denkens“
Die Fähigkeit, achtsam zu sein, ist aus meiner Sicht eine entscheidende Zukunftskompetenz – innerhalb wie außerhalb der modernen Arbeitswelt. Denn es geht darum, die eigene innere Wahrheit zu kennen, den Kontext realistisch wahrzunehmen und zu bewerten und proaktiv die eigene Arbeit und auch das eigene Leben zu gestalten, statt nur emotional und kognitiv abhängiger Handlanger künstlicher Intelligenz oder anderer Menschen zu sein.
Hier zeigt sich nun, warum ich den Bezug zu Kants Essay über die Aufklärung „als Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ sehe, mit dem ich ja eingestiegen bin. Denn ich bin überzeugt, dass Achtsamkeit direkt diese Mündigkeit und Unabhängigkeit fördert.
Achtsamkeit gehört aus meiner Sicht zu den grundlegenden Fähigkeiten für ein gelingendes, erfülltes und selbstbestimmtes Leben – zusammen mit anderen Kernkompetenzen wie beispielsweise Intuition, Beziehungsfähigkeit und Selbstführung, die zugleich eng damit zusammenhägen.
Die Kultivierung von Achtsamkeit ist die Basis für wahre Humanität in einer Arbeitswelt, in der eben auch die künstliche Intelligenz nicht mehr wegzudenken ist. Denn sie sorgt für eine gesunde Einordnung und ein gesundes Selbstverständnis dessen, was der Mehrwert menschlichen Arbeitens und Seins in dieser Welt ist.
Achtsamkeit bei der Arbeit: Herumsitzen und nichts tun – eine gute Idee?!
Es klingt zugegebenermaßen paradox: Nichtstun bei der Arbeit!
Doch so ähnlich wie in der Musik sind auch bei der Arbeit Präsenz und Pausen entscheidend.
(Dabei ist Achtsamkeit übrigens nicht die einzige Methode – hier 40 weitere Tipps für regenerierende Mikro-Pausen).
Achtsamkeit als bewusstes Zur-Ruhe-Kommen wirkt regenerierend und setzt neue Kraft und Energie frei.
Achtsamkeit …
- stärkt die Selbstwahrnehmung und Selbstregulation in stressigen Situationen.
- ermöglicht es, Grenzen klar und freundlich zu setzen, ohne Schuldgefühle.
- verbessert Kooperation und Kommunikation, weil wir präsenter sind und offener zuhören.
- macht resilienter gegenüber Veränderungen und Phasen der Unsicherheit.
Und: Achtsamkeit kann nicht nur in äußerer Stille praktiziert werden. Ihr Wert zeigt sich sogar oft besonders, wenn sie als innere Haltung in Aktivitäten mit eingebracht wird: Etwa in schwierige Gespräche mit Mitarbeitenden, Kunden und Kollegen, in die Auswahl des Essens in der Mittagspause, ins Wechseln von einem Aktivitätsmodus in einen anderen, beim konzentrierten Fokussieren auf eine bestimmte Aufgabe und auch beim Treffen von Entscheidungen.
Konkrete Tipps, wie man beginnen kann, Achtsamkeit in den Arbeitsalltag zu integrieren, führe ich unten aus.
Mein eigener Weg zur Achtsamkeitspraxis: Wie ich zu Mindfulness-based stress reduction (MBSR) nach Jon Kabat-Zinn kam
Achtsamkeit als weltanschaulich neutrale Praxis für Stressreduktion und Resilienz kann man natürlich auch in Kursen kennenlernen. Das bekannteste Format ist das 8-Wochen-Programm nach Jon Kabat-Zinn. Es ist wissenschaftlich gut untersucht und zahlreiche Studien belegen die gesundheitsunterstützende Wirkung. Achtsamkeit hat auch Eingang gefunden in moderne Psychotherapie, da sie die mentale Gesundheit stärken und emotionale Selbstregulation fördern kann.
Mein eigener Weg führte mich im Jahr 2005 in einer beruflich besonders stressigen Phase zuerst zu Jon Kabat-Zinns Buch „Gesund durch Meditation“ und dann zu seinem MBSR-Programm. MBSR steht für mindfulness-based stress reduction – übersetzt „Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion“. Für mich war es nichts weniger als lebensverändernd, Achtsamkeit kennenzulernen und in mein Leben zu integrieren.
Was Achtsamkeit bei mir veränderte
Von Natur aus bin ich kein besonders resilienter Mensch: Hochsensibel, idealistisch, sehr empathisch (und schlecht in Abgrenzung) und zudem sehr ambitioniert und vielfältig interessiert, war mein Geist in typischer Hochsensiblen-Scanner-Manier extrem zerstreut. Meist war ich dauergestresst und nervlich dysreguliert.
Ich arbeitete damals zudem in einem sehr stressigen Umfeld – als Presseverantwortliche für ein Unternehmen mit viel öffentlicher Aufmerksamkeit und in einer Umstrukturierung. Durch die Achtsamkeitspraxis fand ich einen Weg, anders mit dem Stress umzugehen, der in solchen intensiven Arbeitssituationen dazugehört.
