Ich und mein Musculus decisiosus major: Wie ich lernte, meine Träume selbst zu verwirklichen
Eine überraschende anatomische Entdeckung, dank derer ich doch noch „signed Artist“ wurde – und noch viel mehr!
Inspiriert durch Birgit Krügers wunderbare Blogparade „Die eine Entscheidung, die in meinem Leben wirklich etwas verändert hat“ erzähle ich hier die Geschichte, wie ich recht spät in meinem inneren Entscheidungsmuskel eine noch tiefere Schicht entdeckte – mit lebensverändernden Folgen.
+++
Wie an anderer Stelle beschrieben, wollte ich als junge Frau weder (Latein-)Lehrerin noch (Sport-)Ärztin werden, sondern: Popstar. Genauer gesagt war mir schon damals klar, dass man, um von Musik leben zu können, sehr erfolgreich sein muss.
Die Musik ist meine große Liebe. Schon als Kind war meine Lieblingsbeschäftigung Singen und Tanzen – übrigens ein großartiges selbstregulatives Gegengewicht zu meinem anderen Supertalent – „Mir-selbst-Stressmachen“.
Seit ich zwölf bin, schreibe ich Songs. Was habe ich nicht alles durch die Musik und meine Leidenschaft dafür gelernt! Hier nur zwei Beispiele: Meine musikalischen Heroes, die Beatles, waren meine Englisch-Lehrer und nicht unschuldig daran, dass ich zum Studieren später nach England ging. Und von Michael Jackson lernte ich – neben musikalischen Inspirationen – ziemlich viel über Edutainment und Storytelling (und kam darüber letztlich mit einem kurzen Zwischenstopp im Journalismus zur PR – doch das ist eine andere Geschichte).
Hochambitioniert und fremdbestimmt – an mir selbst vorbei
Ich tat alles, was man damals, Anfang der 2000er, tat, um im Musikbusiness entdeckt zu werden. An die Jüngeren: Damals gab es noch große Musik-Labels, die tatsächlich ihre Künstler proaktiv promoteten. Wenn man einen „Plattenvertrag“ hatte (Platten sind diese dünnen Scheiben, die … ach, egal), hatte man eine (un)faire Chance, zu dem einen von zehn Künstlern zu werden, der statistisch den Durchbruch schafft und eine Musikkarriere hat. Um ehrlich zu sein, das Musikbusiness fand ich damals schon schrecklich – laut, grell, oberflächlich und durchaus suboptimal für die psychische und körperliche Gesundheit. Besonders als sensibler Mensch.
Ich folgte trotzdem meinem Herzen, produzierte Demo-Tapes (auf Vierspur-Kassette, für die Eingeweihten) und schickte sie immer wieder an verschiedene große Labels. Oder brachte sie persönlich vorbei, wenn ich in London oder Berlin war. Ich belegte Kurse an der Mannheimer Popakademie. Ich hatte Bands (bzw. ich managte meine Mitmusiker, denen es oft mehr ums Zusammen-Abhängen ging).
Und ich verbrachte viel Zeit in einem Tonstudio – verzichtete dafür sogar auf ein weiteres Studium (Psychologie wäre relevanter und berufsführender gewesen, wie ich feststellte, nachdem ich meinen Master of Philosophy aus Cambridge in der Tasche hatte. Sag einer, dass das Studium nicht lebensreifer macht)!
Ich wurde versetzt, vertröstet, angebaggert und mit guten Ratschlägen beglückt:
„Warum singst du nicht auf Deutsch?“
„Warum tanzt du nicht wie Britney?“
„Warum hängst du dir auf der Bühne nicht eine Gitarre um?“
Doch kein Label interessierte sich wirklich für mich und meine Kunst.
Ein jähes Ende meines großen Traums und die lange Sinnsuche danach
Das Ganze endete abrupt, als ich im Tonstudio, mit dem ich damals zusammenarbeitete, persönlich bedroht wurde. Da wusste ich, dass es Zeit war, zu gehen und doch „etwas Vernünftiges zu machen“, um Geld zu verdienen und unabhängig zu sein.
Aber es war nicht nur mein großer Traum zerbrochen. Sondern auch ein Teil meines Selbstbewusstseins, meines Selbstverständnisses. Ich hatte immerhin einen Ruf gehabt. Diese Songs schreibe nicht ich – sie fallen mir zu, fliessen durch mich in diese Welt. Doch jetzt? Würde sie niemand hören.
Ich suchte nach meinem Lebenssinn. Denn das, was ich bisher dafür gehalten hatte, war nicht lebbar.
Es war ein heftiger Schlag und ich verlor sogar für einige Zeit meine Stimme, konnte nicht mehr singen.
Eine Passion ist uns treu – ich fand sie wieder, auf eine ganz neue Weise
Ich fand meine Liebe zur Musik wieder – sie war ja eigentlich nie weg gewesen. Nur meine alte Vorstellung vom Weg war pulverisiert.
Dank meiner Passion für Yoga, die ich damals in dieser Sinnsuche-Zeit entdeckte, fand ich über Kirtan-Musik auch meine Stimme wieder – beziehungsweise entdeckte damit meine authentische Stimme sogar erst überhaupt – in von Leistungs- und Erfolgsansprüchen befreiter Form.

(Beim Proben fürs Tonstudio meines 2. Albums mit meiner Mentorin Spring in Los Angeles, 2018)
Bei einem Yoga- und Kirtan-Retreat bekam ich im Jahr 2008 die entscheidende Inspiration: Die Yogalehrerin führte am Ende der Stunde in eine Meditation. Und zwar nicht in irgendeine, sondern in die innere Reise bis zum Augenblick des Todes und dem Rückblick auf das eigene Leben. Und da sah ich glasklar, dass ich es immer bereuen würde, meine Musik nicht in die Welt gebracht zu haben!
Doch die Frage, wie das gehen sollte und warum ich bisher gescheitert war, beschäftigte mich weiter. Ich zerbrach mir den Kopf, was ich falsch gemacht hatte oder wo ich nicht diszipliniert genug gewesen war. Ich machte sogar nochmal Anläufe, im Homestudio meine Songs aufzunehmen – doch da erstickten Technikhürden (oder mein Perfektionismus? ;-)) meine Kreativität.
Es folgten weitere Jahre der Sinnsuche. Ich wurde zertifizierte Achtsamkeits-Lehrerin und begann meine Ausbildung zur Yogalehrerin.
Und dann stieß ich im Jahr 2011 /2012 – durch meine hauptberufliche Arbeit in einer Schnittstelle aus Marketing, Kommunikation, Produkt- und Businessentwicklung – auf das Thema Startups und Investorentum. Ich wurde innerlich zur Intrapreneurin (und das war auch der Start meiner Reise zum Entrepreneurship – dazu unten mehr).
Der zündende Entwicklungsfunke – geboren aus einer tiefen Krise
Inneres Wachstum ist wie ein Same: Unsichtbar, bis der Keimling die Krume durchbricht. Oft braucht es auch einen Durchbruch-Imuls. Dieser war bei mir im Jahr 2014, als mich eine schwierige Beziehungssituation existenziell wachrüttelte.
Damals flossen mir viele neue Songs zu, die mich beflügelten – während mein Privatleben eher Richtung Tiefpunkt schlitterte. Ich wollte so vieles ausdrücken und leben – und konnte nicht. Die Umstände schienen sich dagegen verschworen zu haben.
Vielleicht war es das Gewicht dieses Gefühls von Ohnmacht, was endlich meinen Lebenssinn nach ganz neuen Lösungen suchen ließ?
Ich werde nie den Moment vergessen, als ich in meinem Wohnzimmer saß auf einmal diese Erkenntnis in meinen Kopf spazierte und mir zutiefst klar wurde:
Ich muss nicht darauf warten, „entdeckt“ zu werden!
Weder in der Liebe. Noch im Job. Noch in der Musik.
Ich kann selbst meine erste (und einzige) Investorin in meine Herzenswünsche und meine Zukunft sein!