Achtsamkeit lehrte mich, mich, meinen Körper und meine Bedürfnisse wieder besser zu spüren und gesündere Grenzen zu setzen – auch gegenüber meinen eigenen Ambitionen, Standards und Ideen! Und ich lernte, auch im Außen bei der Arbeit auf eine ganz neue Weise in gesunde Selbstführung und Selbstfürsorge zu gehen. Meine Resilienz und auch meine Produktivität profitierten sehr davon.
Keine Wundertechnik – aber eine Basiskompetenz für mentale Gesundheit und Umgang mit Krisen
Es ist mir wichtig, zugleich zu sagen, dass Achtsamkeit keine „Wundertechnik“ ist, die alles löst. Ich erlebte „trotz“ meiner Achtsamkeitspraxis in einer späteren beruflichen Hochstressphase, zu der eine private Krise kam, ein Burnout.
Eine Achtsamkeitspraxis allein kann keine psychische Krise verhindern. Aber sie war für mich – neben Therapie und dem Aufarbeiten meiner inneren Konflikte – ein unverzichtbares Werkzeug, um die Krise zu überstehen und schließlich zu überwinden.
Von Selbstwert und dem Wert menschlicher Arbeit
Ich persönlich lernte durch die Praxis der Achtsamkeit in dieser Phase, dass mein Selbstwert auf einer tieferen Ebene von klassischer „Leistung“ unabhängig ist. Es ist schön, dass Achtsamkeit auch die Leistungsfähigkeit durch bessere Konzentration zu stärken vermag – aber diese tiefere Ebene ist das eigentliche Geschenk.
Denn wollen und können wir wirklich mit KI in einen Wettlauf um Output treten? Oder geht es nicht um etwas ganz anderes – etwas viel Wichtigeres? Den Begriff von „Leistung“ müssen wir im KI-Zeitalter jedenfalls grundlegend neu denken.
Meiner Überzeugung nach liegt der Mehrwert menschlichen Arbeitens heute weniger auf klassischen „Leistungs-KPIs“ als vielmehr bei genau diesen Achtsamkeits-basierten Fähigkeiten. Es ist wichtiger denn je, dass wir auch bei der Arbeit als ganze, vollständige Menschen mit geistiger Wachheit, emotionaler Präsenz und innerer Zentrierheit da sind. Denn dies ist die Basis für Authentizität, stimmige Entscheidungen, klare Unterscheidungskraft und auch echte, authentische Verbindung mit anderen. Dies ist viel relevanter als die reine messbare „Leistung“ im Sinne von Output je Zeiteinheit!
Meine eigene Erfahrung inspirierte mich, selbst MBSR-Lehrerin zu werden. Seit 2010 unterrichte ich Kurse für Achtsamkeit im Arbeitskontext – online oder vor Ort in der Region Bühl, Baden, Karlsruhe und Offenburg.
Tipp: Viele Krankenkassen bezuschussen eine Achtsamkeitskurs-Teilnahme – bei Interesse einfach bei der eigenen mal anfragen. Firmen, Organisationen und Schulen können solche Maßnahmen auch als BGM-Maßnahme ansetzen.
Außer in Kursen vermittle ich die Grundlagen von Achtsamkeit und MBSR auch in einem individuellen Coaching an interessierte Einzelpersonen wie Führungskräfte und Unternehmer:innen. Termine und Optionen
Meine Prognose: Achtsamkeit als Kernkompetenz moderner Arbeit
Achtsamkeit ist weder Wellness noch „nice to have“, sondern die Basis für echte Mündigkeit und Humanität – und vor allem in der modernen und hochkomplexen Arbeitswelt unverzichtbar!
Wir brauchen Achtsamkeit auf verschiedenen Ebenen, um die Herausforderungen unserer Zeit gut zu meistern:
Individuell: Wer seinen Geist führen kann, statt sich von Emotionen, Reizen oder Technologien führen zu lassen, bleibt unabhängig, zentriert und handlungs- und entscheidungsfähig – selbst in Krisen.
Organisational: Teams, die Achtsamkeit kultivieren, arbeiten kooperativer, kreativer und widerstandsfähiger. Achtsamkeit fördert Vertrauen in sich selbst und andere, Problemlösekompetenz, Kommunikation und sogar Kreativität.
Gesellschaftlich: In einer Welt, in der KI und Automatisierung vieles übernehmen, wird der menschliche Mehrwert in Empathie, unabhängiger Urteilsfähigkeit und Intuition liegen – Fähigkeiten, die Achtsamkeit stärkt.

So fängst du mit Achtsamkeit im Berufsalltag an
Um achtsam zu sein, muss man nicht stundenlang still sitzen und an nichts denken. Es gibt formelle Übungswege, wie Sitzmeditation, Gehmeditation, Yoga / Qigong und auch Übungen wie den „Bodyscan“ / Yoga Nidra. Diese können regelmäßig und gezielt geübt werden, um den Geist zu beruhigen und in die Gegenwart und den Körper zurückzuholen.
Daneben gibt es eine ganze Reihe weiterer informeller Übungsmöglichkeiten, die sich wunderbar in den Alltag integrieren lassen.
Was immer geht – achtsames Atmen
Die einfachste Achtsamkeitsübung ist, sich seines eigenen Atems bewusst zu sein.
Denn der Atem ist die Schnittstelle zwischen Geist und Körper und reagiert zum einen sehr fein auf das, was wir gerade erleben, kann also so ein Signal sein, wie viel Stress wir gerade derzeit spüren. Zum anderen können wir aber auch den Atem bewusst steuern und so auf unser autonomes Nervensystem beruhigend einwirken.
Eine wunderbare Atemübung ist die sogenannte Lippenbremse. Hier wird einfach die Ausatmung verlängert, indem mit dem Mund ein kleiner Verschluss gebildet wird, um den Atemstrom zu verlangsamen. Das Entscheidende ist, dass die Ausatmung verlängert wird, denn das hat meist binnen weniger Minuten eine stark beruhigende Wirkung auf das Nervensystem. Mit ein wenig Übung kann man auf die gleiche Weise durch die Nase atmen, ohne die Lippen zu schürzen. So lässt sich diese beruhigende Atmung sogar unauffällig in stressigen Meetings üben!
Es gibt viele weitere gute Atem-Übungen, wie die Wechselatmung, wo man die Ein- und Ausatmung zwischen den Nasenlöchern abwechselt. Das gleicht die Gehirnhälften aus, beruhigt und fördert vernetztes Denken.
Auch simple alltägliche Dinge – wie achtsam eine Tasse Tee zu trinken, zu duschen, eine Mahlzeit einzunehmen oder eine achtsame Ich-tue-gar-nichts-Pause mitten im Arbeitsalltag – sind wunderbare Möglichkeiten, Achtsamkeit zu praktizieren.
Auch immer wieder auf den Strom der eigenen Gedanken zu achten und nicht alles für bare Münze zu nehmen, was diese Gedanken uns suggerieren, ist ein Teil von Achtsamkeitspraxis.
Praktische Tipps
Wenn du mit Achtsamkeit beginnen möchtest, empfehle ich, dir Höranleitungen zu suchen von jemandem, dessen Stimme du magst. Probiere einfach mal für fünf bis zehn Minuten eine solche Sitzmeditation oder auch einen Bodyscan oder etwas Ähnliches aus.
Reserviere dir jeden Tag ein wenig Zeit dafür. Am besten morgens vor der Arbeit oder abends vor dem Schlafengehen.
Und dann versuche als nächstes, eine kleine weitere achtsame Einheit in deinen Tag zu integrieren, beispielsweise eine achtsame Pause. Das kann so einfach sein wie ein Spaziergang in der Mittagszeit.
Und nach und nach kannst du diese Praktiken erweitern. Schließlich wird dies eine Inselkette aus achtsamen Momenten, die dich trägt und dir nach und nach eine andere Perspektive auf deinen Alltag ermöglicht.
5 Schritte für Achtsamkeit im Berufsalltag
1. Missverständnisse ausräumen
Du musst nicht stundenlang meditieren. Schon wenige Minuten täglich können einen Unterschied machen.
2. Formelle Praxis kennenlernen – mit Höranleitungen oder Meditations-App
- Sitzmeditation
- Gehmeditation
- Yoga oder Qigong
- Body Scan
Einige meiner Höranleitungen für Achtsamkeitsübungen findest du hier.
3. Den Atem als Anker nutzen
Achtsam atmen: z. B. einige Minuten mit sanfter Lippenbremse oder Wechselatmung üben
4. Informelle Achtsamkeit in den Alltag bringen
- Achtsam essen oder Tee trinken
- Eine „Aus-dem-Fenster-Schauen“-Pause im Büro
- Den Gedankenstrom beobachten, ohne auf die „Stories“ darin zu reagieren. Für Fortgeschrittene: Die Nachrichten in dieser Haltung verfolgen!
5. Routine aufbauen – als tragfähige „Inseln im Alltag“
- Starte mit 5–10 Minuten morgens oder abends.
- Ergänze eine weitere achtsame Einheit in deinem Tag, z. B. einen Spaziergang in der Mittagspause.
- Baue Schritt für Schritt eine „Inselkette“ aus achtsamen Momenten auf, die dich trägt.
Tipps: Schau dich gerne hier auf meinem Blog ein wenig um – du findest viele weitere Hinweise, wie Achtsamkeit im Alltag geht. Und mit meinem Newsletter bekommst du bei Interesse regelmäßig hilfreiche Tipps und Inspirationen direkt in dein Postfach, wie du Achtsamkeit in deinen Alltag integrieren kannst.