Und so entdeckte ich im zarten Alter von 36 Jahren meinen „Musculus decisiosus major“.
Es war ein tiefer Perspektivwechsel – der Gedanke war tatsächlich nichts weniger als bewusstseins-verändernd.
Die tiefste Schicht des Entscheidungsmuskels: Nicht „was willst du tun“, sondern „wer willst du sein“?
Es war mehr als eine Entscheidung für den einen oder anderen Weg. Denn natürlich hatte ich auch zuvor schon große Entscheidungen mutig getroffen – viele sogar! Aber diese ging tiefer: Es war eine Entscheidung für ein neues Selbstverständnis – von mir als mutige Gestalterin meines eigenen Lebens.
Ich sagte also „Ja“ zu mir selbst und entschied mich, 8.000 Euro für die Produktion einer CD zusammen mit Profimusikern in einem Tonstudio in die Hand zu nehmen. Das war damals sehr viel Geld für mich – aber ich konnte es mir leisten, auch dank des „vernünftigen“ Jobs. 😉
Und so kommt es, dass ich inzwischen zwei Alben mit meiner Musik aufgenommen habe.

Könnte ich heute in Frieden sterben? Nein, denn ein reifer Ruf hat Schichten
Es gibt noch vieles, was ich unbedingt in die Welt bringen möchte – und auch das Musikthema ist keineswegs erfüllt. Denn der Witz ist, dass ich noch immer keinen Weg gefunden habe, meine Songs über meine Festplatte oder Website hinaus „in die Welt zu bringen“.
Aber die Suche nach Möglichkeiten dazu brachte den nächsten entscheidenden Impuls in mein Leben: Ich entdeckte auf diese Weise die Welt des Online-Business! Und Menschen wie Amy Porterfield, Jeff Walker, Sigrun und Maria Husch, die auf inspirierende Weise zeigen, was mit „Boot-strapping“ und einem unternehmerischen Mindest möglich ist.
Und das erweiterte meine Sicht von mir selbst als Intrapreneurin und Selbst-Investorin nochmals. Und es führte mich nach und nach zu dem Punkt, wo ich erkannte, dass diese Art des Arbeitens für mich ideal ist – gleich ob mit Musik oder anderen Themen, für die ich brenne, wie persönliche Entwicklung!
Mein Ruf 2.0: Verbundener, geerdeter – und offen für weitere Entwicklung
Und so bin ich heute, 10 Jahre nachdem meine erste CD das Licht der Welt erblickt hat, stolze Solopreneurin und bringe meine Herzensthemen durch meine Arbeit in die Welt: Andere, feinfühlige, vielfältig interessierte und engagiert-idealistische Menschen dabei zu unterstützen, ebenfalls in ihre Kraft zu kommen. Zu entdecken, wie sie ihre großen Leidenschaften leben können ohne auszubrennen. Indem sie sich selbst als Investor:innen und Leader:innen ihres Lebens erkennen und lernen, sich selbst gut dahin zu führen, wo sie innerlich wirklich zuhause sind und ihre Talente und Visionen sinnvoll einbringen können!
Und meine Musik? Ist als „innere Stimme“ und kreative Impulsgeberin meines Arbeitens mit anderen dabei. Und auch meine „äußere Stimme“ prägt meine Arbeit – etwa beim Anleiten von Achtsamkeitsübungen und inneren Reisen.
Außerdem wartet irgendwo in meiner Zukunft auch schon mein Musikprojekt Nummer drei sowie viele weitere SEHR große Projekte für Bücher und Filme darauf, dass ich meinen Musculus decisiosus major weiter trainiert habe …

Eine großartige Geschichte. Ich habe sie regelrecht verschlungen. Wer daran zu verzweifeln droht, für die eigenen Träume nicht die gewünschte Aufmerksamkeit bei anderen zu finden, sollte unbedingt diesen Artikel lesen!
Vielen Dank fürs Teilen!
Liebe Birgit, das freut mich sehr! Deine Geschichte hat mich auch sehr inspiriert!